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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Zusatz zum neunzehnten Hauptstücke.
II.

Diese deutschen Benennungen reimen sich mit dem
Worte Ursache nicht wohl so zusammen, daß sie
vier Arten von Ursachen bezeichnen sollten. Sie
lassen sich aber, von einer andern Seite betrachtet, den-
noch zusammenreimen. Als Arten einer Gattung
betrachtet, sind sie zu viel ungleichartig. Besser
aber mögen sie als Theile eines Ganzen angesehen
werden.

III.

Denn man stelle sich vor, daß eine Wirkung
geschehe, so wird unstreitig 1°. eine wirkende Ursa-
che
dazu erfordert, und diese verdient den Namen
von Ursache im eigentlichsten Verstande. Damit
aber die Wirkung nicht ein leerer Luftstreich sey,
so muß allerdings etwas da seyn, worinn die Wir-
kung sich äußert; und dieses mag der Stoff heißen.
Dieser erhält durch die Einwirkung der Ursache eine
Veränderung. Und wenn der Stoff selbst in seinen
Theilen, ihrer Lage, ihrer Verbindung, Zusammen-
hang etc. verändert wird, so erhält derselbe eine andere
Gestalt. Endlich, wenn alles dieses nicht bloß für
die lange Weile
geschehen seyn soll, so muß auch
darauf gesehen werden, wohin die nunmehr geänderte
Gestalt, oder überhaupt die geschehene Veränderung,
abzwecken kann, wohin es damit gezielt ist, wozu
nun der umgeänderte Stoff dienet etc. Und dieses
mag der Zweck oder Endzweck etc. heißen.

IV.

Daß nun hiebey zuweilen der wirkenden Ursa-
chen
mehrere seyn können; daß nebst denselben noch
Mittel und Werkzeuge können gebraucht werden;
daß unter dem Namen von Veränderungen auch

Tren-
Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke.
II.

Dieſe deutſchen Benennungen reimen ſich mit dem
Worte Urſache nicht wohl ſo zuſammen, daß ſie
vier Arten von Urſachen bezeichnen ſollten. Sie
laſſen ſich aber, von einer andern Seite betrachtet, den-
noch zuſammenreimen. Als Arten einer Gattung
betrachtet, ſind ſie zu viel ungleichartig. Beſſer
aber moͤgen ſie als Theile eines Ganzen angeſehen
werden.

III.

Denn man ſtelle ſich vor, daß eine Wirkung
geſchehe, ſo wird unſtreitig 1°. eine wirkende Urſa-
che
dazu erfordert, und dieſe verdient den Namen
von Urſache im eigentlichſten Verſtande. Damit
aber die Wirkung nicht ein leerer Luftſtreich ſey,
ſo muß allerdings etwas da ſeyn, worinn die Wir-
kung ſich aͤußert; und dieſes mag der Stoff heißen.
Dieſer erhaͤlt durch die Einwirkung der Urſache eine
Veraͤnderung. Und wenn der Stoff ſelbſt in ſeinen
Theilen, ihrer Lage, ihrer Verbindung, Zuſammen-
hang ꝛc. veraͤndert wird, ſo erhaͤlt derſelbe eine andere
Geſtalt. Endlich, wenn alles dieſes nicht bloß fuͤr
die lange Weile
geſchehen ſeyn ſoll, ſo muß auch
darauf geſehen werden, wohin die nunmehr geaͤnderte
Geſtalt, oder uͤberhaupt die geſchehene Veraͤnderung,
abzwecken kann, wohin es damit gezielt iſt, wozu
nun der umgeaͤnderte Stoff dienet ꝛc. Und dieſes
mag der Zweck oder Endzweck ꝛc. heißen.

IV.

Daß nun hiebey zuweilen der wirkenden Urſa-
chen
mehrere ſeyn koͤnnen; daß nebſt denſelben noch
Mittel und Werkzeuge koͤnnen gebraucht werden;
daß unter dem Namen von Veraͤnderungen auch

Tren-
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[234/0242] Zuſatz zum neunzehnten Hauptſtuͤcke. II. Dieſe deutſchen Benennungen reimen ſich mit dem Worte Urſache nicht wohl ſo zuſammen, daß ſie vier Arten von Urſachen bezeichnen ſollten. Sie laſſen ſich aber, von einer andern Seite betrachtet, den- noch zuſammenreimen. Als Arten einer Gattung betrachtet, ſind ſie zu viel ungleichartig. Beſſer aber moͤgen ſie als Theile eines Ganzen angeſehen werden. III. Denn man ſtelle ſich vor, daß eine Wirkung geſchehe, ſo wird unſtreitig 1°. eine wirkende Urſa- che dazu erfordert, und dieſe verdient den Namen von Urſache im eigentlichſten Verſtande. Damit aber die Wirkung nicht ein leerer Luftſtreich ſey, ſo muß allerdings etwas da ſeyn, worinn die Wir- kung ſich aͤußert; und dieſes mag der Stoff heißen. Dieſer erhaͤlt durch die Einwirkung der Urſache eine Veraͤnderung. Und wenn der Stoff ſelbſt in ſeinen Theilen, ihrer Lage, ihrer Verbindung, Zuſammen- hang ꝛc. veraͤndert wird, ſo erhaͤlt derſelbe eine andere Geſtalt. Endlich, wenn alles dieſes nicht bloß fuͤr die lange Weile geſchehen ſeyn ſoll, ſo muß auch darauf geſehen werden, wohin die nunmehr geaͤnderte Geſtalt, oder uͤberhaupt die geſchehene Veraͤnderung, abzwecken kann, wohin es damit gezielt iſt, wozu nun der umgeaͤnderte Stoff dienet ꝛc. Und dieſes mag der Zweck oder Endzweck ꝛc. heißen. IV. Daß nun hiebey zuweilen der wirkenden Urſa- chen mehrere ſeyn koͤnnen; daß nebſt denſelben noch Mittel und Werkzeuge koͤnnen gebraucht werden; daß unter dem Namen von Veraͤnderungen auch Tren-

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/242>, abgerufen am 19.04.2024.