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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Kraft.
so bleiben sie so, wenn man auch beyde Geschwindig-
keiten rückwärts annimmt, und daher kömmt die erste
Geschwindigkeit nicht wiederum heraus. Dieses ge-
schieht aber bey den (§. 388.) herausgebrachten For-
meln. Wir machen diese Anmerkungen hier, um
zu zeigen, daß, wenn auch in der (§. 385.) gebrauch-
ten Art zu schließen, nicht alle Evidenz ist, man doch
den Druck, der in den anstoßenden Theilen ist, nicht
wohl anders vertheilen könne, als wir es daselbst
gethan haben.

§. 392.

Da wir ferner (§. 389.) a posteriori gefunden ha-
ben, daß, weil wirklich elastische Körper sind, schon
die kleinsten soliden Theile entweder elastisch seyn, oder
wenn sie hart sind, dennoch mit den elastischen einer-
ley Gesetze des Stoßes haben müssen; so können wir
hier ferner anmerken, daß, wenn man die Frage, ob
sie elastisch sind, a priori entscheiden will, es schlecht-
hin auf den Beweis der Möglichkeit ankomme. Diese
Frage läßt sich nun auf diejenige reduciren, welcher
wir in dem §. 91. und §. 143. und so auch in der Ale-
thiologie (§. 96.) gemacht haben, ob sich nämlich bey
dem Soliden innere Unterschiede der Dichtigkeit ge-
denken lassen, so daß ein gleicher Raum mit mehr
oder minder Solidem ausgefüllt seyn könne, ohne
daß der Continuität etwas abgehe oder leere Zwischen-
räumchen bleiben? Hievon kann man nun die Mög-
lichkeit nicht widerlegen. Ob aber die wirklich existi-
renden Theilchen so verschieden sind, ist eine andere
Frage, die meines Wissens, außer von Herrn Euler,
noch nicht untersucht worden ist. Dieser große Meß-
künstler hat in seinen Opusculis daraus, daß die
Schwere der Körper auf der Erdfläche, so weit man

die
B 2

Die Kraft.
ſo bleiben ſie ſo, wenn man auch beyde Geſchwindig-
keiten ruͤckwaͤrts annimmt, und daher koͤmmt die erſte
Geſchwindigkeit nicht wiederum heraus. Dieſes ge-
ſchieht aber bey den (§. 388.) herausgebrachten For-
meln. Wir machen dieſe Anmerkungen hier, um
zu zeigen, daß, wenn auch in der (§. 385.) gebrauch-
ten Art zu ſchließen, nicht alle Evidenz iſt, man doch
den Druck, der in den anſtoßenden Theilen iſt, nicht
wohl anders vertheilen koͤnne, als wir es daſelbſt
gethan haben.

§. 392.

Da wir ferner (§. 389.) a poſteriori gefunden ha-
ben, daß, weil wirklich elaſtiſche Koͤrper ſind, ſchon
die kleinſten ſoliden Theile entweder elaſtiſch ſeyn, oder
wenn ſie hart ſind, dennoch mit den elaſtiſchen einer-
ley Geſetze des Stoßes haben muͤſſen; ſo koͤnnen wir
hier ferner anmerken, daß, wenn man die Frage, ob
ſie elaſtiſch ſind, a priori entſcheiden will, es ſchlecht-
hin auf den Beweis der Moͤglichkeit ankomme. Dieſe
Frage laͤßt ſich nun auf diejenige reduciren, welcher
wir in dem §. 91. und §. 143. und ſo auch in der Ale-
thiologie (§. 96.) gemacht haben, ob ſich naͤmlich bey
dem Soliden innere Unterſchiede der Dichtigkeit ge-
denken laſſen, ſo daß ein gleicher Raum mit mehr
oder minder Solidem ausgefuͤllt ſeyn koͤnne, ohne
daß der Continuitaͤt etwas abgehe oder leere Zwiſchen-
raͤumchen bleiben? Hievon kann man nun die Moͤg-
lichkeit nicht widerlegen. Ob aber die wirklich exiſti-
renden Theilchen ſo verſchieden ſind, iſt eine andere
Frage, die meines Wiſſens, außer von Herrn Euler,
noch nicht unterſucht worden iſt. Dieſer große Meß-
kuͤnſtler hat in ſeinen Opuſculis daraus, daß die
Schwere der Koͤrper auf der Erdflaͤche, ſo weit man

die
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[19/0027] Die Kraft. ſo bleiben ſie ſo, wenn man auch beyde Geſchwindig- keiten ruͤckwaͤrts annimmt, und daher koͤmmt die erſte Geſchwindigkeit nicht wiederum heraus. Dieſes ge- ſchieht aber bey den (§. 388.) herausgebrachten For- meln. Wir machen dieſe Anmerkungen hier, um zu zeigen, daß, wenn auch in der (§. 385.) gebrauch- ten Art zu ſchließen, nicht alle Evidenz iſt, man doch den Druck, der in den anſtoßenden Theilen iſt, nicht wohl anders vertheilen koͤnne, als wir es daſelbſt gethan haben. §. 392. Da wir ferner (§. 389.) a poſteriori gefunden ha- ben, daß, weil wirklich elaſtiſche Koͤrper ſind, ſchon die kleinſten ſoliden Theile entweder elaſtiſch ſeyn, oder wenn ſie hart ſind, dennoch mit den elaſtiſchen einer- ley Geſetze des Stoßes haben muͤſſen; ſo koͤnnen wir hier ferner anmerken, daß, wenn man die Frage, ob ſie elaſtiſch ſind, a priori entſcheiden will, es ſchlecht- hin auf den Beweis der Moͤglichkeit ankomme. Dieſe Frage laͤßt ſich nun auf diejenige reduciren, welcher wir in dem §. 91. und §. 143. und ſo auch in der Ale- thiologie (§. 96.) gemacht haben, ob ſich naͤmlich bey dem Soliden innere Unterſchiede der Dichtigkeit ge- denken laſſen, ſo daß ein gleicher Raum mit mehr oder minder Solidem ausgefuͤllt ſeyn koͤnne, ohne daß der Continuitaͤt etwas abgehe oder leere Zwiſchen- raͤumchen bleiben? Hievon kann man nun die Moͤg- lichkeit nicht widerlegen. Ob aber die wirklich exiſti- renden Theilchen ſo verſchieden ſind, iſt eine andere Frage, die meines Wiſſens, außer von Herrn Euler, noch nicht unterſucht worden iſt. Dieſer große Meß- kuͤnſtler hat in ſeinen Opuſculis daraus, daß die Schwere der Koͤrper auf der Erdflaͤche, ſo weit man die B 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 19. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/27>, abgerufen am 16.04.2024.