matic gehöret. Denn die Meßkunst hat bis derma- len noch immer dem Philosophen Stoff gegeben, seine Theorie von allem, was Methode heißt, zu berei- chern und auszubessern. Wir haben bisher den Euclid sehr oft und nicht anders, als in dieser Ab- sicht angeführet. Man wird auch zu dem in dem (§. 455.) angeführten Beyspiel der Schwere, in der Physic und Mathesi adplicata noch leicht mehrere fin- den, welche zeigen, daß der Mathematiker dem Philosophen nicht selten Stoff angiebt, ohne welchen dieser kaum wüßte, was er zu suchen hat, und daß sich letzterer des erstern Verfahren zur Regel machen kann, (§. 611.).
§. 685.
Hingegen ist man in der Philosophie anders ver- fahren. Wolf machte sich eine Ehre daraus, daß er die Euclidischen Grundsätze erweisen können. Es hat aber einmal nur die betroffen, an deren Deut- lichkeit, Evidenz und Wahrheit noch kein Mensch den geringsten Zweifel und Anstand gefunden. Hin- gegen von dem eilften Euclidischen Grundsatze, den man sich mit mehrerer Mühe und weniger Evi- denz als wahr vorstellet, war bey diesem Rühmen nicht die Rede. Und die Art, wie Wolf mit Zu- ziehung des philosophischen Begriffes der Aehnlich- keit diese Schwierigkeit vermeiden, und die Geome- trie anders vortragen wollen, hat wenig Beyfall ge- funden. Von den übrigen Grundsätzen aber kam der ganze Beweis darauf an, daß Wolf die Defi- nitionen so einrichtete, daß sie sich daraus beweisen ließen, (§. 11. 21. seqq.). Es war dabey vergessen, daß man keiner Worterklärung bedarf, wo man die Sache unmittelbar selbst vorzeigen kann, (§. 26.).
So-
Lamb. Archit.II.B. U
Das Allgemeine der Groͤße.
matic gehoͤret. Denn die Meßkunſt hat bis derma- len noch immer dem Philoſophen Stoff gegeben, ſeine Theorie von allem, was Methode heißt, zu berei- chern und auszubeſſern. Wir haben bisher den Euclid ſehr oft und nicht anders, als in dieſer Ab- ſicht angefuͤhret. Man wird auch zu dem in dem (§. 455.) angefuͤhrten Beyſpiel der Schwere, in der Phyſic und Matheſi adplicata noch leicht mehrere fin- den, welche zeigen, daß der Mathematiker dem Philoſophen nicht ſelten Stoff angiebt, ohne welchen dieſer kaum wuͤßte, was er zu ſuchen hat, und daß ſich letzterer des erſtern Verfahren zur Regel machen kann, (§. 611.).
§. 685.
Hingegen iſt man in der Philoſophie anders ver- fahren. Wolf machte ſich eine Ehre daraus, daß er die Euclidiſchen Grundſaͤtze erweiſen koͤnnen. Es hat aber einmal nur die betroffen, an deren Deut- lichkeit, Evidenz und Wahrheit noch kein Menſch den geringſten Zweifel und Anſtand gefunden. Hin- gegen von dem eilften Euclidiſchen Grundſatze, den man ſich mit mehrerer Muͤhe und weniger Evi- denz als wahr vorſtellet, war bey dieſem Ruͤhmen nicht die Rede. Und die Art, wie Wolf mit Zu- ziehung des philoſophiſchen Begriffes der Aehnlich- keit dieſe Schwierigkeit vermeiden, und die Geome- trie anders vortragen wollen, hat wenig Beyfall ge- funden. Von den uͤbrigen Grundſaͤtzen aber kam der ganze Beweis darauf an, daß Wolf die Defi- nitionen ſo einrichtete, daß ſie ſich daraus beweiſen ließen, (§. 11. 21. ſeqq.). Es war dabey vergeſſen, daß man keiner Worterklaͤrung bedarf, wo man die Sache unmittelbar ſelbſt vorzeigen kann, (§. 26.).
So-
Lamb. Archit.II.B. U
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Das Allgemeine der Groͤße.
matic gehoͤret. Denn die Meßkunſt hat bis derma-
len noch immer dem Philoſophen Stoff gegeben, ſeine
Theorie von allem, was Methode heißt, zu berei-
chern und auszubeſſern. Wir haben bisher den
Euclid ſehr oft und nicht anders, als in dieſer Ab-
ſicht angefuͤhret. Man wird auch zu dem in dem
(§. 455.) angefuͤhrten Beyſpiel der Schwere, in der
Phyſic und Matheſi adplicata noch leicht mehrere fin-
den, welche zeigen, daß der Mathematiker dem
Philoſophen nicht ſelten Stoff angiebt, ohne welchen
dieſer kaum wuͤßte, was er zu ſuchen hat, und daß
ſich letzterer des erſtern Verfahren zur Regel machen
kann, (§. 611.).
§. 685.
Hingegen iſt man in der Philoſophie anders ver-
fahren. Wolf machte ſich eine Ehre daraus, daß
er die Euclidiſchen Grundſaͤtze erweiſen koͤnnen. Es
hat aber einmal nur die betroffen, an deren Deut-
lichkeit, Evidenz und Wahrheit noch kein Menſch
den geringſten Zweifel und Anſtand gefunden. Hin-
gegen von dem eilften Euclidiſchen Grundſatze,
den man ſich mit mehrerer Muͤhe und weniger Evi-
denz als wahr vorſtellet, war bey dieſem Ruͤhmen
nicht die Rede. Und die Art, wie Wolf mit Zu-
ziehung des philoſophiſchen Begriffes der Aehnlich-
keit dieſe Schwierigkeit vermeiden, und die Geome-
trie anders vortragen wollen, hat wenig Beyfall ge-
funden. Von den uͤbrigen Grundſaͤtzen aber kam
der ganze Beweis darauf an, daß Wolf die Defi-
nitionen ſo einrichtete, daß ſie ſich daraus beweiſen
ließen, (§. 11. 21. ſeqq.). Es war dabey vergeſſen,
daß man keiner Worterklaͤrung bedarf, wo man die
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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/313>, abgerufen am 19.04.2024.
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