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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Die Einheit.
§. 718.

So viel oder wenig man nun von solchen einzeln
Absichten zusammen nehmen muß, um die Ausmes-
sungsart zu finden, so wird erfordert, daß sie bey
jeden Theilen der Sache vorkommen, und wo dieses
nicht ist, da müssen die Theile, wobey sie vorkom-
men, besonders genommen werden, damit man nicht
das Gleichartige mit dem Ungleichartigen vermenge,
(§. 458.). So z. E. haben wir oben (§. 283.) gese-
hen, daß sich die Grade der hypothetischen Noth-
wendigkeit nach den Kräften proportioniren, womit
das gemeinsame Band des Ganzen getrennet oder
überwältiget werden muß, wenn es solle anfangen
können, anders zu seyn, als es ist. Dabey wird
nun an sich vorausgesetzt, das gemeinsame Band er-
strecke sich gleichförmig auf jede Theile des Ganzen,
und habe durchaus gleiche Stärke. Denn ist diese
in verschiedenen Theilen verschieden, so kömmt eine
ganz andere Berechnung der hypothetischen Noth-
wendigkeit des Beharrens heraus, und es läßt sich
dabey ein Größtes, ein Kleinstes, das Mittel zwi-
schen beyden, das Mittel aus allen etc. gedenken.

§. 719.

Es giebt überhaupt verschiedene Wege, wodurch
wir uns versichern, daß eine Sache in einer oder
mehrern Absichten größer oder kleiner seyn könne.
Denn 1°. entweder sehen wir aus der Erfah-
rung, daß es Veränderungen in ihrer Größe
giebt; oder 2°. wir können uns die Art, wie
die Größe verändert, oder die Sache größer
oder kleiner seyn kann, klar vorstellen.
Sollten wir
hiebey die schon öfters angeführte Theorie von dem Me-
chanismus
der Fibern des Gehirnes zu Hülfe nehmen,

so
Y 2
Die Einheit.
§. 718.

So viel oder wenig man nun von ſolchen einzeln
Abſichten zuſammen nehmen muß, um die Ausmeſ-
ſungsart zu finden, ſo wird erfordert, daß ſie bey
jeden Theilen der Sache vorkommen, und wo dieſes
nicht iſt, da muͤſſen die Theile, wobey ſie vorkom-
men, beſonders genommen werden, damit man nicht
das Gleichartige mit dem Ungleichartigen vermenge,
(§. 458.). So z. E. haben wir oben (§. 283.) geſe-
hen, daß ſich die Grade der hypothetiſchen Noth-
wendigkeit nach den Kraͤften proportioniren, womit
das gemeinſame Band des Ganzen getrennet oder
uͤberwaͤltiget werden muß, wenn es ſolle anfangen
koͤnnen, anders zu ſeyn, als es iſt. Dabey wird
nun an ſich vorausgeſetzt, das gemeinſame Band er-
ſtrecke ſich gleichfoͤrmig auf jede Theile des Ganzen,
und habe durchaus gleiche Staͤrke. Denn iſt dieſe
in verſchiedenen Theilen verſchieden, ſo koͤmmt eine
ganz andere Berechnung der hypothetiſchen Noth-
wendigkeit des Beharrens heraus, und es laͤßt ſich
dabey ein Groͤßtes, ein Kleinſtes, das Mittel zwi-
ſchen beyden, das Mittel aus allen ꝛc. gedenken.

§. 719.

Es giebt uͤberhaupt verſchiedene Wege, wodurch
wir uns verſichern, daß eine Sache in einer oder
mehrern Abſichten groͤßer oder kleiner ſeyn koͤnne.
Denn 1°. entweder ſehen wir aus der Erfah-
rung, daß es Veraͤnderungen in ihrer Groͤße
giebt; oder 2°. wir koͤnnen uns die Art, wie
die Groͤße veraͤndert, oder die Sache groͤßer
oder kleiner ſeyn kann, klar vorſtellen.
Sollten wir
hiebey die ſchon oͤfters angefuͤhrte Theorie von dem Me-
chanismus
der Fibern des Gehirnes zu Huͤlfe nehmen,

ſo
Y 2
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[339/0347] Die Einheit. §. 718. So viel oder wenig man nun von ſolchen einzeln Abſichten zuſammen nehmen muß, um die Ausmeſ- ſungsart zu finden, ſo wird erfordert, daß ſie bey jeden Theilen der Sache vorkommen, und wo dieſes nicht iſt, da muͤſſen die Theile, wobey ſie vorkom- men, beſonders genommen werden, damit man nicht das Gleichartige mit dem Ungleichartigen vermenge, (§. 458.). So z. E. haben wir oben (§. 283.) geſe- hen, daß ſich die Grade der hypothetiſchen Noth- wendigkeit nach den Kraͤften proportioniren, womit das gemeinſame Band des Ganzen getrennet oder uͤberwaͤltiget werden muß, wenn es ſolle anfangen koͤnnen, anders zu ſeyn, als es iſt. Dabey wird nun an ſich vorausgeſetzt, das gemeinſame Band er- ſtrecke ſich gleichfoͤrmig auf jede Theile des Ganzen, und habe durchaus gleiche Staͤrke. Denn iſt dieſe in verſchiedenen Theilen verſchieden, ſo koͤmmt eine ganz andere Berechnung der hypothetiſchen Noth- wendigkeit des Beharrens heraus, und es laͤßt ſich dabey ein Groͤßtes, ein Kleinſtes, das Mittel zwi- ſchen beyden, das Mittel aus allen ꝛc. gedenken. §. 719. Es giebt uͤberhaupt verſchiedene Wege, wodurch wir uns verſichern, daß eine Sache in einer oder mehrern Abſichten groͤßer oder kleiner ſeyn koͤnne. Denn 1°. entweder ſehen wir aus der Erfah- rung, daß es Veraͤnderungen in ihrer Groͤße giebt; oder 2°. wir koͤnnen uns die Art, wie die Groͤße veraͤndert, oder die Sache groͤßer oder kleiner ſeyn kann, klar vorſtellen. Sollten wir hiebey die ſchon oͤfters angefuͤhrte Theorie von dem Me- chanismus der Fibern des Gehirnes zu Huͤlfe nehmen, ſo Y 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 339. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/347>, abgerufen am 29.03.2024.