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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXIV. Hauptstück.
nauere Untersuchung gleich anfangs an. Die eine
Größe sey A, die andere B. Nimmt nun A und B
zugleich zu, so setzet man, daß A in Verhältniß und
zwar in gerader Verhältniß von B sey. Bemerket
man aber, daß B stärker zunimmt als A, so setzet
man B sey in Verhältniß von A2, A3, A2:3, An, etc.
Nimmt hingegen B ab, wenn A zunimmt, so ver-
fällt man sogleich auf umgekehrte Verhältnisse, und
setzet A sey umgekehrt, wie B, B2, B3, Bn, etc. oder B
umgekehrt, wie A, A2, A3, An, etc. Solche willkühr-
liche Voraussetzungen haben nun in einigen Fällen
zugetroffen. So z. E. sind bey der Stralenbrechung
die Sinus der Neigungswinkel in Verhältniß der Sinus
der Refractionswinkel. So ist bey den im luftleeren
Raume fallenden Körpern der durchlaufene Raum,
wie das Quadrat der Zeit, und in dem Sonnensy-
stem die Attraction oder Schwere umgekehrt, wie
das Quadrat des Abstandes etc. Es hat aber auch
Fälle gegeben, wo solche einfache Verhältnisse nicht
haben angehen wollen. So z. E. fand man bey der
anziehenden Kraft des Magneten, der Electricität etc.
schon mehr Verwirrung, wenn man sie mit der Di-
stanz vergleichen wollte. Bey größern Geschwindig-
keiten steht man noch dermalen an, ob der Widerstand
der Luft sich nach dem Quadrate derselben richte, und
die oben (§. 419. seqq.) gemachte Anmerkungen zei-
gen ebenfalls, daß bey dem Stoße elastischer Körper
mehrere Dimensionen und Umstände mit in die Rech-
nung gezogen werden müssen, wenn man die Formeln
für jede Körper und Geschwindigkeiten allgemein ha-
ben will. Jn der Astronomie ist die mittlere Bewe-
gung bald nichts anders, als daß man anfangs alle
Veränderungen am Firmamente den Zeiten propor-
tional setzte, und man hat sie in den astronomischen

Tafeln

XXIV. Hauptſtuͤck.
nauere Unterſuchung gleich anfangs an. Die eine
Groͤße ſey A, die andere B. Nimmt nun A und B
zugleich zu, ſo ſetzet man, daß A in Verhaͤltniß und
zwar in gerader Verhaͤltniß von B ſey. Bemerket
man aber, daß B ſtaͤrker zunimmt als A, ſo ſetzet
man B ſey in Verhaͤltniß von A2, A3, A2:3, An, ꝛc.
Nimmt hingegen B ab, wenn A zunimmt, ſo ver-
faͤllt man ſogleich auf umgekehrte Verhaͤltniſſe, und
ſetzet A ſey umgekehrt, wie B, B2, B3, Bn, ꝛc. oder B
umgekehrt, wie A, A2, A3, An, ꝛc. Solche willkuͤhr-
liche Vorausſetzungen haben nun in einigen Faͤllen
zugetroffen. So z. E. ſind bey der Stralenbrechung
die Sinus der Neigungswinkel in Verhaͤltniß der Sinus
der Refractionswinkel. So iſt bey den im luftleeren
Raume fallenden Koͤrpern der durchlaufene Raum,
wie das Quadrat der Zeit, und in dem Sonnenſy-
ſtem die Attraction oder Schwere umgekehrt, wie
das Quadrat des Abſtandes ꝛc. Es hat aber auch
Faͤlle gegeben, wo ſolche einfache Verhaͤltniſſe nicht
haben angehen wollen. So z. E. fand man bey der
anziehenden Kraft des Magneten, der Electricitaͤt ꝛc.
ſchon mehr Verwirrung, wenn man ſie mit der Di-
ſtanz vergleichen wollte. Bey groͤßern Geſchwindig-
keiten ſteht man noch dermalen an, ob der Widerſtand
der Luft ſich nach dem Quadrate derſelben richte, und
die oben (§. 419. ſeqq.) gemachte Anmerkungen zei-
gen ebenfalls, daß bey dem Stoße elaſtiſcher Koͤrper
mehrere Dimenſionen und Umſtaͤnde mit in die Rech-
nung gezogen werden muͤſſen, wenn man die Formeln
fuͤr jede Koͤrper und Geſchwindigkeiten allgemein ha-
ben will. Jn der Aſtronomie iſt die mittlere Bewe-
gung bald nichts anders, als daß man anfangs alle
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Tafeln
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[354/0362] XXIV. Hauptſtuͤck. nauere Unterſuchung gleich anfangs an. Die eine Groͤße ſey A, die andere B. Nimmt nun A und B zugleich zu, ſo ſetzet man, daß A in Verhaͤltniß und zwar in gerader Verhaͤltniß von B ſey. Bemerket man aber, daß B ſtaͤrker zunimmt als A, ſo ſetzet man B ſey in Verhaͤltniß von A2, A3, A2:3, An, ꝛc. Nimmt hingegen B ab, wenn A zunimmt, ſo ver- faͤllt man ſogleich auf umgekehrte Verhaͤltniſſe, und ſetzet A ſey umgekehrt, wie B, B2, B3, Bn, ꝛc. oder B umgekehrt, wie A, A2, A3, An, ꝛc. Solche willkuͤhr- liche Vorausſetzungen haben nun in einigen Faͤllen zugetroffen. So z. E. ſind bey der Stralenbrechung die Sinus der Neigungswinkel in Verhaͤltniß der Sinus der Refractionswinkel. So iſt bey den im luftleeren Raume fallenden Koͤrpern der durchlaufene Raum, wie das Quadrat der Zeit, und in dem Sonnenſy- ſtem die Attraction oder Schwere umgekehrt, wie das Quadrat des Abſtandes ꝛc. Es hat aber auch Faͤlle gegeben, wo ſolche einfache Verhaͤltniſſe nicht haben angehen wollen. So z. E. fand man bey der anziehenden Kraft des Magneten, der Electricitaͤt ꝛc. ſchon mehr Verwirrung, wenn man ſie mit der Di- ſtanz vergleichen wollte. Bey groͤßern Geſchwindig- keiten ſteht man noch dermalen an, ob der Widerſtand der Luft ſich nach dem Quadrate derſelben richte, und die oben (§. 419. ſeqq.) gemachte Anmerkungen zei- gen ebenfalls, daß bey dem Stoße elaſtiſcher Koͤrper mehrere Dimenſionen und Umſtaͤnde mit in die Rech- nung gezogen werden muͤſſen, wenn man die Formeln fuͤr jede Koͤrper und Geſchwindigkeiten allgemein ha- ben will. Jn der Aſtronomie iſt die mittlere Bewe- gung bald nichts anders, als daß man anfangs alle Veraͤnderungen am Firmamente den Zeiten propor- tional ſetzte, und man hat ſie in den aſtronomiſchen Tafeln

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/362>, abgerufen am 29.03.2024.