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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXV. Hauptstück.
zusammen, und man suchet, ohne jedes besonders
und für sich zu betrachten, nur das auf, worinn sie
sämmtlich übereinkommen, und daher einander ähn-
lich sind. Hingegen, wo man das Einfache suchet,
so betrachtet man ein Ding für sich, und suchet die
Verschiedenheiten, die in demselben sind, ohne dar-
auf zu sehen, ob sie in andern Dingen auch vorkom-
men oder nicht. Dadurch kommt man nun dem Ein-
fachen näher, und man erreichet es ganz, wenn man
auf solche Bestimmungen kömmt, die nichts mehr
in sich haben, das der Art nach von einander zu un-
terscheiden wäre. Diese beyde Arten zu verfahren
sind nun allerdings einander entgegengesetzt, unge-
achtet sie im Grunde betrachtet auf eines hinaus lau-
fen sollten, weil das einfache, so man nach der letz-
tern Art findet, ebenfalls, wie wohl mit andern Com-
binationen, in mehrern Dingen vorkömmt, weil diese
sonst schlechthin nicht ähnlich seyn könnten. Jndes-
sen, wo man nur die Aehnlichkeiten aufsuchet, da
machet man sich eine Regel daraus, dieselben in ei-
nen Begriff zusammen zu nehmen, und diesen, als
die Art oder Gattung anzusehen. Und hiebey muß
man sich gewöhnlich nach der Sprache richten, als
welche noch lange nicht zu jeden Stufen von Aehn-
lichkeiten Wörter angiebt. Hingegen, wo man das
Einfache aufsuchet, da kann man sich nicht darnach
richten, ob von den Bestimmungen, die man findet,
mehrere oder weniger auch in andern Dingen vor-
kommen, und ob sie demnach müssen beysammen ge-
lassen werden oder nicht; sondern sie werden, auch
wo man sie beysammen findet, getrennet, damit man
jedes für sich betrachten, und sowohl seine Grade als
seine Combinabilität mit andern bestimmen könne.
Der Vortheil, den man davon hat, ist, daß wenn

man

XXV. Hauptſtuͤck.
zuſammen, und man ſuchet, ohne jedes beſonders
und fuͤr ſich zu betrachten, nur das auf, worinn ſie
ſaͤmmtlich uͤbereinkommen, und daher einander aͤhn-
lich ſind. Hingegen, wo man das Einfache ſuchet,
ſo betrachtet man ein Ding fuͤr ſich, und ſuchet die
Verſchiedenheiten, die in demſelben ſind, ohne dar-
auf zu ſehen, ob ſie in andern Dingen auch vorkom-
men oder nicht. Dadurch kommt man nun dem Ein-
fachen naͤher, und man erreichet es ganz, wenn man
auf ſolche Beſtimmungen koͤmmt, die nichts mehr
in ſich haben, das der Art nach von einander zu un-
terſcheiden waͤre. Dieſe beyde Arten zu verfahren
ſind nun allerdings einander entgegengeſetzt, unge-
achtet ſie im Grunde betrachtet auf eines hinaus lau-
fen ſollten, weil das einfache, ſo man nach der letz-
tern Art findet, ebenfalls, wie wohl mit andern Com-
binationen, in mehrern Dingen vorkoͤmmt, weil dieſe
ſonſt ſchlechthin nicht aͤhnlich ſeyn koͤnnten. Jndeſ-
ſen, wo man nur die Aehnlichkeiten aufſuchet, da
machet man ſich eine Regel daraus, dieſelben in ei-
nen Begriff zuſammen zu nehmen, und dieſen, als
die Art oder Gattung anzuſehen. Und hiebey muß
man ſich gewoͤhnlich nach der Sprache richten, als
welche noch lange nicht zu jeden Stufen von Aehn-
lichkeiten Woͤrter angiebt. Hingegen, wo man das
Einfache aufſuchet, da kann man ſich nicht darnach
richten, ob von den Beſtimmungen, die man findet,
mehrere oder weniger auch in andern Dingen vor-
kommen, und ob ſie demnach muͤſſen beyſammen ge-
laſſen werden oder nicht; ſondern ſie werden, auch
wo man ſie beyſammen findet, getrennet, damit man
jedes fuͤr ſich betrachten, und ſowohl ſeine Grade als
ſeine Combinabilitaͤt mit andern beſtimmen koͤnne.
Der Vortheil, den man davon hat, iſt, daß wenn

man
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[372/0380] XXV. Hauptſtuͤck. zuſammen, und man ſuchet, ohne jedes beſonders und fuͤr ſich zu betrachten, nur das auf, worinn ſie ſaͤmmtlich uͤbereinkommen, und daher einander aͤhn- lich ſind. Hingegen, wo man das Einfache ſuchet, ſo betrachtet man ein Ding fuͤr ſich, und ſuchet die Verſchiedenheiten, die in demſelben ſind, ohne dar- auf zu ſehen, ob ſie in andern Dingen auch vorkom- men oder nicht. Dadurch kommt man nun dem Ein- fachen naͤher, und man erreichet es ganz, wenn man auf ſolche Beſtimmungen koͤmmt, die nichts mehr in ſich haben, das der Art nach von einander zu un- terſcheiden waͤre. Dieſe beyde Arten zu verfahren ſind nun allerdings einander entgegengeſetzt, unge- achtet ſie im Grunde betrachtet auf eines hinaus lau- fen ſollten, weil das einfache, ſo man nach der letz- tern Art findet, ebenfalls, wie wohl mit andern Com- binationen, in mehrern Dingen vorkoͤmmt, weil dieſe ſonſt ſchlechthin nicht aͤhnlich ſeyn koͤnnten. Jndeſ- ſen, wo man nur die Aehnlichkeiten aufſuchet, da machet man ſich eine Regel daraus, dieſelben in ei- nen Begriff zuſammen zu nehmen, und dieſen, als die Art oder Gattung anzuſehen. Und hiebey muß man ſich gewoͤhnlich nach der Sprache richten, als welche noch lange nicht zu jeden Stufen von Aehn- lichkeiten Woͤrter angiebt. Hingegen, wo man das Einfache aufſuchet, da kann man ſich nicht darnach richten, ob von den Beſtimmungen, die man findet, mehrere oder weniger auch in andern Dingen vor- kommen, und ob ſie demnach muͤſſen beyſammen ge- laſſen werden oder nicht; ſondern ſie werden, auch wo man ſie beyſammen findet, getrennet, damit man jedes fuͤr ſich betrachten, und ſowohl ſeine Grade als ſeine Combinabilitaͤt mit andern beſtimmen koͤnne. Der Vortheil, den man davon hat, iſt, daß wenn man

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/380>, abgerufen am 19.04.2024.