Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Die einfache Gestalt der Größe.
§. 754.

Die Hauptbedingungen, die bey dem Aufsuchen
solcher einfachen Verschiedenheiten, und zugleich bey
der Frage, wie fern sie sich auf das Allgemeine be-
ziehen lassen, wenn dieses nur nach den Aehnlichkei-
ten genommen wird, sind die Gleichartigkeit und
Unabhängigkeit. Letztere fordert, daß wenn zwo
oder mehrere Dimensionen in Betrachtung kommen,
die Sache nach jeder für sich größer oder kleiner wer-
den könne, ohne daß dieses einen Einfluß auf die
übrigen habe. So z. E. wird in der Photometrie
gesetzt, die Verhältniß des auffallenden und zurück-
geworfenen Lichtes bleibe unter einerley Einfallswinkel
beständig, das Licht mag stärker oder schwächer seyn.
Dieses wird nun allerdings nur so weit gelten, als
ein gar zu starkes Licht, wie z. E. die Sonnenstralen
im Brennpuncte eines Brennglases, die Fläche des
Körpers nicht ganz zerstöret, und denselben entweder
schmelzt oder verbrennt, oder seine Farbe ändert.
Denn dieses sind nicht Wirkungen des Lichtes, son-
dern der Wärme. Man findet bey dem Stoße ela-
stischer Körper ähnliche Gränzen von den Gesetzen,
nach welchen man denselben berechnet, weil, wenn
die Geschwindigkeit beträchtlich genug ist, die Elasti-
cität zerstöret werden kann. Auf solche Umstände hat
man allerdings zu merken, damit man die Formeln,
so man findet, nicht weiter ausdehne, als sie wirklich
gehen.

§. 755.

Hingegen bezieht sich die Bedingung von der
Gleichartigkeit auf die mehrern Fälle, auf welche
man gleiche Formeln und Regeln der Berechnung an-
bringen will. Und da ist die Entscheidung, wie weit

diese
A a 4
Die einfache Geſtalt der Groͤße.
§. 754.

Die Hauptbedingungen, die bey dem Aufſuchen
ſolcher einfachen Verſchiedenheiten, und zugleich bey
der Frage, wie fern ſie ſich auf das Allgemeine be-
ziehen laſſen, wenn dieſes nur nach den Aehnlichkei-
ten genommen wird, ſind die Gleichartigkeit und
Unabhaͤngigkeit. Letztere fordert, daß wenn zwo
oder mehrere Dimenſionen in Betrachtung kommen,
die Sache nach jeder fuͤr ſich groͤßer oder kleiner wer-
den koͤnne, ohne daß dieſes einen Einfluß auf die
uͤbrigen habe. So z. E. wird in der Photometrie
geſetzt, die Verhaͤltniß des auffallenden und zuruͤck-
geworfenen Lichtes bleibe unter einerley Einfallswinkel
beſtaͤndig, das Licht mag ſtaͤrker oder ſchwaͤcher ſeyn.
Dieſes wird nun allerdings nur ſo weit gelten, als
ein gar zu ſtarkes Licht, wie z. E. die Sonnenſtralen
im Brennpuncte eines Brennglaſes, die Flaͤche des
Koͤrpers nicht ganz zerſtoͤret, und denſelben entweder
ſchmelzt oder verbrennt, oder ſeine Farbe aͤndert.
Denn dieſes ſind nicht Wirkungen des Lichtes, ſon-
dern der Waͤrme. Man findet bey dem Stoße ela-
ſtiſcher Koͤrper aͤhnliche Graͤnzen von den Geſetzen,
nach welchen man denſelben berechnet, weil, wenn
die Geſchwindigkeit betraͤchtlich genug iſt, die Elaſti-
citaͤt zerſtoͤret werden kann. Auf ſolche Umſtaͤnde hat
man allerdings zu merken, damit man die Formeln,
ſo man findet, nicht weiter ausdehne, als ſie wirklich
gehen.

§. 755.

Hingegen bezieht ſich die Bedingung von der
Gleichartigkeit auf die mehrern Faͤlle, auf welche
man gleiche Formeln und Regeln der Berechnung an-
bringen will. Und da iſt die Entſcheidung, wie weit

dieſe
A a 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0383" n="375"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die einfache Ge&#x017F;talt der Gro&#x0364;ße.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 754.</head><lb/>
            <p>Die Hauptbedingungen, die bey dem Auf&#x017F;uchen<lb/>
&#x017F;olcher einfachen Ver&#x017F;chiedenheiten, und zugleich bey<lb/>
der Frage, wie fern &#x017F;ie &#x017F;ich auf das Allgemeine be-<lb/>
ziehen la&#x017F;&#x017F;en, wenn die&#x017F;es nur nach den Aehnlichkei-<lb/>
ten genommen wird, &#x017F;ind die <hi rendition="#fr">Gleichartigkeit</hi> und<lb/><hi rendition="#fr">Unabha&#x0364;ngigkeit.</hi> Letztere fordert, daß wenn zwo<lb/>
oder mehrere Dimen&#x017F;ionen in Betrachtung kommen,<lb/>
die Sache nach jeder fu&#x0364;r &#x017F;ich gro&#x0364;ßer oder kleiner wer-<lb/>
den ko&#x0364;nne, ohne daß die&#x017F;es einen Einfluß auf die<lb/>
u&#x0364;brigen habe. So z. E. wird in der Photometrie<lb/>
ge&#x017F;etzt, die Verha&#x0364;ltniß des auffallenden und zuru&#x0364;ck-<lb/>
geworfenen Lichtes bleibe unter einerley Einfallswinkel<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig, das Licht mag &#x017F;ta&#x0364;rker oder &#x017F;chwa&#x0364;cher &#x017F;eyn.<lb/>
Die&#x017F;es wird nun allerdings nur &#x017F;o weit gelten, als<lb/>
ein gar zu &#x017F;tarkes Licht, wie z. E. die Sonnen&#x017F;tralen<lb/>
im Brennpuncte eines Brenngla&#x017F;es, die Fla&#x0364;che des<lb/>
Ko&#x0364;rpers nicht ganz zer&#x017F;to&#x0364;ret, und den&#x017F;elben entweder<lb/>
&#x017F;chmelzt oder verbrennt, oder &#x017F;eine Farbe a&#x0364;ndert.<lb/>
Denn die&#x017F;es &#x017F;ind nicht Wirkungen des Lichtes, &#x017F;on-<lb/>
dern der Wa&#x0364;rme. Man findet bey dem Stoße ela-<lb/>
&#x017F;ti&#x017F;cher Ko&#x0364;rper a&#x0364;hnliche Gra&#x0364;nzen von den Ge&#x017F;etzen,<lb/>
nach welchen man den&#x017F;elben berechnet, weil, wenn<lb/>
die Ge&#x017F;chwindigkeit betra&#x0364;chtlich genug i&#x017F;t, die Ela&#x017F;ti-<lb/>
cita&#x0364;t zer&#x017F;to&#x0364;ret werden kann. Auf &#x017F;olche Um&#x017F;ta&#x0364;nde hat<lb/>
man allerdings zu merken, damit man die Formeln,<lb/>
&#x017F;o man findet, nicht weiter ausdehne, als &#x017F;ie wirklich<lb/>
gehen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 755.</head><lb/>
            <p>Hingegen bezieht &#x017F;ich die Bedingung von der<lb/>
Gleichartigkeit auf die mehrern Fa&#x0364;lle, auf welche<lb/>
man gleiche Formeln und Regeln der Berechnung an-<lb/>
bringen will. Und da i&#x017F;t die Ent&#x017F;cheidung, wie weit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A a 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;e</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[375/0383] Die einfache Geſtalt der Groͤße. §. 754. Die Hauptbedingungen, die bey dem Aufſuchen ſolcher einfachen Verſchiedenheiten, und zugleich bey der Frage, wie fern ſie ſich auf das Allgemeine be- ziehen laſſen, wenn dieſes nur nach den Aehnlichkei- ten genommen wird, ſind die Gleichartigkeit und Unabhaͤngigkeit. Letztere fordert, daß wenn zwo oder mehrere Dimenſionen in Betrachtung kommen, die Sache nach jeder fuͤr ſich groͤßer oder kleiner wer- den koͤnne, ohne daß dieſes einen Einfluß auf die uͤbrigen habe. So z. E. wird in der Photometrie geſetzt, die Verhaͤltniß des auffallenden und zuruͤck- geworfenen Lichtes bleibe unter einerley Einfallswinkel beſtaͤndig, das Licht mag ſtaͤrker oder ſchwaͤcher ſeyn. Dieſes wird nun allerdings nur ſo weit gelten, als ein gar zu ſtarkes Licht, wie z. E. die Sonnenſtralen im Brennpuncte eines Brennglaſes, die Flaͤche des Koͤrpers nicht ganz zerſtoͤret, und denſelben entweder ſchmelzt oder verbrennt, oder ſeine Farbe aͤndert. Denn dieſes ſind nicht Wirkungen des Lichtes, ſon- dern der Waͤrme. Man findet bey dem Stoße ela- ſtiſcher Koͤrper aͤhnliche Graͤnzen von den Geſetzen, nach welchen man denſelben berechnet, weil, wenn die Geſchwindigkeit betraͤchtlich genug iſt, die Elaſti- citaͤt zerſtoͤret werden kann. Auf ſolche Umſtaͤnde hat man allerdings zu merken, damit man die Formeln, ſo man findet, nicht weiter ausdehne, als ſie wirklich gehen. §. 755. Hingegen bezieht ſich die Bedingung von der Gleichartigkeit auf die mehrern Faͤlle, auf welche man gleiche Formeln und Regeln der Berechnung an- bringen will. Und da iſt die Entſcheidung, wie weit dieſe A a 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/383
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/383>, abgerufen am 24.04.2024.