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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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XXVI. Hauptstück.
auch daran nicht halten, und indem wir die Sache
selbst vorstellen, wird sich deren Bedeutung in jedem
Falle ohne Mühe ergeben. Wir merken demnach
an, daß ungeachtet auf dem Maaßstabe ebenfalls
Einheiten vorkommen, dieselben doch weder die sind,
welche in der Sache vorkommen, noch auch nicht
nothwendig von gleicher Größe sind, und daß es in
Ansehung der Dimensionen eben die Bewandniß ha-
be, weil es zu einem Maaßstabe, überhaupt betrach-
tet, genug ist, daß die Größe vermittelst desselben
ausgemessen werden könne. Jndessen erhält derselbe
in besondern Fällen besondere Namen, zumal, wenn
die Eintheilung zu bestimmten Absichten gemacht ist,
wie z. E. der Visirstab zur Ausmessung der Fässer,
der Caliberstab zur Ausmessung der Stückkugeln
und Bomben, und ihres Spielraumes etc. Zuweilen
wird anstatt des Wortes Maaßstab lieber der Aus-
druck, daß etwas zum Maaße des andern diene,
oder andere demselben gleichgeltende Ausdrücke ge-
braucht, und man sieht dabey, wenn sie etwann auch
metaphorisch sind, auf die größere Grade der Aehn-
lichkeit, und folglich auf das Natürlichere der Me-
tapher. Wir führen diese Betrachtungen nur an,
um anzuzeigen, daß in allen diesen Benennungen ein
allgemeiner Begriff sey, und daß die Benennungen
nach den besondern Modificationen desselben abgeän-
dert werden. Dieses leitet uns nun zu der Betrach-
tung der einzeln Arten, die wir aufsuchen werden,
um die Mannichfaltigkeiten, die hiebey vorkommen,
anzumerken. Denn mit allgemeinen Betrachtungen
richtet man da, wo neue Ausmessungsarten gefunden,
oder eine der bereits bekannten angewandt werden
sollen, nicht viel aus.

§. 761.

XXVI. Hauptſtuͤck.
auch daran nicht halten, und indem wir die Sache
ſelbſt vorſtellen, wird ſich deren Bedeutung in jedem
Falle ohne Muͤhe ergeben. Wir merken demnach
an, daß ungeachtet auf dem Maaßſtabe ebenfalls
Einheiten vorkommen, dieſelben doch weder die ſind,
welche in der Sache vorkommen, noch auch nicht
nothwendig von gleicher Groͤße ſind, und daß es in
Anſehung der Dimenſionen eben die Bewandniß ha-
be, weil es zu einem Maaßſtabe, uͤberhaupt betrach-
tet, genug iſt, daß die Groͤße vermittelſt deſſelben
ausgemeſſen werden koͤnne. Jndeſſen erhaͤlt derſelbe
in beſondern Faͤllen beſondere Namen, zumal, wenn
die Eintheilung zu beſtimmten Abſichten gemacht iſt,
wie z. E. der Viſirſtab zur Ausmeſſung der Faͤſſer,
der Caliberſtab zur Ausmeſſung der Stuͤckkugeln
und Bomben, und ihres Spielraumes ꝛc. Zuweilen
wird anſtatt des Wortes Maaßſtab lieber der Aus-
druck, daß etwas zum Maaße des andern diene,
oder andere demſelben gleichgeltende Ausdruͤcke ge-
braucht, und man ſieht dabey, wenn ſie etwann auch
metaphoriſch ſind, auf die groͤßere Grade der Aehn-
lichkeit, und folglich auf das Natuͤrlichere der Me-
tapher. Wir fuͤhren dieſe Betrachtungen nur an,
um anzuzeigen, daß in allen dieſen Benennungen ein
allgemeiner Begriff ſey, und daß die Benennungen
nach den beſondern Modificationen deſſelben abgeaͤn-
dert werden. Dieſes leitet uns nun zu der Betrach-
tung der einzeln Arten, die wir aufſuchen werden,
um die Mannichfaltigkeiten, die hiebey vorkommen,
anzumerken. Denn mit allgemeinen Betrachtungen
richtet man da, wo neue Ausmeſſungsarten gefunden,
oder eine der bereits bekannten angewandt werden
ſollen, nicht viel aus.

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[382/0390] XXVI. Hauptſtuͤck. auch daran nicht halten, und indem wir die Sache ſelbſt vorſtellen, wird ſich deren Bedeutung in jedem Falle ohne Muͤhe ergeben. Wir merken demnach an, daß ungeachtet auf dem Maaßſtabe ebenfalls Einheiten vorkommen, dieſelben doch weder die ſind, welche in der Sache vorkommen, noch auch nicht nothwendig von gleicher Groͤße ſind, und daß es in Anſehung der Dimenſionen eben die Bewandniß ha- be, weil es zu einem Maaßſtabe, uͤberhaupt betrach- tet, genug iſt, daß die Groͤße vermittelſt deſſelben ausgemeſſen werden koͤnne. Jndeſſen erhaͤlt derſelbe in beſondern Faͤllen beſondere Namen, zumal, wenn die Eintheilung zu beſtimmten Abſichten gemacht iſt, wie z. E. der Viſirſtab zur Ausmeſſung der Faͤſſer, der Caliberſtab zur Ausmeſſung der Stuͤckkugeln und Bomben, und ihres Spielraumes ꝛc. Zuweilen wird anſtatt des Wortes Maaßſtab lieber der Aus- druck, daß etwas zum Maaße des andern diene, oder andere demſelben gleichgeltende Ausdruͤcke ge- braucht, und man ſieht dabey, wenn ſie etwann auch metaphoriſch ſind, auf die groͤßere Grade der Aehn- lichkeit, und folglich auf das Natuͤrlichere der Me- tapher. Wir fuͤhren dieſe Betrachtungen nur an, um anzuzeigen, daß in allen dieſen Benennungen ein allgemeiner Begriff ſey, und daß die Benennungen nach den beſondern Modificationen deſſelben abgeaͤn- dert werden. Dieſes leitet uns nun zu der Betrach- tung der einzeln Arten, die wir aufſuchen werden, um die Mannichfaltigkeiten, die hiebey vorkommen, anzumerken. Denn mit allgemeinen Betrachtungen richtet man da, wo neue Ausmeſſungsarten gefunden, oder eine der bereits bekannten angewandt werden ſollen, nicht viel aus. §. 761.

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/390>, abgerufen am 19.04.2024.