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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Der Maaßstab.
hat, ungleich sind, so fordert die Ausmessung, daß man
müsse angeben können, wie vielmal die eine größer ist
als die andere, und dieses ist es auch eigentlich, was
man von den Maaßstäben erwartet, die dabey sollen
angewandt, oder auf welche die Größen sollen ge-
bracht werden können. Wir haben in dem §. 767.
daher bereits angemerket, daß man zu diesem Ende
darauf zu sehen habe, woran und wodurch die Grade
unterschieden und kennbar gemacht werden können?
Dieses hat nun in denen Fällen keine große Schwie-
rigkeit, wo die Theile außer einander sind, oder von
einander getrennet und gleichsam vorgezählet werden
können, wie es z. E. bey dem Raume, der Zeit und
der Bewegung geschehen kann. Hingegen, wo sie
theils unsichtbar, theils in einander aufgehäufet sind,
wie bey den Graden der Jntensität, da giebt es leicht
mehrere Schwierigkeiten, und man hat genau darauf
zu sehen, was eine solche Aufhäufung nach sich zieht.
Denn so z. E. werden etwann flüßige Materien von
ungleicher Schwere und Dichtigkeit zusammen gegos-
sen, oder Salze darinn aufgelöset, oder Metalle zusam-
men geschmolzen, und die vermischte Materie ist gar
nicht nothwendig in Verhältniß der Dichtigkeit derer
die man vermischet hatte. Sie kann mehr oder minder
Raum einnehmen als sie vor der Vermischung ein-
nahm, je nach dem die Zwischenräumchen größer und
häufiger, oder kleiner und seltener werden. Man
kann eben so, wenn man zwo ungleich warme Ma-
terien zusammen gießt, nicht unbedingt auf den Grad
der Wärme schließen, den die Vermischung dabey
erhält, weil die Kräfte, wodurch in jeder Materie
die Theilchen verbunden waren, bey der Vermischung
aus dem Gleichgewichte gehoben werden können, in
welchem sie unter sich und mit der ausdehnenden

Kraft

Der Maaßſtab.
hat, ungleich ſind, ſo fordert die Ausmeſſung, daß man
muͤſſe angeben koͤnnen, wie vielmal die eine groͤßer iſt
als die andere, und dieſes iſt es auch eigentlich, was
man von den Maaßſtaͤben erwartet, die dabey ſollen
angewandt, oder auf welche die Groͤßen ſollen ge-
bracht werden koͤnnen. Wir haben in dem §. 767.
daher bereits angemerket, daß man zu dieſem Ende
darauf zu ſehen habe, woran und wodurch die Grade
unterſchieden und kennbar gemacht werden koͤnnen?
Dieſes hat nun in denen Faͤllen keine große Schwie-
rigkeit, wo die Theile außer einander ſind, oder von
einander getrennet und gleichſam vorgezaͤhlet werden
koͤnnen, wie es z. E. bey dem Raume, der Zeit und
der Bewegung geſchehen kann. Hingegen, wo ſie
theils unſichtbar, theils in einander aufgehaͤufet ſind,
wie bey den Graden der Jntenſitaͤt, da giebt es leicht
mehrere Schwierigkeiten, und man hat genau darauf
zu ſehen, was eine ſolche Aufhaͤufung nach ſich zieht.
Denn ſo z. E. werden etwann fluͤßige Materien von
ungleicher Schwere und Dichtigkeit zuſammen gegoſ-
ſen, oder Salze darinn aufgeloͤſet, oder Metalle zuſam-
men geſchmolzen, und die vermiſchte Materie iſt gar
nicht nothwendig in Verhaͤltniß der Dichtigkeit derer
die man vermiſchet hatte. Sie kann mehr oder minder
Raum einnehmen als ſie vor der Vermiſchung ein-
nahm, je nach dem die Zwiſchenraͤumchen groͤßer und
haͤufiger, oder kleiner und ſeltener werden. Man
kann eben ſo, wenn man zwo ungleich warme Ma-
terien zuſammen gießt, nicht unbedingt auf den Grad
der Waͤrme ſchließen, den die Vermiſchung dabey
erhaͤlt, weil die Kraͤfte, wodurch in jeder Materie
die Theilchen verbunden waren, bey der Vermiſchung
aus dem Gleichgewichte gehoben werden koͤnnen, in
welchem ſie unter ſich und mit der ausdehnenden

Kraft
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[397/0405] Der Maaßſtab. hat, ungleich ſind, ſo fordert die Ausmeſſung, daß man muͤſſe angeben koͤnnen, wie vielmal die eine groͤßer iſt als die andere, und dieſes iſt es auch eigentlich, was man von den Maaßſtaͤben erwartet, die dabey ſollen angewandt, oder auf welche die Groͤßen ſollen ge- bracht werden koͤnnen. Wir haben in dem §. 767. daher bereits angemerket, daß man zu dieſem Ende darauf zu ſehen habe, woran und wodurch die Grade unterſchieden und kennbar gemacht werden koͤnnen? Dieſes hat nun in denen Faͤllen keine große Schwie- rigkeit, wo die Theile außer einander ſind, oder von einander getrennet und gleichſam vorgezaͤhlet werden koͤnnen, wie es z. E. bey dem Raume, der Zeit und der Bewegung geſchehen kann. Hingegen, wo ſie theils unſichtbar, theils in einander aufgehaͤufet ſind, wie bey den Graden der Jntenſitaͤt, da giebt es leicht mehrere Schwierigkeiten, und man hat genau darauf zu ſehen, was eine ſolche Aufhaͤufung nach ſich zieht. Denn ſo z. E. werden etwann fluͤßige Materien von ungleicher Schwere und Dichtigkeit zuſammen gegoſ- ſen, oder Salze darinn aufgeloͤſet, oder Metalle zuſam- men geſchmolzen, und die vermiſchte Materie iſt gar nicht nothwendig in Verhaͤltniß der Dichtigkeit derer die man vermiſchet hatte. Sie kann mehr oder minder Raum einnehmen als ſie vor der Vermiſchung ein- nahm, je nach dem die Zwiſchenraͤumchen groͤßer und haͤufiger, oder kleiner und ſeltener werden. Man kann eben ſo, wenn man zwo ungleich warme Ma- terien zuſammen gießt, nicht unbedingt auf den Grad der Waͤrme ſchließen, den die Vermiſchung dabey erhaͤlt, weil die Kraͤfte, wodurch in jeder Materie die Theilchen verbunden waren, bey der Vermiſchung aus dem Gleichgewichte gehoben werden koͤnnen, in welchem ſie unter ſich und mit der ausdehnenden Kraft

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/405>, abgerufen am 29.03.2024.