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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Das Ausmeßbare.
Dinge zusammen zählen lassen, wiewohl es dabey so-
dann auch sein Bewenden hat, und haben soll, wenn
man nicht ohne genugsame Kenntniß der Sache auch
da noch Rechnungen und Ausmessungen fordert, wo
keine vorkommen können, und z. E. wissen will, wie
viel ein Jahr Zeit und ein Cubicfuß Raum zusam-
men ausmachen. Jnsbesondere aber kömmt die
Frage: wie viele? da vor, wo Einheiten von glei-
cher Art zusammen gezählet werden, und bey diesen
kömmt eigentlich das arithmetische Addiren und Sub-
trahiren vor. So rechnet man Thaler mit Thalern,
Stunden mit Stunden, Meilen mit Meilen, Cent-
ner mit Centnern etc. zusammen. Dieses wird in al-
len Anfangsgründen der Rechenkunst angemerket.
Hingegen kann es auch Fälle geben, wo es bey der
Frage, wie viele? eben so, wie vorhin bey der
Frage: welche? sein Bewenden hat, und wo sich
das, was man von der Größe einer Sache fraget,
auf das wie viele reducirt. Dieses will nun nicht
schlechthin nur sagen, daß, wenn man fraget, wie
groß z. E. eine Linie sey, man nur anzeigen dörfe,
wie viele Ruthen, Klafter, Fuß, Zoll etc. sie enthalte.
Denn so wird auf die Frage von jeder Größe geant-
wortet, welche aus mehrern Einheiten zusammenge-
setzt oder aufgehäufet ist: Sondern, wenn wir sagen,
daß es öfters bey dem: wie viele? sein Bewenden
habe, so ist es besonders in dem Verstande, wo die
Frage von der intensiven Größe nicht vorkömmt.
Man kann das, so wir oben (§. 709.) von der Exi-
stenz, imgleichen (§. 697.) von der Gleichheit ange-
merket haben, als hieher dienende Beyspiele ansehen.
Denn da die Existenz und die Gleichheit keine Gra-
dus intensitaris
haben, so kömmt der Begriff einer
größern Existenz und größern Gleichheit nicht vor,

son-
Lamb. Archit. II. B. D d

Das Ausmeßbare.
Dinge zuſammen zaͤhlen laſſen, wiewohl es dabey ſo-
dann auch ſein Bewenden hat, und haben ſoll, wenn
man nicht ohne genugſame Kenntniß der Sache auch
da noch Rechnungen und Ausmeſſungen fordert, wo
keine vorkommen koͤnnen, und z. E. wiſſen will, wie
viel ein Jahr Zeit und ein Cubicfuß Raum zuſam-
men ausmachen. Jnsbeſondere aber koͤmmt die
Frage: wie viele? da vor, wo Einheiten von glei-
cher Art zuſammen gezaͤhlet werden, und bey dieſen
koͤmmt eigentlich das arithmetiſche Addiren und Sub-
trahiren vor. So rechnet man Thaler mit Thalern,
Stunden mit Stunden, Meilen mit Meilen, Cent-
ner mit Centnern ꝛc. zuſammen. Dieſes wird in al-
len Anfangsgruͤnden der Rechenkunſt angemerket.
Hingegen kann es auch Faͤlle geben, wo es bey der
Frage, wie viele? eben ſo, wie vorhin bey der
Frage: welche? ſein Bewenden hat, und wo ſich
das, was man von der Groͤße einer Sache fraget,
auf das wie viele reducirt. Dieſes will nun nicht
ſchlechthin nur ſagen, daß, wenn man fraget, wie
groß z. E. eine Linie ſey, man nur anzeigen doͤrfe,
wie viele Ruthen, Klafter, Fuß, Zoll ꝛc. ſie enthalte.
Denn ſo wird auf die Frage von jeder Groͤße geant-
wortet, welche aus mehrern Einheiten zuſammenge-
ſetzt oder aufgehaͤufet iſt: Sondern, wenn wir ſagen,
daß es oͤfters bey dem: wie viele? ſein Bewenden
habe, ſo iſt es beſonders in dem Verſtande, wo die
Frage von der intenſiven Groͤße nicht vorkoͤmmt.
Man kann das, ſo wir oben (§. 709.) von der Exi-
ſtenz, imgleichen (§. 697.) von der Gleichheit ange-
merket haben, als hieher dienende Beyſpiele anſehen.
Denn da die Exiſtenz und die Gleichheit keine Gra-
dus intenſitaris
haben, ſo koͤmmt der Begriff einer
groͤßern Exiſtenz und groͤßern Gleichheit nicht vor,

ſon-
Lamb. Archit. II. B. D d
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[417/0425] Das Ausmeßbare. Dinge zuſammen zaͤhlen laſſen, wiewohl es dabey ſo- dann auch ſein Bewenden hat, und haben ſoll, wenn man nicht ohne genugſame Kenntniß der Sache auch da noch Rechnungen und Ausmeſſungen fordert, wo keine vorkommen koͤnnen, und z. E. wiſſen will, wie viel ein Jahr Zeit und ein Cubicfuß Raum zuſam- men ausmachen. Jnsbeſondere aber koͤmmt die Frage: wie viele? da vor, wo Einheiten von glei- cher Art zuſammen gezaͤhlet werden, und bey dieſen koͤmmt eigentlich das arithmetiſche Addiren und Sub- trahiren vor. So rechnet man Thaler mit Thalern, Stunden mit Stunden, Meilen mit Meilen, Cent- ner mit Centnern ꝛc. zuſammen. Dieſes wird in al- len Anfangsgruͤnden der Rechenkunſt angemerket. Hingegen kann es auch Faͤlle geben, wo es bey der Frage, wie viele? eben ſo, wie vorhin bey der Frage: welche? ſein Bewenden hat, und wo ſich das, was man von der Groͤße einer Sache fraget, auf das wie viele reducirt. Dieſes will nun nicht ſchlechthin nur ſagen, daß, wenn man fraget, wie groß z. E. eine Linie ſey, man nur anzeigen doͤrfe, wie viele Ruthen, Klafter, Fuß, Zoll ꝛc. ſie enthalte. Denn ſo wird auf die Frage von jeder Groͤße geant- wortet, welche aus mehrern Einheiten zuſammenge- ſetzt oder aufgehaͤufet iſt: Sondern, wenn wir ſagen, daß es oͤfters bey dem: wie viele? ſein Bewenden habe, ſo iſt es beſonders in dem Verſtande, wo die Frage von der intenſiven Groͤße nicht vorkoͤmmt. Man kann das, ſo wir oben (§. 709.) von der Exi- ſtenz, imgleichen (§. 697.) von der Gleichheit ange- merket haben, als hieher dienende Beyſpiele anſehen. Denn da die Exiſtenz und die Gleichheit keine Gra- dus intenſitaris haben, ſo koͤmmt der Begriff einer groͤßern Exiſtenz und groͤßern Gleichheit nicht vor, ſon- Lamb. Archit. II. B. D d

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 417. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/425>, abgerufen am 23.04.2024.