Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Gleichartigkeit.
Linien reichen würde, deren Theile man schlechthin
nur addirt, subtrahirt, und das Verhältniß ihrer
Längen aufsuchet. Jede Art von Größen würde da-
durch von den übrigen wie ganz unabhängig seyn, und
an sich ließe sie sich fast immer nur auf eine bloß
ideale Art betrachten, weil man sie ganz willkührlich
größer und kleiner annehmen würde, ohne zu wissen,
was in Absicht auf andere Arten von Größen daraus
folget. Dieses wäre aber wenig wissenschaftlich, weil
die wissenschaftliche Erkenntniß vornehmlich darauf
geht, daß man Verbindungen und Abhänglichkeiten
aufsuche, und vermittelst der gefundenen aus der ge-
ringsten Anzahl gegebener Stücke die übrigen alle fin-
den und bestimmen könne. Wir können noch beyfü-
gen, daß es uns in vielen Fällen schwer fallen wür-
de, zu finden, daß in einem vorgegebenen Falle eine
reale Verbindung und Abhänglichkeit statt habe,
wenn wir es nicht daraus schließen könnten, daß in
demselben die eine Art von Größen zugleich mit der
andern zu- und abnimmt.

§. 821.

Die Verbindungen und Abhänglichkeiten, wodurch
solche Verhältnisse und Vergleichungen ungleicharti-
ger Größen möglich sind, lassen sich nun in verschie-
dene Hauptclassen bringen, wenn wir dabey nur auf
die unmittelbarsten sehen wollen. Denn durch fort-
gesetzte Vergleichungen solcher Verhältnisse, können
öfters auch Größen mit einander verglichen werden,
die bald nichts gemein haben, zumal, wenn man
dabey nur auf Aehnlichkeiten sieht, und einen Fall
durch den andern wegen gemeinsamer Vergleichungs-
stücke vorstellen, aufklären, oder faßlicher machen
will. Denn auf diese Art stellet man z. E. bald alle

Arten

Die Gleichartigkeit.
Linien reichen wuͤrde, deren Theile man ſchlechthin
nur addirt, ſubtrahirt, und das Verhaͤltniß ihrer
Laͤngen aufſuchet. Jede Art von Groͤßen wuͤrde da-
durch von den uͤbrigen wie ganz unabhaͤngig ſeyn, und
an ſich ließe ſie ſich faſt immer nur auf eine bloß
ideale Art betrachten, weil man ſie ganz willkuͤhrlich
groͤßer und kleiner annehmen wuͤrde, ohne zu wiſſen,
was in Abſicht auf andere Arten von Groͤßen daraus
folget. Dieſes waͤre aber wenig wiſſenſchaftlich, weil
die wiſſenſchaftliche Erkenntniß vornehmlich darauf
geht, daß man Verbindungen und Abhaͤnglichkeiten
aufſuche, und vermittelſt der gefundenen aus der ge-
ringſten Anzahl gegebener Stuͤcke die uͤbrigen alle fin-
den und beſtimmen koͤnne. Wir koͤnnen noch beyfuͤ-
gen, daß es uns in vielen Faͤllen ſchwer fallen wuͤr-
de, zu finden, daß in einem vorgegebenen Falle eine
reale Verbindung und Abhaͤnglichkeit ſtatt habe,
wenn wir es nicht daraus ſchließen koͤnnten, daß in
demſelben die eine Art von Groͤßen zugleich mit der
andern zu- und abnimmt.

§. 821.

Die Verbindungen und Abhaͤnglichkeiten, wodurch
ſolche Verhaͤltniſſe und Vergleichungen ungleicharti-
ger Groͤßen moͤglich ſind, laſſen ſich nun in verſchie-
dene Hauptclaſſen bringen, wenn wir dabey nur auf
die unmittelbarſten ſehen wollen. Denn durch fort-
geſetzte Vergleichungen ſolcher Verhaͤltniſſe, koͤnnen
oͤfters auch Groͤßen mit einander verglichen werden,
die bald nichts gemein haben, zumal, wenn man
dabey nur auf Aehnlichkeiten ſieht, und einen Fall
durch den andern wegen gemeinſamer Vergleichungs-
ſtuͤcke vorſtellen, aufklaͤren, oder faßlicher machen
will. Denn auf dieſe Art ſtellet man z. E. bald alle

Arten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0455" n="447"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Gleichartigkeit.</hi></fw><lb/>
Linien reichen wu&#x0364;rde, deren Theile man &#x017F;chlechthin<lb/>
nur addirt, &#x017F;ubtrahirt, und das Verha&#x0364;ltniß ihrer<lb/>
La&#x0364;ngen auf&#x017F;uchet. Jede Art von Gro&#x0364;ßen wu&#x0364;rde da-<lb/>
durch von den u&#x0364;brigen wie ganz unabha&#x0364;ngig &#x017F;eyn, und<lb/>
an &#x017F;ich ließe &#x017F;ie &#x017F;ich fa&#x017F;t immer nur auf eine bloß<lb/>
ideale Art betrachten, weil man &#x017F;ie ganz willku&#x0364;hrlich<lb/>
gro&#x0364;ßer und kleiner annehmen wu&#x0364;rde, ohne zu wi&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
was in Ab&#x017F;icht auf andere Arten von Gro&#x0364;ßen daraus<lb/>
folget. Die&#x017F;es wa&#x0364;re aber wenig wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftlich, weil<lb/>
die wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaftliche Erkenntniß vornehmlich darauf<lb/>
geht, daß man Verbindungen und Abha&#x0364;nglichkeiten<lb/>
auf&#x017F;uche, und vermittel&#x017F;t der gefundenen aus der ge-<lb/>
ring&#x017F;ten Anzahl gegebener Stu&#x0364;cke die u&#x0364;brigen alle fin-<lb/>
den und be&#x017F;timmen ko&#x0364;nne. Wir ko&#x0364;nnen noch beyfu&#x0364;-<lb/>
gen, daß es uns in vielen Fa&#x0364;llen &#x017F;chwer fallen wu&#x0364;r-<lb/>
de, zu finden, daß in einem vorgegebenen Falle eine<lb/>
reale Verbindung und Abha&#x0364;nglichkeit &#x017F;tatt habe,<lb/>
wenn wir es nicht daraus &#x017F;chließen ko&#x0364;nnten, daß in<lb/>
dem&#x017F;elben die eine Art von Gro&#x0364;ßen zugleich mit der<lb/>
andern zu- und abnimmt.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 821.</head><lb/>
            <p>Die Verbindungen und Abha&#x0364;nglichkeiten, wodurch<lb/>
&#x017F;olche Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e und Vergleichungen ungleicharti-<lb/>
ger Gro&#x0364;ßen mo&#x0364;glich &#x017F;ind, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich nun in ver&#x017F;chie-<lb/>
dene Hauptcla&#x017F;&#x017F;en bringen, wenn wir dabey nur auf<lb/>
die unmittelbar&#x017F;ten &#x017F;ehen wollen. Denn durch fort-<lb/>
ge&#x017F;etzte Vergleichungen &#x017F;olcher Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e, ko&#x0364;nnen<lb/>
o&#x0364;fters auch Gro&#x0364;ßen mit einander verglichen werden,<lb/>
die bald nichts gemein haben, zumal, wenn man<lb/>
dabey nur auf Aehnlichkeiten &#x017F;ieht, und einen Fall<lb/>
durch den andern wegen gemein&#x017F;amer Vergleichungs-<lb/>
&#x017F;tu&#x0364;cke vor&#x017F;tellen, aufkla&#x0364;ren, oder faßlicher machen<lb/>
will. Denn auf die&#x017F;e Art &#x017F;tellet man z. E. bald alle<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Arten</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[447/0455] Die Gleichartigkeit. Linien reichen wuͤrde, deren Theile man ſchlechthin nur addirt, ſubtrahirt, und das Verhaͤltniß ihrer Laͤngen aufſuchet. Jede Art von Groͤßen wuͤrde da- durch von den uͤbrigen wie ganz unabhaͤngig ſeyn, und an ſich ließe ſie ſich faſt immer nur auf eine bloß ideale Art betrachten, weil man ſie ganz willkuͤhrlich groͤßer und kleiner annehmen wuͤrde, ohne zu wiſſen, was in Abſicht auf andere Arten von Groͤßen daraus folget. Dieſes waͤre aber wenig wiſſenſchaftlich, weil die wiſſenſchaftliche Erkenntniß vornehmlich darauf geht, daß man Verbindungen und Abhaͤnglichkeiten aufſuche, und vermittelſt der gefundenen aus der ge- ringſten Anzahl gegebener Stuͤcke die uͤbrigen alle fin- den und beſtimmen koͤnne. Wir koͤnnen noch beyfuͤ- gen, daß es uns in vielen Faͤllen ſchwer fallen wuͤr- de, zu finden, daß in einem vorgegebenen Falle eine reale Verbindung und Abhaͤnglichkeit ſtatt habe, wenn wir es nicht daraus ſchließen koͤnnten, daß in demſelben die eine Art von Groͤßen zugleich mit der andern zu- und abnimmt. §. 821. Die Verbindungen und Abhaͤnglichkeiten, wodurch ſolche Verhaͤltniſſe und Vergleichungen ungleicharti- ger Groͤßen moͤglich ſind, laſſen ſich nun in verſchie- dene Hauptclaſſen bringen, wenn wir dabey nur auf die unmittelbarſten ſehen wollen. Denn durch fort- geſetzte Vergleichungen ſolcher Verhaͤltniſſe, koͤnnen oͤfters auch Groͤßen mit einander verglichen werden, die bald nichts gemein haben, zumal, wenn man dabey nur auf Aehnlichkeiten ſieht, und einen Fall durch den andern wegen gemeinſamer Vergleichungs- ſtuͤcke vorſtellen, aufklaͤren, oder faßlicher machen will. Denn auf dieſe Art ſtellet man z. E. bald alle Arten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/455
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 447. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/455>, abgerufen am 19.04.2024.