Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
XXX. Hauptstück.
§. 853.

Das bisher angeführte betrifft nun nur noch einen
von den Fällen, wobey von Schranken und Nä-
herung
die Rede ist, weil es außer den Anomalien,
welche verursachen, daß die einfachern Formeln die
wirkliche Größe nicht ganz genau angeben, noch meh-
rere Ursachen giebt, dadurch man sich genöthigt fin-
det, oder bis zu mehrerer Aufklärung der Sache ge-
nügen lassen muß, eine Größe so zu bestimmen, daß
sie entweder nicht merklich von dem wahren abweicht,
oder daß man doch angeben kann, wie viel es zum
höchsten betragen mag. Dieses letztere besonders,
welches den Grad der Zuverläßigkeit angiebt, und
zeiget, wie weit man das gefundene gebrauchen kann,
ist nun immer von mehrerer Erheblichkeit. Denn
seit der Erfindung der Buchstabenrechnung hat man
sich, um die Rechnung leichter zu machen, oder auch
gar nur um eine wenigstens beyläufige Rechnung
vornehmen zu können, schon so sehr an solche Nähe-
rungen gewöhnt, daß man bey etwas weitläuftigern
Rechnungen die kleinern Quantitäten wegläßt, und
sich eben nicht immer umsieht, ob nicht durch so häu-
figes Weglassen endlich die Summe alles weggelasse-
nen beträchtlich geworden sey, so, daß man sich,
anstatt der wahren Größe näher zu kommen, in der
That davon entfernet hat.

§. 854.

Wir werden daher die Begriffe der Schranken und
der Näherung hier in ihrer größern Ausdehnung be-
trachten, um das, was sie in jedem Fall auf sich ha-
ben, umständlicher aus einander zu setzen. Man
sieht überhaupt leicht, daß es hiebey auf den Grad
der Genauigkeit ankömmt, den man erhalten will.

Und
XXX. Hauptſtuͤck.
§. 853.

Das bisher angefuͤhrte betrifft nun nur noch einen
von den Faͤllen, wobey von Schranken und Naͤ-
herung
die Rede iſt, weil es außer den Anomalien,
welche verurſachen, daß die einfachern Formeln die
wirkliche Groͤße nicht ganz genau angeben, noch meh-
rere Urſachen giebt, dadurch man ſich genoͤthigt fin-
det, oder bis zu mehrerer Aufklaͤrung der Sache ge-
nuͤgen laſſen muß, eine Groͤße ſo zu beſtimmen, daß
ſie entweder nicht merklich von dem wahren abweicht,
oder daß man doch angeben kann, wie viel es zum
hoͤchſten betragen mag. Dieſes letztere beſonders,
welches den Grad der Zuverlaͤßigkeit angiebt, und
zeiget, wie weit man das gefundene gebrauchen kann,
iſt nun immer von mehrerer Erheblichkeit. Denn
ſeit der Erfindung der Buchſtabenrechnung hat man
ſich, um die Rechnung leichter zu machen, oder auch
gar nur um eine wenigſtens beylaͤufige Rechnung
vornehmen zu koͤnnen, ſchon ſo ſehr an ſolche Naͤhe-
rungen gewoͤhnt, daß man bey etwas weitlaͤuftigern
Rechnungen die kleinern Quantitaͤten weglaͤßt, und
ſich eben nicht immer umſieht, ob nicht durch ſo haͤu-
figes Weglaſſen endlich die Summe alles weggelaſſe-
nen betraͤchtlich geworden ſey, ſo, daß man ſich,
anſtatt der wahren Groͤße naͤher zu kommen, in der
That davon entfernet hat.

§. 854.

Wir werden daher die Begriffe der Schranken und
der Naͤherung hier in ihrer groͤßern Ausdehnung be-
trachten, um das, was ſie in jedem Fall auf ſich ha-
ben, umſtaͤndlicher aus einander zu ſetzen. Man
ſieht uͤberhaupt leicht, daß es hiebey auf den Grad
der Genauigkeit ankoͤmmt, den man erhalten will.

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0488" n="480"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XXX.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 853.</head><lb/>
            <p>Das bisher angefu&#x0364;hrte betrifft nun nur noch einen<lb/>
von den Fa&#x0364;llen, wobey von <hi rendition="#fr">Schranken</hi> und <hi rendition="#fr">Na&#x0364;-<lb/>
herung</hi> die Rede i&#x017F;t, weil es außer den Anomalien,<lb/>
welche verur&#x017F;achen, daß die einfachern Formeln die<lb/>
wirkliche Gro&#x0364;ße nicht ganz genau angeben, noch meh-<lb/>
rere Ur&#x017F;achen giebt, dadurch man &#x017F;ich geno&#x0364;thigt fin-<lb/>
det, oder bis zu mehrerer Aufkla&#x0364;rung der Sache ge-<lb/>
nu&#x0364;gen la&#x017F;&#x017F;en muß, eine Gro&#x0364;ße &#x017F;o zu be&#x017F;timmen, daß<lb/>
&#x017F;ie entweder nicht merklich von dem wahren abweicht,<lb/>
oder daß man doch angeben kann, wie viel es zum<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;ten betragen mag. Die&#x017F;es letztere be&#x017F;onders,<lb/>
welches den Grad der Zuverla&#x0364;ßigkeit angiebt, und<lb/>
zeiget, wie weit man das gefundene gebrauchen kann,<lb/>
i&#x017F;t nun immer von mehrerer Erheblichkeit. Denn<lb/>
&#x017F;eit der Erfindung der Buch&#x017F;tabenrechnung hat man<lb/>
&#x017F;ich, um die Rechnung leichter zu machen, oder auch<lb/>
gar nur um eine wenig&#x017F;tens beyla&#x0364;ufige Rechnung<lb/>
vornehmen zu ko&#x0364;nnen, &#x017F;chon &#x017F;o &#x017F;ehr an &#x017F;olche Na&#x0364;he-<lb/>
rungen gewo&#x0364;hnt, daß man bey etwas weitla&#x0364;uftigern<lb/>
Rechnungen die kleinern Quantita&#x0364;ten wegla&#x0364;ßt, und<lb/>
&#x017F;ich eben nicht immer um&#x017F;ieht, ob nicht durch &#x017F;o ha&#x0364;u-<lb/>
figes Wegla&#x017F;&#x017F;en endlich die Summe alles weggela&#x017F;&#x017F;e-<lb/>
nen betra&#x0364;chtlich geworden &#x017F;ey, &#x017F;o, daß man &#x017F;ich,<lb/>
an&#x017F;tatt der wahren Gro&#x0364;ße na&#x0364;her zu kommen, in der<lb/>
That davon entfernet hat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 854.</head><lb/>
            <p>Wir werden daher die Begriffe der Schranken und<lb/>
der Na&#x0364;herung hier in ihrer gro&#x0364;ßern Ausdehnung be-<lb/>
trachten, um das, was &#x017F;ie in jedem Fall auf &#x017F;ich ha-<lb/>
ben, um&#x017F;ta&#x0364;ndlicher aus einander zu &#x017F;etzen. Man<lb/>
&#x017F;ieht u&#x0364;berhaupt leicht, daß es hiebey auf den Grad<lb/>
der Genauigkeit anko&#x0364;mmt, den man erhalten will.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[480/0488] XXX. Hauptſtuͤck. §. 853. Das bisher angefuͤhrte betrifft nun nur noch einen von den Faͤllen, wobey von Schranken und Naͤ- herung die Rede iſt, weil es außer den Anomalien, welche verurſachen, daß die einfachern Formeln die wirkliche Groͤße nicht ganz genau angeben, noch meh- rere Urſachen giebt, dadurch man ſich genoͤthigt fin- det, oder bis zu mehrerer Aufklaͤrung der Sache ge- nuͤgen laſſen muß, eine Groͤße ſo zu beſtimmen, daß ſie entweder nicht merklich von dem wahren abweicht, oder daß man doch angeben kann, wie viel es zum hoͤchſten betragen mag. Dieſes letztere beſonders, welches den Grad der Zuverlaͤßigkeit angiebt, und zeiget, wie weit man das gefundene gebrauchen kann, iſt nun immer von mehrerer Erheblichkeit. Denn ſeit der Erfindung der Buchſtabenrechnung hat man ſich, um die Rechnung leichter zu machen, oder auch gar nur um eine wenigſtens beylaͤufige Rechnung vornehmen zu koͤnnen, ſchon ſo ſehr an ſolche Naͤhe- rungen gewoͤhnt, daß man bey etwas weitlaͤuftigern Rechnungen die kleinern Quantitaͤten weglaͤßt, und ſich eben nicht immer umſieht, ob nicht durch ſo haͤu- figes Weglaſſen endlich die Summe alles weggelaſſe- nen betraͤchtlich geworden ſey, ſo, daß man ſich, anſtatt der wahren Groͤße naͤher zu kommen, in der That davon entfernet hat. §. 854. Wir werden daher die Begriffe der Schranken und der Naͤherung hier in ihrer groͤßern Ausdehnung be- trachten, um das, was ſie in jedem Fall auf ſich ha- ben, umſtaͤndlicher aus einander zu ſetzen. Man ſieht uͤberhaupt leicht, daß es hiebey auf den Grad der Genauigkeit ankoͤmmt, den man erhalten will. Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/488
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/488>, abgerufen am 28.03.2024.