Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Schranken.
§. 856.

Seit der Erfindung der Decimalzahlen und der
Buchstabenrechnung hat man sich noch mehr darauf
beflissen, solche Größen, die nicht genau ausgedrückt
werden können, durch unendliche Reihen vorzustellen,
wovon man sodann, wenn sie convergiren, die letz-
ten Glieder sämtlich weglassen, und von den ersten so
viele behalten kann, als man zu jeder Absicht nöthig
erachtet. Die Decimalreihen stellen nun solche Grö-
ßen vor, die zu ihrer Einheit ein durchaus bestimm-
tes Verhältniß haben, und weder durch ganze Zah-
len noch durch rationale Brüche ausgedrückt werden
können, und in diesem Fall sind dieselben nicht nur
unendlich, sondern die Ziffern darinn haben auch
durchaus keine locale Ordnung (§. 328.). Man hat
daher die brauchbarsten davon, dergleichen der Um-
kreis des Circuls, die Sinus, Tangenten und Se-
canten, die Logarithmen etc. sind, bis auf solche klei-
ne Decimaltheile ausgerechnet, daß der Fall, wo
man sie noch genauer gebraucht, selten vorkömmt.
Und dieses ist es auch alles, was man dabey thun
konnte, weil man sie doch niemal vollkommen genau
haben kann. Da aber solche Zahlen aus sehr vielen
Ziffern bestehen, so hat man auch darauf gedacht,
sie durch Brüche, die aus kleinern Zahlen bestehen,
dennoch ziemlich genau auszudrücken, und dazu hat
man verschiedene sehr allgemeine Mittel gefunden.
Von dieser Art sind z. E. für den Umkreis des Cir-
culs die Brüche , , , etc. für die Cir-
culfläche die Brüche , , , , , etc.
für den körperlichen Raum der Kugel, , ,
, , etc. Da man aber bey diesen Brü-
chen multipliciren und dividiren muß, so kann man
statt eines Bruches etliche finden, bey welchen schlecht-

hin
H h 2
Die Schranken.
§. 856.

Seit der Erfindung der Decimalzahlen und der
Buchſtabenrechnung hat man ſich noch mehr darauf
befliſſen, ſolche Groͤßen, die nicht genau ausgedruͤckt
werden koͤnnen, durch unendliche Reihen vorzuſtellen,
wovon man ſodann, wenn ſie convergiren, die letz-
ten Glieder ſaͤmtlich weglaſſen, und von den erſten ſo
viele behalten kann, als man zu jeder Abſicht noͤthig
erachtet. Die Decimalreihen ſtellen nun ſolche Groͤ-
ßen vor, die zu ihrer Einheit ein durchaus beſtimm-
tes Verhaͤltniß haben, und weder durch ganze Zah-
len noch durch rationale Bruͤche ausgedruͤckt werden
koͤnnen, und in dieſem Fall ſind dieſelben nicht nur
unendlich, ſondern die Ziffern darinn haben auch
durchaus keine locale Ordnung (§. 328.). Man hat
daher die brauchbarſten davon, dergleichen der Um-
kreis des Circuls, die Sinus, Tangenten und Se-
canten, die Logarithmen ꝛc. ſind, bis auf ſolche klei-
ne Decimaltheile ausgerechnet, daß der Fall, wo
man ſie noch genauer gebraucht, ſelten vorkoͤmmt.
Und dieſes iſt es auch alles, was man dabey thun
konnte, weil man ſie doch niemal vollkommen genau
haben kann. Da aber ſolche Zahlen aus ſehr vielen
Ziffern beſtehen, ſo hat man auch darauf gedacht,
ſie durch Bruͤche, die aus kleinern Zahlen beſtehen,
dennoch ziemlich genau auszudruͤcken, und dazu hat
man verſchiedene ſehr allgemeine Mittel gefunden.
Von dieſer Art ſind z. E. fuͤr den Umkreis des Cir-
culs die Bruͤche , , , ꝛc. fuͤr die Cir-
culflaͤche die Bruͤche , , , , , ꝛc.
fuͤr den koͤrperlichen Raum der Kugel, , ,
, , ꝛc. Da man aber bey dieſen Bruͤ-
chen multipliciren und dividiren muß, ſo kann man
ſtatt eines Bruches etliche finden, bey welchen ſchlecht-

hin
H h 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0491" n="483"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Schranken.</hi> </fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 856.</head><lb/>
            <p>Seit der Erfindung der Decimalzahlen und der<lb/>
Buch&#x017F;tabenrechnung hat man &#x017F;ich noch mehr darauf<lb/>
befli&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;olche Gro&#x0364;ßen, die nicht genau ausgedru&#x0364;ckt<lb/>
werden ko&#x0364;nnen, durch unendliche Reihen vorzu&#x017F;tellen,<lb/>
wovon man &#x017F;odann, wenn &#x017F;ie convergiren, die letz-<lb/>
ten Glieder &#x017F;a&#x0364;mtlich wegla&#x017F;&#x017F;en, und von den er&#x017F;ten &#x017F;o<lb/>
viele behalten kann, als man zu jeder Ab&#x017F;icht no&#x0364;thig<lb/>
erachtet. Die Decimalreihen &#x017F;tellen nun &#x017F;olche Gro&#x0364;-<lb/>
ßen vor, die zu ihrer Einheit ein durchaus be&#x017F;timm-<lb/>
tes Verha&#x0364;ltniß haben, und weder durch ganze Zah-<lb/>
len noch durch rationale Bru&#x0364;che ausgedru&#x0364;ckt werden<lb/>
ko&#x0364;nnen, und in die&#x017F;em Fall &#x017F;ind die&#x017F;elben nicht nur<lb/>
unendlich, &#x017F;ondern die Ziffern darinn haben auch<lb/>
durchaus keine locale Ordnung (§. 328.). Man hat<lb/>
daher die brauchbar&#x017F;ten davon, dergleichen der Um-<lb/>
kreis des Circuls, die Sinus, Tangenten und Se-<lb/>
canten, die Logarithmen &#xA75B;c. &#x017F;ind, bis auf &#x017F;olche klei-<lb/>
ne Decimaltheile ausgerechnet, daß der Fall, wo<lb/>
man &#x017F;ie noch genauer gebraucht, &#x017F;elten vorko&#x0364;mmt.<lb/>
Und die&#x017F;es i&#x017F;t es auch alles, was man dabey thun<lb/>
konnte, weil man &#x017F;ie doch niemal vollkommen genau<lb/>
haben kann. Da aber &#x017F;olche Zahlen aus &#x017F;ehr vielen<lb/>
Ziffern be&#x017F;tehen, &#x017F;o hat man auch darauf gedacht,<lb/>
&#x017F;ie durch Bru&#x0364;che, die aus kleinern Zahlen be&#x017F;tehen,<lb/>
dennoch ziemlich genau auszudru&#x0364;cken, und dazu hat<lb/>
man ver&#x017F;chiedene &#x017F;ehr allgemeine Mittel gefunden.<lb/>
Von die&#x017F;er Art &#x017F;ind z. E. fu&#x0364;r den Umkreis des Cir-<lb/>
culs die Bru&#x0364;che <formula notation="TeX"> \frac {3} {1}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {22} {7}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {333} {106}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {355} {113}</formula> &#xA75B;c. fu&#x0364;r die Cir-<lb/>
culfla&#x0364;che die Bru&#x0364;che <formula notation="TeX"> \frac {3} {4}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {4} {5}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {7} {9}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {11} {14}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {172} {219}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {355} {452}</formula> &#xA75B;c.<lb/>
fu&#x0364;r den ko&#x0364;rperlichen Raum der Kugel<formula notation="TeX">\frac {1} {2}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {11} {21}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {111} {212}</formula>,<lb/><formula notation="TeX"> \frac {122} {233}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {233} {445}</formula>, <formula notation="TeX"> \frac {355} {678}</formula> &#xA75B;c. Da man aber bey die&#x017F;en Bru&#x0364;-<lb/>
chen multipliciren und dividiren muß, &#x017F;o kann man<lb/>
&#x017F;tatt eines Bruches etliche finden, bey welchen &#x017F;chlecht-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">H h 2</fw><fw place="bottom" type="catch">hin</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[483/0491] Die Schranken. §. 856. Seit der Erfindung der Decimalzahlen und der Buchſtabenrechnung hat man ſich noch mehr darauf befliſſen, ſolche Groͤßen, die nicht genau ausgedruͤckt werden koͤnnen, durch unendliche Reihen vorzuſtellen, wovon man ſodann, wenn ſie convergiren, die letz- ten Glieder ſaͤmtlich weglaſſen, und von den erſten ſo viele behalten kann, als man zu jeder Abſicht noͤthig erachtet. Die Decimalreihen ſtellen nun ſolche Groͤ- ßen vor, die zu ihrer Einheit ein durchaus beſtimm- tes Verhaͤltniß haben, und weder durch ganze Zah- len noch durch rationale Bruͤche ausgedruͤckt werden koͤnnen, und in dieſem Fall ſind dieſelben nicht nur unendlich, ſondern die Ziffern darinn haben auch durchaus keine locale Ordnung (§. 328.). Man hat daher die brauchbarſten davon, dergleichen der Um- kreis des Circuls, die Sinus, Tangenten und Se- canten, die Logarithmen ꝛc. ſind, bis auf ſolche klei- ne Decimaltheile ausgerechnet, daß der Fall, wo man ſie noch genauer gebraucht, ſelten vorkoͤmmt. Und dieſes iſt es auch alles, was man dabey thun konnte, weil man ſie doch niemal vollkommen genau haben kann. Da aber ſolche Zahlen aus ſehr vielen Ziffern beſtehen, ſo hat man auch darauf gedacht, ſie durch Bruͤche, die aus kleinern Zahlen beſtehen, dennoch ziemlich genau auszudruͤcken, und dazu hat man verſchiedene ſehr allgemeine Mittel gefunden. Von dieſer Art ſind z. E. fuͤr den Umkreis des Cir- culs die Bruͤche [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL] ꝛc. fuͤr die Cir- culflaͤche die Bruͤche [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL] ꝛc. fuͤr den koͤrperlichen Raum der Kugel[FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL], [FORMEL] ꝛc. Da man aber bey dieſen Bruͤ- chen multipliciren und dividiren muß, ſo kann man ſtatt eines Bruches etliche finden, bey welchen ſchlecht- hin H h 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/491
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/491>, abgerufen am 19.04.2024.