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Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771.

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Verhältnisse.
noch wider P etwas zu wissen, so wird man sagen
können, A sey 2/5 D. Und auf diese Art werden die
von dem Prädicate herrührende Grade der Wahr-
scheinlichkeit berechnet, welche wir in angezogenem
§. 191. der Phänomenologie als bekannt vorausgesetzet
haben. Man sieht zugleich hieraus, daß auch bey
der Berechnung des Grades der Wahrscheinlichkeit
die Bedingung von der Gleichartigkeit des Subjectes
vorausgesetzet wird, wenn diese Berechnung genau
und ohne Verwirrung seyn soll. Man wird dieses
ebenfalls für den §. 162. und §. 167. der Phänomeno-
logie finden. Denn soll, um bey dem hier gegebenen
Beyspiele zu bleiben, der Satz: A ist D, aus seinen
Folgen bewiesen werden, so sieht man leicht, daß es
genug ist, wenn man findet, daß A sowohl N als M
sey, weil D = NM ist, und folglich N und M das
Prädicat D ganz erschöpfen.

§. 460.

Die Gleichartigkeit eines zusammengesetzten Din-
ges bezieht sich sowohl auf die einzelnen Theile, als
auf die Art ihrer Zusammensetzung. Es müssen einer-
ley Theile und auf einerley Art zusammengesetzte seyn.
Demnach ist bey gleichartigen zusammengesetzten Din-
gen, das gemeinsame Band (§. 220.), welches die-
selben in Verbindung erhält, durchgängig einerley.
Jn der Natur kömmt eine solche absolute Gleichartig-
keit selten oder gar nicht vor, und daher finden wir
nach aller Schärfe genommen, wenige Prädicate,
die sich gleichförmig auf das ganze Subject ausbrei-
ten, und diejenigen, die es etwann sind, sind es nur
in einer gewissen Absicht, weil sie sich entweder mehr
auf die Theile selbst, oder mehr auf ihre Zusammen-
setzungsart beziehen. Z. E. die Theile sind solid,

schwer,
Lamb. Archit. II. B. F

Verhaͤltniſſe.
noch wider P etwas zu wiſſen, ſo wird man ſagen
koͤnnen, A ſey ⅖ D. Und auf dieſe Art werden die
von dem Praͤdicate herruͤhrende Grade der Wahr-
ſcheinlichkeit berechnet, welche wir in angezogenem
§. 191. der Phaͤnomenologie als bekannt vorausgeſetzet
haben. Man ſieht zugleich hieraus, daß auch bey
der Berechnung des Grades der Wahrſcheinlichkeit
die Bedingung von der Gleichartigkeit des Subjectes
vorausgeſetzet wird, wenn dieſe Berechnung genau
und ohne Verwirrung ſeyn ſoll. Man wird dieſes
ebenfalls fuͤr den §. 162. und §. 167. der Phaͤnomeno-
logie finden. Denn ſoll, um bey dem hier gegebenen
Beyſpiele zu bleiben, der Satz: A iſt D, aus ſeinen
Folgen bewieſen werden, ſo ſieht man leicht, daß es
genug iſt, wenn man findet, daß A ſowohl N als M
ſey, weil D = NM iſt, und folglich N und M das
Praͤdicat D ganz erſchoͤpfen.

§. 460.

Die Gleichartigkeit eines zuſammengeſetzten Din-
ges bezieht ſich ſowohl auf die einzelnen Theile, als
auf die Art ihrer Zuſammenſetzung. Es muͤſſen einer-
ley Theile und auf einerley Art zuſammengeſetzte ſeyn.
Demnach iſt bey gleichartigen zuſammengeſetzten Din-
gen, das gemeinſame Band (§. 220.), welches die-
ſelben in Verbindung erhaͤlt, durchgaͤngig einerley.
Jn der Natur koͤmmt eine ſolche abſolute Gleichartig-
keit ſelten oder gar nicht vor, und daher finden wir
nach aller Schaͤrfe genommen, wenige Praͤdicate,
die ſich gleichfoͤrmig auf das ganze Subject ausbrei-
ten, und diejenigen, die es etwann ſind, ſind es nur
in einer gewiſſen Abſicht, weil ſie ſich entweder mehr
auf die Theile ſelbſt, oder mehr auf ihre Zuſammen-
ſetzungsart beziehen. Z. E. die Theile ſind ſolid,

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Lamb. Archit. II. B. F
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[81/0089] Verhaͤltniſſe. noch wider P etwas zu wiſſen, ſo wird man ſagen koͤnnen, A ſey ⅖ D. Und auf dieſe Art werden die von dem Praͤdicate herruͤhrende Grade der Wahr- ſcheinlichkeit berechnet, welche wir in angezogenem §. 191. der Phaͤnomenologie als bekannt vorausgeſetzet haben. Man ſieht zugleich hieraus, daß auch bey der Berechnung des Grades der Wahrſcheinlichkeit die Bedingung von der Gleichartigkeit des Subjectes vorausgeſetzet wird, wenn dieſe Berechnung genau und ohne Verwirrung ſeyn ſoll. Man wird dieſes ebenfalls fuͤr den §. 162. und §. 167. der Phaͤnomeno- logie finden. Denn ſoll, um bey dem hier gegebenen Beyſpiele zu bleiben, der Satz: A iſt D, aus ſeinen Folgen bewieſen werden, ſo ſieht man leicht, daß es genug iſt, wenn man findet, daß A ſowohl N als M ſey, weil D = NM iſt, und folglich N und M das Praͤdicat D ganz erſchoͤpfen. §. 460. Die Gleichartigkeit eines zuſammengeſetzten Din- ges bezieht ſich ſowohl auf die einzelnen Theile, als auf die Art ihrer Zuſammenſetzung. Es muͤſſen einer- ley Theile und auf einerley Art zuſammengeſetzte ſeyn. Demnach iſt bey gleichartigen zuſammengeſetzten Din- gen, das gemeinſame Band (§. 220.), welches die- ſelben in Verbindung erhaͤlt, durchgaͤngig einerley. Jn der Natur koͤmmt eine ſolche abſolute Gleichartig- keit ſelten oder gar nicht vor, und daher finden wir nach aller Schaͤrfe genommen, wenige Praͤdicate, die ſich gleichfoͤrmig auf das ganze Subject ausbrei- ten, und diejenigen, die es etwann ſind, ſind es nur in einer gewiſſen Abſicht, weil ſie ſich entweder mehr auf die Theile ſelbſt, oder mehr auf ihre Zuſammen- ſetzungsart beziehen. Z. E. die Theile ſind ſolid, ſchwer, Lamb. Archit. II. B. F

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Anlage zur Architectonic. Bd. 2. Riga, 1771, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_architectonic02_1771/89>, abgerufen am 29.03.2024.