Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761.

Bild:
<< vorherige Seite

Cosmologische Briefe
woher es komme, daß die Spitze dieses Lichtes 100.
und noch mehr Grade von der Sonne abstehen könne,
wenn es sich nicht sollte aus der länglichten Figur der
Sonnen-Athmosphaere herleiten lassen. Wäre aber
diese Figur länglicht, so würde ich nicht wohl einen
andern Grund davon suchen, als den Kreyßlauf der
Sonne und ihre Schwere gegen den Mittelpunct des
Fixsternensystems. Doch bis zu mehreren Erfahrun-
gen und Observationen hierüber lasse ich die Sache
ausgestellt. Die Theorie der Sonnen-Athmosphaere
scheint mir noch nicht genug entwickelt zu seyn, wenig-
stens so weit sie mir bekannt ist.

Ich habe Ihnen, mein Herr, diese Schwierigkei-
ten, daraus ich noch nichts bestimmtes schliesse, nur des-
wegen angeführt, weil ich, wie Sie es leicht sehen kön-
nen, von allen Seiten her neuen Stoff aufsuche, dar-
aus sich etwan mit der Zeit etwas zu mehrerer Aufklä-
rung unserer Lage in der Welt könnte schliessen lassen,
oder der wenigstens Anlaß zu fernern Untersuchungen
geben könnte. Finden Sie darüber und überhaupt ü-
ber das, so in diesem Schreiben vorgetragen, einige
glückliche Einfälle und schicklichere Vorstellungsart, so
werden Sie, mich dadurch äusserst verbinden. Ich
weiß, daß Sie hierinn niemals Mangel haben. Ich
erwarte Ihre Betrachtungen mit der erneuerten Ver-
sicherung der freundschaftlichsten Ergebenheit, mit wel-
cher ich bin
Mein Herr etc.

Neun-

Coſmologiſche Briefe
woher es komme, daß die Spitze dieſes Lichtes 100.
und noch mehr Grade von der Sonne abſtehen koͤnne,
wenn es ſich nicht ſollte aus der laͤnglichten Figur der
Sonnen-Athmoſphære herleiten laſſen. Waͤre aber
dieſe Figur laͤnglicht, ſo wuͤrde ich nicht wohl einen
andern Grund davon ſuchen, als den Kreyßlauf der
Sonne und ihre Schwere gegen den Mittelpunct des
Fixſternenſyſtems. Doch bis zu mehreren Erfahrun-
gen und Obſervationen hieruͤber laſſe ich die Sache
ausgeſtellt. Die Theorie der Sonnen-Athmoſphære
ſcheint mir noch nicht genug entwickelt zu ſeyn, wenig-
ſtens ſo weit ſie mir bekannt iſt.

Ich habe Ihnen, mein Herr, dieſe Schwierigkei-
ten, daraus ich noch nichts beſtimmtes ſchlieſſe, nur des-
wegen angefuͤhrt, weil ich, wie Sie es leicht ſehen koͤn-
nen, von allen Seiten her neuen Stoff aufſuche, dar-
aus ſich etwan mit der Zeit etwas zu mehrerer Aufklaͤ-
rung unſerer Lage in der Welt koͤnnte ſchlieſſen laſſen,
oder der wenigſtens Anlaß zu fernern Unterſuchungen
geben koͤnnte. Finden Sie daruͤber und uͤberhaupt uͤ-
ber das, ſo in dieſem Schreiben vorgetragen, einige
gluͤckliche Einfaͤlle und ſchicklichere Vorſtellungsart, ſo
werden Sie, mich dadurch aͤuſſerſt verbinden. Ich
weiß, daß Sie hierinn niemals Mangel haben. Ich
erwarte Ihre Betrachtungen mit der erneuerten Ver-
ſicherung der freundſchaftlichſten Ergebenheit, mit wel-
cher ich bin
Mein Herr ꝛc.

Neun-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0305" n="272"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Co&#x017F;mologi&#x017F;che Briefe</hi></fw><lb/>
woher es komme, daß die Spitze die&#x017F;es Lichtes 100.<lb/>
und noch mehr Grade von der Sonne ab&#x017F;tehen ko&#x0364;nne,<lb/>
wenn es &#x017F;ich nicht &#x017F;ollte aus der la&#x0364;nglichten Figur der<lb/>
Sonnen-<hi rendition="#aq">Athmo&#x017F;phære</hi> herleiten la&#x017F;&#x017F;en. Wa&#x0364;re aber<lb/>
die&#x017F;e Figur la&#x0364;nglicht, &#x017F;o wu&#x0364;rde ich nicht wohl einen<lb/>
andern Grund davon &#x017F;uchen, als den Kreyßlauf der<lb/>
Sonne und ihre Schwere gegen den Mittelpunct des<lb/>
Fix&#x017F;ternen&#x017F;y&#x017F;tems. Doch bis zu mehreren Erfahrun-<lb/>
gen und Ob&#x017F;ervationen hieru&#x0364;ber la&#x017F;&#x017F;e ich die Sache<lb/>
ausge&#x017F;tellt. Die Theorie der Sonnen-<hi rendition="#aq">Athmo&#x017F;phære</hi><lb/>
&#x017F;cheint mir noch nicht genug entwickelt zu &#x017F;eyn, wenig-<lb/>
&#x017F;tens &#x017F;o weit &#x017F;ie mir bekannt i&#x017F;t.</p><lb/>
          <p>Ich habe Ihnen, mein Herr, die&#x017F;e Schwierigkei-<lb/>
ten, daraus ich noch nichts be&#x017F;timmtes &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;e, nur des-<lb/>
wegen angefu&#x0364;hrt, weil ich, wie Sie es leicht &#x017F;ehen ko&#x0364;n-<lb/>
nen, von allen Seiten her neuen Stoff auf&#x017F;uche, dar-<lb/>
aus &#x017F;ich etwan mit der Zeit etwas zu mehrerer Aufkla&#x0364;-<lb/>
rung un&#x017F;erer Lage in der Welt ko&#x0364;nnte &#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
oder der wenig&#x017F;tens Anlaß zu fernern Unter&#x017F;uchungen<lb/>
geben ko&#x0364;nnte. Finden Sie daru&#x0364;ber und u&#x0364;berhaupt u&#x0364;-<lb/>
ber das, &#x017F;o in die&#x017F;em Schreiben vorgetragen, einige<lb/>
glu&#x0364;ckliche Einfa&#x0364;lle und &#x017F;chicklichere Vor&#x017F;tellungsart, &#x017F;o<lb/>
werden Sie, mich dadurch a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;er&#x017F;t verbinden. Ich<lb/>
weiß, daß Sie hierinn niemals Mangel haben. Ich<lb/>
erwarte Ihre Betrachtungen mit der erneuerten Ver-<lb/>
&#x017F;icherung der freund&#x017F;chaftlich&#x017F;ten Ergebenheit, mit wel-<lb/>
cher ich bin<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#b">Mein Herr &#xA75B;c.</hi></hi></p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Neun-</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[272/0305] Coſmologiſche Briefe woher es komme, daß die Spitze dieſes Lichtes 100. und noch mehr Grade von der Sonne abſtehen koͤnne, wenn es ſich nicht ſollte aus der laͤnglichten Figur der Sonnen-Athmoſphære herleiten laſſen. Waͤre aber dieſe Figur laͤnglicht, ſo wuͤrde ich nicht wohl einen andern Grund davon ſuchen, als den Kreyßlauf der Sonne und ihre Schwere gegen den Mittelpunct des Fixſternenſyſtems. Doch bis zu mehreren Erfahrun- gen und Obſervationen hieruͤber laſſe ich die Sache ausgeſtellt. Die Theorie der Sonnen-Athmoſphære ſcheint mir noch nicht genug entwickelt zu ſeyn, wenig- ſtens ſo weit ſie mir bekannt iſt. Ich habe Ihnen, mein Herr, dieſe Schwierigkei- ten, daraus ich noch nichts beſtimmtes ſchlieſſe, nur des- wegen angefuͤhrt, weil ich, wie Sie es leicht ſehen koͤn- nen, von allen Seiten her neuen Stoff aufſuche, dar- aus ſich etwan mit der Zeit etwas zu mehrerer Aufklaͤ- rung unſerer Lage in der Welt koͤnnte ſchlieſſen laſſen, oder der wenigſtens Anlaß zu fernern Unterſuchungen geben koͤnnte. Finden Sie daruͤber und uͤberhaupt uͤ- ber das, ſo in dieſem Schreiben vorgetragen, einige gluͤckliche Einfaͤlle und ſchicklichere Vorſtellungsart, ſo werden Sie, mich dadurch aͤuſſerſt verbinden. Ich weiß, daß Sie hierinn niemals Mangel haben. Ich erwarte Ihre Betrachtungen mit der erneuerten Ver- ſicherung der freundſchaftlichſten Ergebenheit, mit wel- cher ich bin Mein Herr ꝛc. Neun-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/305
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Cosmologische Briefe über die Einrichtung des Weltbaues. Augsburg, 1761, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_einrichtung_1761/305>, abgerufen am 24.04.2024.