Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Urtheilen und Fragen.
gleich. Auf diese Art ist der Vortrag des Satzes
cathegorisch. Man sieht auch zugleich hieraus, daß
hinwiederum jede Bestimmung des Subjectes
in eine Bedingung verwandelt werden kann,

so oft nämlich die Aussage des Satzes von dieser Be-
stimmung abhängt. Da übrigens die Bedeutung
der Wörter überhaupt, und überdies noch der Umfang
vieler von unsern allgemeinen Begriffen willkührlich
ist, (§. 103.) so giebt dieses nothwendig eben so viele
Bedingungen von der Wahrheit unsrer Sätze.

§. 133.

Die andre Art zusammengesetzter Urtheile und
Sätze kömmt da vor, wo man für das Subject oder
für das Prädicat, oder für beyde zugleich, mehrere
Begriffe nimmt, von welchen keiner eine bloße Be-
stimmung des andern ist. Der Satz gilt nun wie-
derum entweder von allen diesen Begriffen, und da
wird er copulativ genennt, oder er gilt nicht von
allen, ohne jedoch die Auszuschließenden anzuzeigen,
und da heißt er disjunctiv. Erstere werden durch
die Wörter und, sowohl, als, letztere durch ent-
weder, oder
angezeigt. Combinirt man nun diese
Glieder beyder Eintheilungen, so hat man folgende
Formeln:

1. A ist entweder B, oder C, oder etc.
2. Entweder A oder B, oder C, oder etc. ist D.
3. A ist B und C und etc.
4. A und B und C und etc. sind D.
5. A und B etc. sind C und D. etc.

Wobey anzumerken, daß der erste dieser Sätze das
Ansehen einer Eintheilung hat, und wirklich eine
Eintheilung ist, so bald A so wohl B als C etc. seyn
kann, oder es in den Indiuiduis wirklich ist. Dieser
Begriff fällt aber weg, sobald A nicht unter B und

C zu-
F 3

von den Urtheilen und Fragen.
gleich. Auf dieſe Art iſt der Vortrag des Satzes
cathegoriſch. Man ſieht auch zugleich hieraus, daß
hinwiederum jede Beſtimmung des Subjectes
in eine Bedingung verwandelt werden kann,

ſo oft naͤmlich die Ausſage des Satzes von dieſer Be-
ſtimmung abhaͤngt. Da uͤbrigens die Bedeutung
der Woͤrter uͤberhaupt, und uͤberdies noch der Umfang
vieler von unſern allgemeinen Begriffen willkuͤhrlich
iſt, (§. 103.) ſo giebt dieſes nothwendig eben ſo viele
Bedingungen von der Wahrheit unſrer Saͤtze.

§. 133.

Die andre Art zuſammengeſetzter Urtheile und
Saͤtze koͤmmt da vor, wo man fuͤr das Subject oder
fuͤr das Praͤdicat, oder fuͤr beyde zugleich, mehrere
Begriffe nimmt, von welchen keiner eine bloße Be-
ſtimmung des andern iſt. Der Satz gilt nun wie-
derum entweder von allen dieſen Begriffen, und da
wird er copulativ genennt, oder er gilt nicht von
allen, ohne jedoch die Auszuſchließenden anzuzeigen,
und da heißt er disjunctiv. Erſtere werden durch
die Woͤrter und, ſowohl, als, letztere durch ent-
weder, oder
angezeigt. Combinirt man nun dieſe
Glieder beyder Eintheilungen, ſo hat man folgende
Formeln:

1. A iſt entweder B, oder C, oder ꝛc.
2. Entweder A oder B, oder C, oder ꝛc. iſt D.
3. A iſt B und C und ꝛc.
4. A und B und C und ꝛc. ſind D.
5. A und B ꝛc. ſind C und D. ꝛc.

Wobey anzumerken, daß der erſte dieſer Saͤtze das
Anſehen einer Eintheilung hat, und wirklich eine
Eintheilung iſt, ſo bald A ſo wohl B als C ꝛc. ſeyn
kann, oder es in den Indiuiduis wirklich iſt. Dieſer
Begriff faͤllt aber weg, ſobald A nicht unter B und

C zu-
F 3
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0107" n="85"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Urtheilen und Fragen.</hi></fw><lb/>
gleich. Auf die&#x017F;e Art i&#x017F;t der Vortrag des Satzes<lb/>
cathegori&#x017F;ch. Man &#x017F;ieht auch zugleich hieraus, <hi rendition="#fr">daß<lb/>
hinwiederum jede Be&#x017F;timmung des Subjectes<lb/>
in eine Bedingung verwandelt werden kann,</hi><lb/>
&#x017F;o oft na&#x0364;mlich die Aus&#x017F;age des Satzes von die&#x017F;er Be-<lb/>
&#x017F;timmung abha&#x0364;ngt. Da u&#x0364;brigens die Bedeutung<lb/>
der Wo&#x0364;rter u&#x0364;berhaupt, und u&#x0364;berdies noch der Umfang<lb/>
vieler von un&#x017F;ern allgemeinen Begriffen willku&#x0364;hrlich<lb/>
i&#x017F;t, (§. 103.) &#x017F;o giebt die&#x017F;es nothwendig eben &#x017F;o viele<lb/>
Bedingungen von der Wahrheit un&#x017F;rer Sa&#x0364;tze.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 133.</head><lb/>
            <p>Die andre Art zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzter Urtheile und<lb/>
Sa&#x0364;tze ko&#x0364;mmt da vor, wo man fu&#x0364;r das Subject oder<lb/>
fu&#x0364;r das Pra&#x0364;dicat, oder fu&#x0364;r beyde zugleich, mehrere<lb/>
Begriffe nimmt, von welchen keiner eine bloße Be-<lb/>
&#x017F;timmung des andern i&#x017F;t. Der Satz gilt nun wie-<lb/>
derum entweder von allen die&#x017F;en Begriffen, und da<lb/>
wird er <hi rendition="#fr">copulativ</hi> genennt, oder er gilt nicht von<lb/>
allen, ohne jedoch die Auszu&#x017F;chließenden anzuzeigen,<lb/>
und da heißt er <hi rendition="#fr">disjunctiv.</hi> Er&#x017F;tere werden durch<lb/>
die Wo&#x0364;rter <hi rendition="#fr">und, &#x017F;owohl, als,</hi> letztere durch <hi rendition="#fr">ent-<lb/>
weder, oder</hi> angezeigt. Combinirt man nun die&#x017F;e<lb/>
Glieder beyder Eintheilungen, &#x017F;o hat man folgende<lb/>
Formeln:</p><lb/>
            <list>
              <item>1. <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t entweder <hi rendition="#aq">B,</hi> oder <hi rendition="#aq">C,</hi> oder &#xA75B;c.</item><lb/>
              <item>2. Entweder <hi rendition="#aq">A</hi> oder <hi rendition="#aq">B,</hi> oder <hi rendition="#aq">C,</hi> oder &#xA75B;c. i&#x017F;t <hi rendition="#aq">D.</hi></item><lb/>
              <item>3. <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">C</hi> und &#xA75B;c.</item><lb/>
              <item>4. <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> und <hi rendition="#aq">C</hi> und &#xA75B;c. &#x017F;ind <hi rendition="#aq">D.</hi></item><lb/>
              <item>5. <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> &#xA75B;c. &#x017F;ind <hi rendition="#aq">C</hi> und <hi rendition="#aq">D.</hi> &#xA75B;c.</item>
            </list><lb/>
            <p>Wobey anzumerken, daß der er&#x017F;te die&#x017F;er Sa&#x0364;tze das<lb/>
An&#x017F;ehen einer Eintheilung hat, und wirklich eine<lb/>
Eintheilung i&#x017F;t, &#x017F;o bald <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;o wohl <hi rendition="#aq">B</hi> als <hi rendition="#aq">C</hi> &#xA75B;c. &#x017F;eyn<lb/>
kann, oder es in den <hi rendition="#aq">Indiuiduis</hi> wirklich i&#x017F;t. Die&#x017F;er<lb/>
Begriff fa&#x0364;llt aber weg, &#x017F;obald <hi rendition="#aq">A</hi> nicht unter <hi rendition="#aq">B</hi> und<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">F 3</fw><fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">C</hi> zu-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[85/0107] von den Urtheilen und Fragen. gleich. Auf dieſe Art iſt der Vortrag des Satzes cathegoriſch. Man ſieht auch zugleich hieraus, daß hinwiederum jede Beſtimmung des Subjectes in eine Bedingung verwandelt werden kann, ſo oft naͤmlich die Ausſage des Satzes von dieſer Be- ſtimmung abhaͤngt. Da uͤbrigens die Bedeutung der Woͤrter uͤberhaupt, und uͤberdies noch der Umfang vieler von unſern allgemeinen Begriffen willkuͤhrlich iſt, (§. 103.) ſo giebt dieſes nothwendig eben ſo viele Bedingungen von der Wahrheit unſrer Saͤtze. §. 133. Die andre Art zuſammengeſetzter Urtheile und Saͤtze koͤmmt da vor, wo man fuͤr das Subject oder fuͤr das Praͤdicat, oder fuͤr beyde zugleich, mehrere Begriffe nimmt, von welchen keiner eine bloße Be- ſtimmung des andern iſt. Der Satz gilt nun wie- derum entweder von allen dieſen Begriffen, und da wird er copulativ genennt, oder er gilt nicht von allen, ohne jedoch die Auszuſchließenden anzuzeigen, und da heißt er disjunctiv. Erſtere werden durch die Woͤrter und, ſowohl, als, letztere durch ent- weder, oder angezeigt. Combinirt man nun dieſe Glieder beyder Eintheilungen, ſo hat man folgende Formeln: 1. A iſt entweder B, oder C, oder ꝛc. 2. Entweder A oder B, oder C, oder ꝛc. iſt D. 3. A iſt B und C und ꝛc. 4. A und B und C und ꝛc. ſind D. 5. A und B ꝛc. ſind C und D. ꝛc. Wobey anzumerken, daß der erſte dieſer Saͤtze das Anſehen einer Eintheilung hat, und wirklich eine Eintheilung iſt, ſo bald A ſo wohl B als C ꝛc. ſeyn kann, oder es in den Indiuiduis wirklich iſt. Dieſer Begriff faͤllt aber weg, ſobald A nicht unter B und C zu- F 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/107
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/107>, abgerufen am 25.04.2024.