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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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V. Hauptst. von zusammenges. Schlüssen
oder crocodilinum hieher, und werden nur durch die
Erklärung dieser Wörter die Aehnlichkeit der dadurch
angezeigten Schlüsse mit einigen der hier betrachteten
aufklären.

§. 287.

Wenn man dadurch, daß man in allen Dingen
oder Fällen, die unter eine Klasse oder Art gehören,
eine gewisse Eigenschaft findet, verleitet wird,
diese Eigenschaft von dem Begriffe der Klasse
oder Gattung zu bejahen; so heißt dieses, eine Ei-
genschaft der Klasse oder Gattung durch Jn-
duction finden.
Es ist unstreitig, daß dieses an-
geht, sobald die Jnduction complet ist, oder sobald man
sich versichert hat, daß die Klasse oder Gattung A
keine andre Fälle als C, D, E, F .... M, unter sich
begreife, und die Eigenschaft B in jedem der Fälle
C, D, E, F .... M angetroffen werde. Dieses Verfah-
ren stellt nun einen förmlichen Schluß in Caspida vor.
Denn man schließt so:

Sowohl C als D, E, F ...... M sind alle B.
Nun aber A ist entweder C oder D, oder E, oder
F..... oder M.
Folglich alle A sind B.

Das vorhin vor die Schlußart Caspida gegebene
Beyspiel mag auch hier zur Erläuterung dienen. Denn
um zu finden, ob jeder Schluß der zweyten Figur
verneinend sey, so durchgeht man ihre Schlußarten.
Diese sind Cesare, Camestres, Festino, Barocco.
Nun beyde ersten schließen in E beyde letztern in O.
Aber E und O sind verneinend. Folglich schließen
alle vier, und demnach die zweyte Figur durchaus ver-
neinend. Da der Untersatz, der das desiunctiue
Prädicat zum Mittelgliede hat, in den meisten Fällen
sehr schwer complet zu machen ist, so giebt es auch sehr

wenige

V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen
oder crocodilinum hieher, und werden nur durch die
Erklaͤrung dieſer Woͤrter die Aehnlichkeit der dadurch
angezeigten Schluͤſſe mit einigen der hier betrachteten
aufklaͤren.

§. 287.

Wenn man dadurch, daß man in allen Dingen
oder Faͤllen, die unter eine Klaſſe oder Art gehoͤren,
eine gewiſſe Eigenſchaft findet, verleitet wird,
dieſe Eigenſchaft von dem Begriffe der Klaſſe
oder Gattung zu bejahen; ſo heißt dieſes, eine Ei-
genſchaft der Klaſſe oder Gattung durch Jn-
duction finden.
Es iſt unſtreitig, daß dieſes an-
geht, ſobald die Jnduction complet iſt, oder ſobald man
ſich verſichert hat, daß die Klaſſe oder Gattung A
keine andre Faͤlle als C, D, E, F .... M, unter ſich
begreife, und die Eigenſchaft B in jedem der Faͤlle
C, D, E, F .... M angetroffen werde. Dieſes Verfah-
ren ſtellt nun einen foͤrmlichen Schluß in Caſpida vor.
Denn man ſchließt ſo:

Sowohl C als D, E, F ...... M ſind alle B.
Nun aber A iſt entweder C oder D, oder E, oder
F..... oder M.
Folglich alle A ſind B.

Das vorhin vor die Schlußart Caſpida gegebene
Beyſpiel mag auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Denn
um zu finden, ob jeder Schluß der zweyten Figur
verneinend ſey, ſo durchgeht man ihre Schlußarten.
Dieſe ſind Ceſare, Cameſtres, Feſtino, Barocco.
Nun beyde erſten ſchließen in E beyde letztern in O.
Aber E und O ſind verneinend. Folglich ſchließen
alle vier, und demnach die zweyte Figur durchaus ver-
neinend. Da der Unterſatz, der das deſiunctiue
Praͤdicat zum Mittelgliede hat, in den meiſten Faͤllen
ſehr ſchwer complet zu machen iſt, ſo giebt es auch ſehr

wenige
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[184/0206] V. Hauptſt. von zuſammengeſ. Schluͤſſen oder crocodilinum hieher, und werden nur durch die Erklaͤrung dieſer Woͤrter die Aehnlichkeit der dadurch angezeigten Schluͤſſe mit einigen der hier betrachteten aufklaͤren. §. 287. Wenn man dadurch, daß man in allen Dingen oder Faͤllen, die unter eine Klaſſe oder Art gehoͤren, eine gewiſſe Eigenſchaft findet, verleitet wird, dieſe Eigenſchaft von dem Begriffe der Klaſſe oder Gattung zu bejahen; ſo heißt dieſes, eine Ei- genſchaft der Klaſſe oder Gattung durch Jn- duction finden. Es iſt unſtreitig, daß dieſes an- geht, ſobald die Jnduction complet iſt, oder ſobald man ſich verſichert hat, daß die Klaſſe oder Gattung A keine andre Faͤlle als C, D, E, F .... M, unter ſich begreife, und die Eigenſchaft B in jedem der Faͤlle C, D, E, F .... M angetroffen werde. Dieſes Verfah- ren ſtellt nun einen foͤrmlichen Schluß in Caſpida vor. Denn man ſchließt ſo: Sowohl C als D, E, F ...... M ſind alle B. Nun aber A iſt entweder C oder D, oder E, oder F..... oder M. Folglich alle A ſind B. Das vorhin vor die Schlußart Caſpida gegebene Beyſpiel mag auch hier zur Erlaͤuterung dienen. Denn um zu finden, ob jeder Schluß der zweyten Figur verneinend ſey, ſo durchgeht man ihre Schlußarten. Dieſe ſind Ceſare, Cameſtres, Feſtino, Barocco. Nun beyde erſten ſchließen in E beyde letztern in O. Aber E und O ſind verneinend. Folglich ſchließen alle vier, und demnach die zweyte Figur durchaus ver- neinend. Da der Unterſatz, der das deſiunctiue Praͤdicat zum Mittelgliede hat, in den meiſten Faͤllen ſehr ſchwer complet zu machen iſt, ſo giebt es auch ſehr wenige

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/206>, abgerufen am 28.03.2024.