Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite
VI. Hauptstück,
III. A ist B, und was nicht A ist, ist nicht B.
IV. A läßt sich an B erkennen.
V. A ist B, und B ist ein Indiuiduum.
VI. A ist B, und B ist ein niedrigerer Begriff, als A.

Unter diesen Formeln sind die vier ersten vor sich klar,
die fünfte und sechste aber erhellet daraus, daß das
Prädicat eines allgemein bejahenden Satzes nicht ein
niedrigerer Begriff seyn oder mehrere Merkmaale ent-
halten kann, als das Subject, es seyn denn Subject
und Prädicat Wechselbegriffe, oder das Subject ein
eigenes Merkmaal von dem Prädicat.

§. 377.

Ferner fordert unter diesen Formeln die zweyte,
welche die Jdentität des Satzes zugleich mit seiner
Allgemeinheit anzeigt, fast nothwendig einen apogogi-
schen Beweis. Denn wenn man sagt: A allein ist
B, so muß man zeigen, daß B keinem andern Subjecte
zukomme, folglich muß man damit anfangen, zu un-
tersuchen, welchen andern Subjecten es etwann noch
zukommen könnte; und von diesen muß man es aus-
schliessen. Man nimmt daher eine höhere Gattung
von A, so, daß man gewiß wisse, oder zeigen könne,
daß B außer dieser Gattung nirgends zu finden sey.
Diese Gattung sey C, und die Nebenarten des A seyn
E, F; so kömmt der Beweis auf folgende Sätze an:

I. Was nicht C ist, ist nicht B.
II. Folglich ist entweder C oder eine seiner Ar-
ten allein B.
III. Nun ist C entweder A oder E oder F.
IV. Aber weder E noch F ist B.
V. Demnach ist A allein B.

Geht dieser letzte Satz noch nicht an, so muß A wie-
derum in niedrigere Arten eingetheilt werden. Auf
diese Weise wird man z. E. finden, daß die Schlußart

in
VI. Hauptſtuͤck,
III. A iſt B, und was nicht A iſt, iſt nicht B.
IV. A laͤßt ſich an B erkennen.
V. A iſt B, und B iſt ein Indiuiduum.
VI. A iſt B, und B iſt ein niedrigerer Begriff, als A.

Unter dieſen Formeln ſind die vier erſten vor ſich klar,
die fuͤnfte und ſechſte aber erhellet daraus, daß das
Praͤdicat eines allgemein bejahenden Satzes nicht ein
niedrigerer Begriff ſeyn oder mehrere Merkmaale ent-
halten kann, als das Subject, es ſeyn denn Subject
und Praͤdicat Wechſelbegriffe, oder das Subject ein
eigenes Merkmaal von dem Praͤdicat.

§. 377.

Ferner fordert unter dieſen Formeln die zweyte,
welche die Jdentitaͤt des Satzes zugleich mit ſeiner
Allgemeinheit anzeigt, faſt nothwendig einen apogogi-
ſchen Beweis. Denn wenn man ſagt: A allein iſt
B, ſo muß man zeigen, daß B keinem andern Subjecte
zukomme, folglich muß man damit anfangen, zu un-
terſuchen, welchen andern Subjecten es etwann noch
zukommen koͤnnte; und von dieſen muß man es aus-
ſchlieſſen. Man nimmt daher eine hoͤhere Gattung
von A, ſo, daß man gewiß wiſſe, oder zeigen koͤnne,
daß B außer dieſer Gattung nirgends zu finden ſey.
Dieſe Gattung ſey C, und die Nebenarten des A ſeyn
E, F; ſo koͤmmt der Beweis auf folgende Saͤtze an:

I. Was nicht C iſt, iſt nicht B.
II. Folglich iſt entweder C oder eine ſeiner Ar-
ten allein B.
III. Nun iſt C entweder A oder E oder F.
IV. Aber weder E noch F iſt B.
V. Demnach iſt A allein B.

Geht dieſer letzte Satz noch nicht an, ſo muß A wie-
derum in niedrigere Arten eingetheilt werden. Auf
dieſe Weiſe wird man z. E. finden, daß die Schlußart

in
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0266" n="244"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">VI.</hi> Haupt&#x017F;tu&#x0364;ck,</hi> </fw><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">III. A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B,</hi> und was nicht <hi rendition="#aq">A</hi> i&#x017F;t, i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">IV. A</hi> la&#x0364;ßt &#x017F;ich an <hi rendition="#aq">B</hi> erkennen.</item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">V. A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B,</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t ein <hi rendition="#aq">Indiuiduum.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">VI. A</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B,</hi> und <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t ein niedrigerer Begriff, als <hi rendition="#aq">A.</hi></item>
            </list><lb/>
            <p>Unter die&#x017F;en Formeln &#x017F;ind die vier er&#x017F;ten vor &#x017F;ich klar,<lb/>
die fu&#x0364;nfte und &#x017F;ech&#x017F;te aber erhellet daraus, daß das<lb/>
Pra&#x0364;dicat eines allgemein bejahenden Satzes nicht ein<lb/>
niedrigerer Begriff &#x017F;eyn oder mehrere Merkmaale ent-<lb/>
halten kann, als das Subject, es &#x017F;eyn denn Subject<lb/>
und Pra&#x0364;dicat Wech&#x017F;elbegriffe, oder das Subject ein<lb/>
eigenes Merkmaal von dem Pra&#x0364;dicat.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 377.</head><lb/>
            <p>Ferner fordert unter die&#x017F;en Formeln die zweyte,<lb/>
welche die Jdentita&#x0364;t des Satzes zugleich mit &#x017F;einer<lb/>
Allgemeinheit anzeigt, fa&#x017F;t nothwendig einen apogogi-<lb/>
&#x017F;chen Beweis. Denn wenn man &#x017F;agt: <hi rendition="#aq">A</hi> <hi rendition="#fr">allein i&#x017F;t</hi><lb/><hi rendition="#aq">B,</hi> &#x017F;o muß man zeigen, daß <hi rendition="#aq">B</hi> keinem andern Subjecte<lb/>
zukomme, folglich muß man damit anfangen, zu un-<lb/>
ter&#x017F;uchen, welchen andern Subjecten es etwann noch<lb/>
zukommen ko&#x0364;nnte; und von die&#x017F;en muß man es aus-<lb/>
&#x017F;chlie&#x017F;&#x017F;en. Man nimmt daher eine ho&#x0364;here Gattung<lb/>
von <hi rendition="#aq">A,</hi> &#x017F;o, daß man gewiß wi&#x017F;&#x017F;e, oder zeigen ko&#x0364;nne,<lb/>
daß <hi rendition="#aq">B</hi> außer die&#x017F;er Gattung nirgends zu finden &#x017F;ey.<lb/>
Die&#x017F;e Gattung &#x017F;ey <hi rendition="#aq">C,</hi> und die Nebenarten des <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;eyn<lb/><hi rendition="#aq">E, F;</hi> &#x017F;o ko&#x0364;mmt der Beweis auf folgende Sa&#x0364;tze an:</p><lb/>
            <list>
              <item><hi rendition="#aq">I.</hi> Was nicht <hi rendition="#aq">C</hi> i&#x017F;t, i&#x017F;t nicht <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">II.</hi> Folglich i&#x017F;t entweder <hi rendition="#aq">C</hi> oder eine &#x017F;einer Ar-<lb/>
ten allein <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">III.</hi> Nun i&#x017F;t <hi rendition="#aq">C</hi> entweder <hi rendition="#aq">A</hi> oder <hi rendition="#aq">E</hi> oder <hi rendition="#aq">F.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">IV.</hi> Aber weder <hi rendition="#aq">E</hi> noch <hi rendition="#aq">F</hi> i&#x017F;t <hi rendition="#aq">B.</hi></item><lb/>
              <item><hi rendition="#aq">V.</hi> Demnach i&#x017F;t <hi rendition="#aq">A</hi> allein <hi rendition="#aq">B.</hi></item>
            </list><lb/>
            <p>Geht die&#x017F;er letzte Satz noch nicht an, &#x017F;o muß <hi rendition="#aq">A</hi> wie-<lb/>
derum in niedrigere Arten eingetheilt werden. Auf<lb/>
die&#x017F;e Wei&#x017F;e wird man z. E. finden, daß die Schlußart<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[244/0266] VI. Hauptſtuͤck, III. A iſt B, und was nicht A iſt, iſt nicht B. IV. A laͤßt ſich an B erkennen. V. A iſt B, und B iſt ein Indiuiduum. VI. A iſt B, und B iſt ein niedrigerer Begriff, als A. Unter dieſen Formeln ſind die vier erſten vor ſich klar, die fuͤnfte und ſechſte aber erhellet daraus, daß das Praͤdicat eines allgemein bejahenden Satzes nicht ein niedrigerer Begriff ſeyn oder mehrere Merkmaale ent- halten kann, als das Subject, es ſeyn denn Subject und Praͤdicat Wechſelbegriffe, oder das Subject ein eigenes Merkmaal von dem Praͤdicat. §. 377. Ferner fordert unter dieſen Formeln die zweyte, welche die Jdentitaͤt des Satzes zugleich mit ſeiner Allgemeinheit anzeigt, faſt nothwendig einen apogogi- ſchen Beweis. Denn wenn man ſagt: A allein iſt B, ſo muß man zeigen, daß B keinem andern Subjecte zukomme, folglich muß man damit anfangen, zu un- terſuchen, welchen andern Subjecten es etwann noch zukommen koͤnnte; und von dieſen muß man es aus- ſchlieſſen. Man nimmt daher eine hoͤhere Gattung von A, ſo, daß man gewiß wiſſe, oder zeigen koͤnne, daß B außer dieſer Gattung nirgends zu finden ſey. Dieſe Gattung ſey C, und die Nebenarten des A ſeyn E, F; ſo koͤmmt der Beweis auf folgende Saͤtze an: I. Was nicht C iſt, iſt nicht B. II. Folglich iſt entweder C oder eine ſeiner Ar- ten allein B. III. Nun iſt C entweder A oder E oder F. IV. Aber weder E noch F iſt B. V. Demnach iſt A allein B. Geht dieſer letzte Satz noch nicht an, ſo muß A wie- derum in niedrigere Arten eingetheilt werden. Auf dieſe Weiſe wird man z. E. finden, daß die Schlußart in

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/266
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/266>, abgerufen am 28.03.2024.