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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Begriffen und Erklärungen.
schon gewohnt, Verhältnißbegriffe dazu zu gebrau-
chen, um eine Sache durch ihre Ursachen Wirkungen,
Absichten, Mittel und durch jede Verbindung, so sie
mit andern haben kann, kenntlich zu machen und
aufzuklären. Es mag dieses auch um desto ehender
angehen, weil man ohne Verhältnißbegriffe kaum von
einer Sache auf eine andre einen Schluß machen
kann.

§. 60.

Wir haben aber in Absicht auf die Verhältniß-
begriffe, wodurch eine Sache erklärt werden soll,
zwischen den Erklärungen eben den Unterschied zu
machen, den wir oben (§. 52. 55.) in Absicht auf die
Merkmaale gemacht haben. Wenn man nämlich nur
die Sache kenntlich zu machen sucht, so ist es genug,
sie durch solche Verhältnisse zu bestimmen, wodurch
jede andre Sachen ausgeschlossen werden. Jn einzelnen
Fällen, wo man nur dieses oder jenes Indiuiduum
und zwar nur für eine gewisse Zeit kenntlich machen
will, sind öfters die Umstände des Ortes und der Zeit
hinreichend, weil man dadurch anzeigt, wenn und wo
die Sache zu finden ist. So z. E. macht man am
Himmel alle Sterne durch ihren Ort kenntlich, und
zeigt im Fall der Veränderung, auch die Verände-
rung des Ortes an. Eben so, wenn man eine Ursache
durch eine einzige von ihren Wirkungen, oder eine
Sache durch einen einigen Gebrauch derselben
erklärt.

§. 61.

Soll hingegen die Sache durch ihr Verhältniß
zu einer andern vollständig bestimmt werden, so muß
dieses Verhältniß zureichen, jede gemeinsame und
eigene Merkmaale der Sache daraus zu bestimmen.
Z. E. wenn man sagt, Gott sey der Schöpfer der

Welt,
C 4

von den Begriffen und Erklaͤrungen.
ſchon gewohnt, Verhaͤltnißbegriffe dazu zu gebrau-
chen, um eine Sache durch ihre Urſachen Wirkungen,
Abſichten, Mittel und durch jede Verbindung, ſo ſie
mit andern haben kann, kenntlich zu machen und
aufzuklaͤren. Es mag dieſes auch um deſto ehender
angehen, weil man ohne Verhaͤltnißbegriffe kaum von
einer Sache auf eine andre einen Schluß machen
kann.

§. 60.

Wir haben aber in Abſicht auf die Verhaͤltniß-
begriffe, wodurch eine Sache erklaͤrt werden ſoll,
zwiſchen den Erklaͤrungen eben den Unterſchied zu
machen, den wir oben (§. 52. 55.) in Abſicht auf die
Merkmaale gemacht haben. Wenn man naͤmlich nur
die Sache kenntlich zu machen ſucht, ſo iſt es genug,
ſie durch ſolche Verhaͤltniſſe zu beſtimmen, wodurch
jede andre Sachen ausgeſchloſſen werden. Jn einzelnen
Faͤllen, wo man nur dieſes oder jenes Indiuiduum
und zwar nur fuͤr eine gewiſſe Zeit kenntlich machen
will, ſind oͤfters die Umſtaͤnde des Ortes und der Zeit
hinreichend, weil man dadurch anzeigt, wenn und wo
die Sache zu finden iſt. So z. E. macht man am
Himmel alle Sterne durch ihren Ort kenntlich, und
zeigt im Fall der Veraͤnderung, auch die Veraͤnde-
rung des Ortes an. Eben ſo, wenn man eine Urſache
durch eine einzige von ihren Wirkungen, oder eine
Sache durch einen einigen Gebrauch derſelben
erklaͤrt.

§. 61.

Soll hingegen die Sache durch ihr Verhaͤltniß
zu einer andern vollſtaͤndig beſtimmt werden, ſo muß
dieſes Verhaͤltniß zureichen, jede gemeinſame und
eigene Merkmaale der Sache daraus zu beſtimmen.
Z. E. wenn man ſagt, Gott ſey der Schoͤpfer der

Welt,
C 4
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[39/0061] von den Begriffen und Erklaͤrungen. ſchon gewohnt, Verhaͤltnißbegriffe dazu zu gebrau- chen, um eine Sache durch ihre Urſachen Wirkungen, Abſichten, Mittel und durch jede Verbindung, ſo ſie mit andern haben kann, kenntlich zu machen und aufzuklaͤren. Es mag dieſes auch um deſto ehender angehen, weil man ohne Verhaͤltnißbegriffe kaum von einer Sache auf eine andre einen Schluß machen kann. §. 60. Wir haben aber in Abſicht auf die Verhaͤltniß- begriffe, wodurch eine Sache erklaͤrt werden ſoll, zwiſchen den Erklaͤrungen eben den Unterſchied zu machen, den wir oben (§. 52. 55.) in Abſicht auf die Merkmaale gemacht haben. Wenn man naͤmlich nur die Sache kenntlich zu machen ſucht, ſo iſt es genug, ſie durch ſolche Verhaͤltniſſe zu beſtimmen, wodurch jede andre Sachen ausgeſchloſſen werden. Jn einzelnen Faͤllen, wo man nur dieſes oder jenes Indiuiduum und zwar nur fuͤr eine gewiſſe Zeit kenntlich machen will, ſind oͤfters die Umſtaͤnde des Ortes und der Zeit hinreichend, weil man dadurch anzeigt, wenn und wo die Sache zu finden iſt. So z. E. macht man am Himmel alle Sterne durch ihren Ort kenntlich, und zeigt im Fall der Veraͤnderung, auch die Veraͤnde- rung des Ortes an. Eben ſo, wenn man eine Urſache durch eine einzige von ihren Wirkungen, oder eine Sache durch einen einigen Gebrauch derſelben erklaͤrt. §. 61. Soll hingegen die Sache durch ihr Verhaͤltniß zu einer andern vollſtaͤndig beſtimmt werden, ſo muß dieſes Verhaͤltniß zureichen, jede gemeinſame und eigene Merkmaale der Sache daraus zu beſtimmen. Z. E. wenn man ſagt, Gott ſey der Schoͤpfer der Welt, C 4

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/61>, abgerufen am 28.03.2024.