Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Beweisen.
höhere Gattung von A sey. Jn besondern Fällen
giebt es hiebey Abkürzungen, und das vorhin (§. 333.)
für den ersten Fall gegebene Beyspiel mag auch hier
zur Erläuterung dienen, wenn man es in dieser Ab-
sicht durchgehen will. (§. 337.)

§. 346.

Wenn der Schlußsatz, den man herausbringen
will, verneinend ist, so wird der Beweis fast immer
viel leichter. Man ist dabey nicht so nothwendig an
die erste Figur gebunden, sondern kann auch die Schluß-
arten Cesare, Camestres und Calentes dazu gebrau-
chen, je nachdem die Sache auf einen Unterschied
oder aufs reciprociren ankömmt. (§. 232. 250.)
Diese Schicklichkeit verdoppelt sich, weil ein allge-
mein verneinender Satz auch umgekehrt allgemein
verneinend bleibt. (§. 141.) Man hat daher die
Auswahl, zu sehen, welcher von beyden sich am leich-
testen beweisen lasse. Ein Vortheil, der bey allge-
mein bejahenden Sätzen überhaupt nicht angeht.

§. 347.

Bisher haben wir den Fall betrachtet, wo der
Satz selbsten bewiesen oder herausgebracht wird.
Diese Art zu beweisen nennt man die gerade oder
directe Art, Demonstratio directa, oder ostensiua.
Es ist dieses aber gar nicht allemal nothwendig, son-
dern der Schlußsatz kann auf mehrerley Arten von
einem andern Satze so abhängen, daß wenn man
sich von des letztern Wahrheit oder Falschheit versi-
chert hat, der erstere zugleich auch erwiesen ist, wie
z. E. bey unmittelbaren Folgen.

§. 348.

Hieher gehört aber vornehmlich, daß, wenn
ein Satz wahr ist, das Gegentheil desselben
nothwendig falsch seyn müsse,
Man hat dem-

nach
P 2

von den Beweiſen.
hoͤhere Gattung von A ſey. Jn beſondern Faͤllen
giebt es hiebey Abkuͤrzungen, und das vorhin (§. 333.)
fuͤr den erſten Fall gegebene Beyſpiel mag auch hier
zur Erlaͤuterung dienen, wenn man es in dieſer Ab-
ſicht durchgehen will. (§. 337.)

§. 346.

Wenn der Schlußſatz, den man herausbringen
will, verneinend iſt, ſo wird der Beweis faſt immer
viel leichter. Man iſt dabey nicht ſo nothwendig an
die erſte Figur gebunden, ſondern kann auch die Schluß-
arten Ceſare, Cameſtres und Calentes dazu gebrau-
chen, je nachdem die Sache auf einen Unterſchied
oder aufs reciprociren ankoͤmmt. (§. 232. 250.)
Dieſe Schicklichkeit verdoppelt ſich, weil ein allge-
mein verneinender Satz auch umgekehrt allgemein
verneinend bleibt. (§. 141.) Man hat daher die
Auswahl, zu ſehen, welcher von beyden ſich am leich-
teſten beweiſen laſſe. Ein Vortheil, der bey allge-
mein bejahenden Saͤtzen uͤberhaupt nicht angeht.

§. 347.

Bisher haben wir den Fall betrachtet, wo der
Satz ſelbſten bewieſen oder herausgebracht wird.
Dieſe Art zu beweiſen nennt man die gerade oder
directe Art, Demonſtratio directa, oder oſtenſiua.
Es iſt dieſes aber gar nicht allemal nothwendig, ſon-
dern der Schlußſatz kann auf mehrerley Arten von
einem andern Satze ſo abhaͤngen, daß wenn man
ſich von des letztern Wahrheit oder Falſchheit verſi-
chert hat, der erſtere zugleich auch erwieſen iſt, wie
z. E. bey unmittelbaren Folgen.

§. 348.

Hieher gehoͤrt aber vornehmlich, daß, wenn
ein Satz wahr iſt, das Gegentheil deſſelben
nothwendig falſch ſeyn muͤſſe,
Man hat dem-

nach
P 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0249" n="227"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Bewei&#x017F;en.</hi></fw><lb/>
ho&#x0364;here Gattung von <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ey. Jn be&#x017F;ondern Fa&#x0364;llen<lb/>
giebt es hiebey Abku&#x0364;rzungen, und das vorhin (§. 333.)<lb/>
fu&#x0364;r den er&#x017F;ten Fall gegebene Bey&#x017F;piel mag auch hier<lb/>
zur Erla&#x0364;uterung dienen, wenn man es in die&#x017F;er Ab-<lb/>
&#x017F;icht durchgehen will. (§. 337.)</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 346.</head><lb/>
            <p>Wenn der Schluß&#x017F;atz, den man herausbringen<lb/>
will, verneinend i&#x017F;t, &#x017F;o wird der Beweis fa&#x017F;t immer<lb/>
viel leichter. Man i&#x017F;t dabey nicht &#x017F;o nothwendig an<lb/>
die er&#x017F;te Figur gebunden, &#x017F;ondern kann auch die Schluß-<lb/>
arten <hi rendition="#aq">Ce&#x017F;are, Came&#x017F;tres</hi> und <hi rendition="#aq">Calentes</hi> dazu gebrau-<lb/>
chen, je nachdem die Sache auf einen <hi rendition="#fr">Unter&#x017F;chied</hi><lb/>
oder aufs <hi rendition="#fr">reciprociren</hi> anko&#x0364;mmt. (§. 232. 250.)<lb/>
Die&#x017F;e Schicklichkeit verdoppelt &#x017F;ich, weil ein allge-<lb/>
mein verneinender Satz auch umgekehrt allgemein<lb/>
verneinend bleibt. (§. 141.) Man hat daher die<lb/>
Auswahl, zu &#x017F;ehen, welcher von beyden &#x017F;ich am leich-<lb/>
te&#x017F;ten bewei&#x017F;en la&#x017F;&#x017F;e. Ein Vortheil, der bey allge-<lb/>
mein bejahenden Sa&#x0364;tzen u&#x0364;berhaupt nicht angeht.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 347.</head><lb/>
            <p>Bisher haben wir den Fall betrachtet, wo der<lb/>
Satz &#x017F;elb&#x017F;ten bewie&#x017F;en oder herausgebracht wird.<lb/>
Die&#x017F;e Art zu bewei&#x017F;en nennt man die gerade oder<lb/>
directe Art, <hi rendition="#aq">Demon&#x017F;tratio directa,</hi> oder <hi rendition="#aq">o&#x017F;ten&#x017F;iua.</hi><lb/>
Es i&#x017F;t die&#x017F;es aber gar nicht allemal nothwendig, &#x017F;on-<lb/>
dern der Schluß&#x017F;atz kann auf mehrerley Arten von<lb/>
einem andern Satze &#x017F;o abha&#x0364;ngen, daß wenn man<lb/>
&#x017F;ich von des letztern Wahrheit oder Fal&#x017F;chheit ver&#x017F;i-<lb/>
chert hat, der er&#x017F;tere zugleich auch erwie&#x017F;en i&#x017F;t, wie<lb/>
z. E. bey <hi rendition="#fr">unmittelbaren Folgen.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 348.</head><lb/>
            <p>Hieher geho&#x0364;rt aber vornehmlich, <hi rendition="#fr">daß, wenn<lb/>
ein Satz wahr i&#x017F;t, das Gegentheil de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
nothwendig fal&#x017F;ch &#x017F;eyn mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</hi> Man hat dem-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">P 2</fw><fw place="bottom" type="catch">nach</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[227/0249] von den Beweiſen. hoͤhere Gattung von A ſey. Jn beſondern Faͤllen giebt es hiebey Abkuͤrzungen, und das vorhin (§. 333.) fuͤr den erſten Fall gegebene Beyſpiel mag auch hier zur Erlaͤuterung dienen, wenn man es in dieſer Ab- ſicht durchgehen will. (§. 337.) §. 346. Wenn der Schlußſatz, den man herausbringen will, verneinend iſt, ſo wird der Beweis faſt immer viel leichter. Man iſt dabey nicht ſo nothwendig an die erſte Figur gebunden, ſondern kann auch die Schluß- arten Ceſare, Cameſtres und Calentes dazu gebrau- chen, je nachdem die Sache auf einen Unterſchied oder aufs reciprociren ankoͤmmt. (§. 232. 250.) Dieſe Schicklichkeit verdoppelt ſich, weil ein allge- mein verneinender Satz auch umgekehrt allgemein verneinend bleibt. (§. 141.) Man hat daher die Auswahl, zu ſehen, welcher von beyden ſich am leich- teſten beweiſen laſſe. Ein Vortheil, der bey allge- mein bejahenden Saͤtzen uͤberhaupt nicht angeht. §. 347. Bisher haben wir den Fall betrachtet, wo der Satz ſelbſten bewieſen oder herausgebracht wird. Dieſe Art zu beweiſen nennt man die gerade oder directe Art, Demonſtratio directa, oder oſtenſiua. Es iſt dieſes aber gar nicht allemal nothwendig, ſon- dern der Schlußſatz kann auf mehrerley Arten von einem andern Satze ſo abhaͤngen, daß wenn man ſich von des letztern Wahrheit oder Falſchheit verſi- chert hat, der erſtere zugleich auch erwieſen iſt, wie z. E. bey unmittelbaren Folgen. §. 348. Hieher gehoͤrt aber vornehmlich, daß, wenn ein Satz wahr iſt, das Gegentheil deſſelben nothwendig falſch ſeyn muͤſſe, Man hat dem- nach P 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/249
Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/249>, abgerufen am 19.04.2024.