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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von der Erfahrung.
ten Klassen zu bringen, um sie mit den Producten
der Feldfrüchte zu vergleichen. Nach eben dieser
Methode läßt sich untersuchen, ob der Mond einen
Einfluß in die Witterrung, in den Feldbau, in die
Gesundheit etc. habe? Denn man muß dabey aus
meteorologischen Tagregistern von vielen Jahren, die
Tage des Neumondes, Vollmondes etc. besonders neh-
men, und sehen, ob mehrere Tage von der einen oder
von der andern Klasse, schön, hell, trüb, oder Re-
gentage waren. Würde sich ein erheblicher Unterschied
finden, so wäre er eben so wie die Ebbe und Fluth
des Meeres der Einwirkung des Mondes oder andern
davon abhängenden oder wenigstens gleichperiodischen
Ursachen zuzuschreiben, und der Schluß wäre desto
genauer und zuverläßiger, je mehr Observationen
dazu gebraucht worden. Denn es ist klar, daß zwo
oder drey Observationen die Sache nicht ausmachen,
weil die Witterung gar zu viel Ursachen hat.

§. 586.

Wenn das Verhältniß einer Ursache zu ih-
rer Wirkung durch Versuche soll bestimmt
werden,
so gehören mehrere Versuche dazu, und
bey jedem muß ein andrer Grad der Ursach, es sey in
Absicht auf ihre Stärke, oder in Absicht auf die Art
wie sie wirkt, genommen, und die Wirkung eben-
falls ausgemessen werden. Läßt sich die Wirkung
ausmessen, wie z. E. die Wärme durch Thermometer,
das Gewicht durch das Abwägen, eine Kraft durch
den Widerstand, der sie im Gleichgewicht hält etc. so
hat die Sache weiter keine Schwürigkeit. Hinge-
gen, wo man solche Jnstrumente nicht hat, son-
dern die Wirkung nur nach dem Augenmaaß
oder nach der Empfindung schätzen muß,
da
ist es gut, wenn man Mittel findet, den Grad der

Ursache
A a 3

von der Erfahrung.
ten Klaſſen zu bringen, um ſie mit den Producten
der Feldfruͤchte zu vergleichen. Nach eben dieſer
Methode laͤßt ſich unterſuchen, ob der Mond einen
Einfluß in die Witterrung, in den Feldbau, in die
Geſundheit ꝛc. habe? Denn man muß dabey aus
meteorologiſchen Tagregiſtern von vielen Jahren, die
Tage des Neumondes, Vollmondes ꝛc. beſonders neh-
men, und ſehen, ob mehrere Tage von der einen oder
von der andern Klaſſe, ſchoͤn, hell, truͤb, oder Re-
gentage waren. Wuͤrde ſich ein erheblicher Unterſchied
finden, ſo waͤre er eben ſo wie die Ebbe und Fluth
des Meeres der Einwirkung des Mondes oder andern
davon abhaͤngenden oder wenigſtens gleichperiodiſchen
Urſachen zuzuſchreiben, und der Schluß waͤre deſto
genauer und zuverlaͤßiger, je mehr Obſervationen
dazu gebraucht worden. Denn es iſt klar, daß zwo
oder drey Obſervationen die Sache nicht ausmachen,
weil die Witterung gar zu viel Urſachen hat.

§. 586.

Wenn das Verhaͤltniß einer Urſache zu ih-
rer Wirkung durch Verſuche ſoll beſtimmt
werden,
ſo gehoͤren mehrere Verſuche dazu, und
bey jedem muß ein andrer Grad der Urſach, es ſey in
Abſicht auf ihre Staͤrke, oder in Abſicht auf die Art
wie ſie wirkt, genommen, und die Wirkung eben-
falls ausgemeſſen werden. Laͤßt ſich die Wirkung
ausmeſſen, wie z. E. die Waͤrme durch Thermometer,
das Gewicht durch das Abwaͤgen, eine Kraft durch
den Widerſtand, der ſie im Gleichgewicht haͤlt ꝛc. ſo
hat die Sache weiter keine Schwuͤrigkeit. Hinge-
gen, wo man ſolche Jnſtrumente nicht hat, ſon-
dern die Wirkung nur nach dem Augenmaaß
oder nach der Empfindung ſchaͤtzen muß,
da
iſt es gut, wenn man Mittel findet, den Grad der

Urſache
A a 3
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[373/0395] von der Erfahrung. ten Klaſſen zu bringen, um ſie mit den Producten der Feldfruͤchte zu vergleichen. Nach eben dieſer Methode laͤßt ſich unterſuchen, ob der Mond einen Einfluß in die Witterrung, in den Feldbau, in die Geſundheit ꝛc. habe? Denn man muß dabey aus meteorologiſchen Tagregiſtern von vielen Jahren, die Tage des Neumondes, Vollmondes ꝛc. beſonders neh- men, und ſehen, ob mehrere Tage von der einen oder von der andern Klaſſe, ſchoͤn, hell, truͤb, oder Re- gentage waren. Wuͤrde ſich ein erheblicher Unterſchied finden, ſo waͤre er eben ſo wie die Ebbe und Fluth des Meeres der Einwirkung des Mondes oder andern davon abhaͤngenden oder wenigſtens gleichperiodiſchen Urſachen zuzuſchreiben, und der Schluß waͤre deſto genauer und zuverlaͤßiger, je mehr Obſervationen dazu gebraucht worden. Denn es iſt klar, daß zwo oder drey Obſervationen die Sache nicht ausmachen, weil die Witterung gar zu viel Urſachen hat. §. 586. Wenn das Verhaͤltniß einer Urſache zu ih- rer Wirkung durch Verſuche ſoll beſtimmt werden, ſo gehoͤren mehrere Verſuche dazu, und bey jedem muß ein andrer Grad der Urſach, es ſey in Abſicht auf ihre Staͤrke, oder in Abſicht auf die Art wie ſie wirkt, genommen, und die Wirkung eben- falls ausgemeſſen werden. Laͤßt ſich die Wirkung ausmeſſen, wie z. E. die Waͤrme durch Thermometer, das Gewicht durch das Abwaͤgen, eine Kraft durch den Widerſtand, der ſie im Gleichgewicht haͤlt ꝛc. ſo hat die Sache weiter keine Schwuͤrigkeit. Hinge- gen, wo man ſolche Jnſtrumente nicht hat, ſon- dern die Wirkung nur nach dem Augenmaaß oder nach der Empfindung ſchaͤtzen muß, da iſt es gut, wenn man Mittel findet, den Grad der Urſache A a 3

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/395>, abgerufen am 28.03.2024.