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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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IX. Hauptstück,
Es sey derselbe nun ein Lehrbegriff (§. 652.) oder ein
Erfahrungsbegriff, (§. 649.) so haben wir zu sehen,
was aus demselben gefolgert werden könne.

§. 667.

Das erste, so sich hiebey anbeut, sind die un-
mittelbaren Folgen,
(§. 255. feqq.) die sich aus
Definitionen so gut als aus andern Sätzen ziehen las-
sen, und bey den Definitionen noch verschiedenes
voraus haben. Denn sie sind von den Sätzen darinn
verschieden und bestimmter, daß das Subject und
das Prädicat von gleichem Umfange ist, weil die
Definition den Umfang des Definiti entweder durch
seine innere gemeinsame und eigene Merkmaale, oder
wenigstens durch Verhältnißbegriffe bestimmt. (§. 51--
64.) Hieraus folgt nun, daß eine Desinition ein iden-
tischer Satz sey, und sich demnach allgemein umkeh-
ren lasse. (§. 124.) Was dieses auf sich hat, haben
wir im sechsten Hauptstücke in mehrern Absichten an-
gezeigt.

§. 668.

Wenn in der Definition ein oder mehrere eigene
Merkmaale ausdrücklich angezeigt vorkommen, so
kann man die gemeinsamen weglassen, und der Satz
wird immer noch identisch bleiben. (§. 124.) Kehrt
man ihn demnach um, so hat das Subject weniger
Bestimmungen, und das Prädicat, als das Defini-
tum
bleibt dennoch Der umgekehrte Satz wird auf
diese Art noch vorzüglicher. (§. 421. 626.)

§. 669.

Die weggelassenen gemeinsamen Merkmaale wer-
den aber deswegen nicht weggeworfen, sondern man
kann sie, wenn mehrere sind, zusammen oder jedes
einzeln von dem Definito allgemein bejahen. Letzteres
geschieht vornehmlich, wenn man die Theorie des De-

finiti

IX. Hauptſtuͤck,
Es ſey derſelbe nun ein Lehrbegriff (§. 652.) oder ein
Erfahrungsbegriff, (§. 649.) ſo haben wir zu ſehen,
was aus demſelben gefolgert werden koͤnne.

§. 667.

Das erſte, ſo ſich hiebey anbeut, ſind die un-
mittelbaren Folgen,
(§. 255. feqq.) die ſich aus
Definitionen ſo gut als aus andern Saͤtzen ziehen laſ-
ſen, und bey den Definitionen noch verſchiedenes
voraus haben. Denn ſie ſind von den Saͤtzen darinn
verſchieden und beſtimmter, daß das Subject und
das Praͤdicat von gleichem Umfange iſt, weil die
Definition den Umfang des Definiti entweder durch
ſeine innere gemeinſame und eigene Merkmaale, oder
wenigſtens durch Verhaͤltnißbegriffe beſtimmt. (§. 51—
64.) Hieraus folgt nun, daß eine Deſinition ein iden-
tiſcher Satz ſey, und ſich demnach allgemein umkeh-
ren laſſe. (§. 124.) Was dieſes auf ſich hat, haben
wir im ſechſten Hauptſtuͤcke in mehrern Abſichten an-
gezeigt.

§. 668.

Wenn in der Definition ein oder mehrere eigene
Merkmaale ausdruͤcklich angezeigt vorkommen, ſo
kann man die gemeinſamen weglaſſen, und der Satz
wird immer noch identiſch bleiben. (§. 124.) Kehrt
man ihn demnach um, ſo hat das Subject weniger
Beſtimmungen, und das Praͤdicat, als das Defini-
tum
bleibt dennoch Der umgekehrte Satz wird auf
dieſe Art noch vorzuͤglicher. (§. 421. 626.)

§. 669.

Die weggelaſſenen gemeinſamen Merkmaale wer-
den aber deswegen nicht weggeworfen, ſondern man
kann ſie, wenn mehrere ſind, zuſammen oder jedes
einzeln von dem Definito allgemein bejahen. Letzteres
geſchieht vornehmlich, wenn man die Theorie des De-

finiti
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[428/0450] IX. Hauptſtuͤck, Es ſey derſelbe nun ein Lehrbegriff (§. 652.) oder ein Erfahrungsbegriff, (§. 649.) ſo haben wir zu ſehen, was aus demſelben gefolgert werden koͤnne. §. 667. Das erſte, ſo ſich hiebey anbeut, ſind die un- mittelbaren Folgen, (§. 255. feqq.) die ſich aus Definitionen ſo gut als aus andern Saͤtzen ziehen laſ- ſen, und bey den Definitionen noch verſchiedenes voraus haben. Denn ſie ſind von den Saͤtzen darinn verſchieden und beſtimmter, daß das Subject und das Praͤdicat von gleichem Umfange iſt, weil die Definition den Umfang des Definiti entweder durch ſeine innere gemeinſame und eigene Merkmaale, oder wenigſtens durch Verhaͤltnißbegriffe beſtimmt. (§. 51— 64.) Hieraus folgt nun, daß eine Deſinition ein iden- tiſcher Satz ſey, und ſich demnach allgemein umkeh- ren laſſe. (§. 124.) Was dieſes auf ſich hat, haben wir im ſechſten Hauptſtuͤcke in mehrern Abſichten an- gezeigt. §. 668. Wenn in der Definition ein oder mehrere eigene Merkmaale ausdruͤcklich angezeigt vorkommen, ſo kann man die gemeinſamen weglaſſen, und der Satz wird immer noch identiſch bleiben. (§. 124.) Kehrt man ihn demnach um, ſo hat das Subject weniger Beſtimmungen, und das Praͤdicat, als das Defini- tum bleibt dennoch Der umgekehrte Satz wird auf dieſe Art noch vorzuͤglicher. (§. 421. 626.) §. 669. Die weggelaſſenen gemeinſamen Merkmaale wer- den aber deswegen nicht weggeworfen, ſondern man kann ſie, wenn mehrere ſind, zuſammen oder jedes einzeln von dem Definito allgemein bejahen. Letzteres geſchieht vornehmlich, wenn man die Theorie des De- finiti

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 428. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/450>, abgerufen am 18.04.2024.