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Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764.

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von den Eintheilungen.
wir theils nur angaben, wie man willkührlich zusammen-
gesetzte Begriffe prüfen, oder durch einige besondere We-
ge mit einem male sowohl den zusammengesetzten Be-
griff als seinen Beweis finden könne. Wir haben dem-
nach noch die allgemeine Betrachtung der zusammen-
gesetzten Begriffe vorzunehmen, und da diese immer
als Arten eines allgemeinern Begriffes können angese-
hen werden, so bleibt uns noch genauer zu untersu-
chen, wie die Arten von der Gattung unterschieden
sind, und wie ferne aus dem Begriffe der Gattung
die Begriffe der Arten können gefunden werden. Die-
ses Verfahren ist demjenigen, da man aus den Be-
griffen der Arten den Begriff der Gattung findet,
entgegengesetzt, aber ungleich schwerer, weil man
bey dem letztern alle Data vor sich hat, und daher
nur bestimmen darf, welche Merkmaale der Arten
sollen weggelassen werden. Da es diejenigen sind,
die nicht allen Arten zukommen, so beruht die ganze
Sache nur auf einer genauen Vergleichung der Arten
unter sich, und, wenn man es kürzer machen will,
nur der zwoen verschiedensten. (§. 42) Hier aber,
wo man nichts als den Begriff der Gattung vor sich
hat, müssen die Bestimmungen, die er leidet, gefun-
den und abgezählt werden, damit man alle Arten
bekomme.

§. 80.

Diese Bestimmung der Arten einer Gattung nennt
man die Eintheilung einer Gattung in ihre
Arten.
Man könnte sie schlechthin die Eintheilung
eines Begriffes
nennen, wenn das Wort Eintheilung
nicht eine allgemeinere Bedeutung hätte. Es bezieht sich
auf jedes Ganze, so mehrere Theile hat, diese Theile
mögen nun willkührlich, oder an sich schon in dem
Ganzen seyn, und man möge die Theilung in der

That
D 2

von den Eintheilungen.
wir theils nur angaben, wie man willkuͤhrlich zuſammen-
geſetzte Begriffe pruͤfen, oder durch einige beſondere We-
ge mit einem male ſowohl den zuſammengeſetzten Be-
griff als ſeinen Beweis finden koͤnne. Wir haben dem-
nach noch die allgemeine Betrachtung der zuſammen-
geſetzten Begriffe vorzunehmen, und da dieſe immer
als Arten eines allgemeinern Begriffes koͤnnen angeſe-
hen werden, ſo bleibt uns noch genauer zu unterſu-
chen, wie die Arten von der Gattung unterſchieden
ſind, und wie ferne aus dem Begriffe der Gattung
die Begriffe der Arten koͤnnen gefunden werden. Die-
ſes Verfahren iſt demjenigen, da man aus den Be-
griffen der Arten den Begriff der Gattung findet,
entgegengeſetzt, aber ungleich ſchwerer, weil man
bey dem letztern alle Data vor ſich hat, und daher
nur beſtimmen darf, welche Merkmaale der Arten
ſollen weggelaſſen werden. Da es diejenigen ſind,
die nicht allen Arten zukommen, ſo beruht die ganze
Sache nur auf einer genauen Vergleichung der Arten
unter ſich, und, wenn man es kuͤrzer machen will,
nur der zwoen verſchiedenſten. (§. 42) Hier aber,
wo man nichts als den Begriff der Gattung vor ſich
hat, muͤſſen die Beſtimmungen, die er leidet, gefun-
den und abgezaͤhlt werden, damit man alle Arten
bekomme.

§. 80.

Dieſe Beſtimmung der Arten einer Gattung nennt
man die Eintheilung einer Gattung in ihre
Arten.
Man koͤnnte ſie ſchlechthin die Eintheilung
eines Begriffes
nennen, wenn das Wort Eintheilung
nicht eine allgemeinere Bedeutung haͤtte. Es bezieht ſich
auf jedes Ganze, ſo mehrere Theile hat, dieſe Theile
moͤgen nun willkuͤhrlich, oder an ſich ſchon in dem
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That
D 2
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[51/0073] von den Eintheilungen. wir theils nur angaben, wie man willkuͤhrlich zuſammen- geſetzte Begriffe pruͤfen, oder durch einige beſondere We- ge mit einem male ſowohl den zuſammengeſetzten Be- griff als ſeinen Beweis finden koͤnne. Wir haben dem- nach noch die allgemeine Betrachtung der zuſammen- geſetzten Begriffe vorzunehmen, und da dieſe immer als Arten eines allgemeinern Begriffes koͤnnen angeſe- hen werden, ſo bleibt uns noch genauer zu unterſu- chen, wie die Arten von der Gattung unterſchieden ſind, und wie ferne aus dem Begriffe der Gattung die Begriffe der Arten koͤnnen gefunden werden. Die- ſes Verfahren iſt demjenigen, da man aus den Be- griffen der Arten den Begriff der Gattung findet, entgegengeſetzt, aber ungleich ſchwerer, weil man bey dem letztern alle Data vor ſich hat, und daher nur beſtimmen darf, welche Merkmaale der Arten ſollen weggelaſſen werden. Da es diejenigen ſind, die nicht allen Arten zukommen, ſo beruht die ganze Sache nur auf einer genauen Vergleichung der Arten unter ſich, und, wenn man es kuͤrzer machen will, nur der zwoen verſchiedenſten. (§. 42) Hier aber, wo man nichts als den Begriff der Gattung vor ſich hat, muͤſſen die Beſtimmungen, die er leidet, gefun- den und abgezaͤhlt werden, damit man alle Arten bekomme. §. 80. Dieſe Beſtimmung der Arten einer Gattung nennt man die Eintheilung einer Gattung in ihre Arten. Man koͤnnte ſie ſchlechthin die Eintheilung eines Begriffes nennen, wenn das Wort Eintheilung nicht eine allgemeinere Bedeutung haͤtte. Es bezieht ſich auf jedes Ganze, ſo mehrere Theile hat, dieſe Theile moͤgen nun willkuͤhrlich, oder an ſich ſchon in dem Ganzen ſeyn, und man moͤge die Theilung in der That D 2

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Zitationshilfe: Lambert, Johann Heinrich: Neues Organon. Bd. 1. Leipzig, 1764, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lambert_organon01_1764/73>, abgerufen am 28.03.2024.