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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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gen. Man weiss aber, dass sie in der Lehre von den Funk-
tionen z. B. oft mit unendlich vielen Fällen zu thun hat und
trotzdem diejenigen, welche besondere ausgezeichnete Eigen-
schaften besitzen, genau zu bestimmen vermag. Ein ähn-
liches Verhältniss findet sich in einer Schachpartie, in wel-
cher bei unzählig vielen Combinationen häufig nur äusserst
wenige von ausgezeichneter Bedeutung in Betracht kommen.


Viertes Kapitel.
Mathematische Elemente des Schachspieles.

§. 144. Das Brett stellt ein System von Feldern vor,
deren Mittelpunkte durch materielle Längen von einander
getrennt sind, indem die Seite eines Feldes hierbei als Län-
geneinheit gilt. Die Coordinatenachsen werden in der Ent-
fernung einer halben Längeneinheit von den beiden Seiten-
kanten des Brettes angenommen, so dass die Abscissenachse
der Reihe a 1--h 1 der Ordinatenachse der Linie a 1--a 8
parallel läuft. Daher ist der Abscissenwerth für das Feld
a 1 gleich a, indem die Buchstaben hierbei einen von ihrer
Reihenfolge bedingten Zahlenwerth erhalten.

§. 145. Die Figuren werden als Bewegungsträger aufge-
fasst, und jede Bewegung eines Stückes wird durch die Aen-
derung der Coordinaten seines Standfeldes bedingt. Letztere
kann in doppelter Weise vor sich gehen, je nachdem nur
die eine Coordinate sich ändert, während die andere con-
stant bleibt, oder je nachdem beide zu gleicher Zeit sich
ändern. Die Bewegung, welche bei Aenderung der Ordinate
die Abscisse constant erhält, ist durch den Bauer vertreten.
Daraus folgt, dass der Bauer durch seine Gangart an die
ursprüngliche Abscisse gebunden ist, also an a oder b oder
c etc. Thurm und Dame enthalten die Bewegungen, welche
entweder bei Aenderung der Abscisse die Ordinate constant
erhalten, oder umgekehrt.

§. 146. Bei gleichzeitiger Aenderung beider Coordinaten
ist zunächst der Fall denkbar, dass sie der Zahl nach gleich-

gen. Man weiss aber, dass sie in der Lehre von den Funk-
tionen z. B. oft mit unendlich vielen Fällen zu thun hat und
trotzdem diejenigen, welche besondere ausgezeichnete Eigen-
schaften besitzen, genau zu bestimmen vermag. Ein ähn-
liches Verhältniss findet sich in einer Schachpartie, in wel-
cher bei unzählig vielen Combinationen häufig nur äusserst
wenige von ausgezeichneter Bedeutung in Betracht kommen.


Viertes Kapitel.
Mathematische Elemente des Schachspieles.

§. 144. Das Brett stellt ein System von Feldern vor,
deren Mittelpunkte durch materielle Längen von einander
getrennt sind, indem die Seite eines Feldes hierbei als Län-
geneinheit gilt. Die Coordinatenachsen werden in der Ent-
fernung einer halben Längeneinheit von den beiden Seiten-
kanten des Brettes angenommen, so dass die Abscissenachse
der Reihe a 1—h 1 der Ordinatenachse der Linie a 1—a 8
parallel läuft. Daher ist der Abscissenwerth für das Feld
a 1 gleich a, indem die Buchstaben hierbei einen von ihrer
Reihenfolge bedingten Zahlenwerth erhalten.

§. 145. Die Figuren werden als Bewegungsträger aufge-
fasst, und jede Bewegung eines Stückes wird durch die Aen-
derung der Coordinaten seines Standfeldes bedingt. Letztere
kann in doppelter Weise vor sich gehen, je nachdem nur
die eine Coordinate sich ändert, während die andere con-
stant bleibt, oder je nachdem beide zu gleicher Zeit sich
ändern. Die Bewegung, welche bei Aenderung der Ordinate
die Abscisse constant erhält, ist durch den Bauer vertreten.
Daraus folgt, dass der Bauer durch seine Gangart an die
ursprüngliche Abscisse gebunden ist, also an a oder b oder
c etc. Thurm und Dame enthalten die Bewegungen, welche
entweder bei Aenderung der Abscisse die Ordinate constant
erhalten, oder umgekehrt.

§. 146. Bei gleichzeitiger Aenderung beider Coordinaten
ist zunächst der Fall denkbar, dass sie der Zahl nach gleich-

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[95/0107] gen. Man weiss aber, dass sie in der Lehre von den Funk- tionen z. B. oft mit unendlich vielen Fällen zu thun hat und trotzdem diejenigen, welche besondere ausgezeichnete Eigen- schaften besitzen, genau zu bestimmen vermag. Ein ähn- liches Verhältniss findet sich in einer Schachpartie, in wel- cher bei unzählig vielen Combinationen häufig nur äusserst wenige von ausgezeichneter Bedeutung in Betracht kommen. Viertes Kapitel. Mathematische Elemente des Schachspieles. §. 144. Das Brett stellt ein System von Feldern vor, deren Mittelpunkte durch materielle Längen von einander getrennt sind, indem die Seite eines Feldes hierbei als Län- geneinheit gilt. Die Coordinatenachsen werden in der Ent- fernung einer halben Längeneinheit von den beiden Seiten- kanten des Brettes angenommen, so dass die Abscissenachse der Reihe a 1—h 1 der Ordinatenachse der Linie a 1—a 8 parallel läuft. Daher ist der Abscissenwerth für das Feld a 1 gleich a, indem die Buchstaben hierbei einen von ihrer Reihenfolge bedingten Zahlenwerth erhalten. §. 145. Die Figuren werden als Bewegungsträger aufge- fasst, und jede Bewegung eines Stückes wird durch die Aen- derung der Coordinaten seines Standfeldes bedingt. Letztere kann in doppelter Weise vor sich gehen, je nachdem nur die eine Coordinate sich ändert, während die andere con- stant bleibt, oder je nachdem beide zu gleicher Zeit sich ändern. Die Bewegung, welche bei Aenderung der Ordinate die Abscisse constant erhält, ist durch den Bauer vertreten. Daraus folgt, dass der Bauer durch seine Gangart an die ursprüngliche Abscisse gebunden ist, also an a oder b oder c etc. Thurm und Dame enthalten die Bewegungen, welche entweder bei Aenderung der Abscisse die Ordinate constant erhalten, oder umgekehrt. §. 146. Bei gleichzeitiger Aenderung beider Coordinaten ist zunächst der Fall denkbar, dass sie der Zahl nach gleich-

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/107>, abgerufen am 18.04.2024.