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Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856.

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gebende Gegner darauf, wie gewöhnlich nur mit einem Zuge
eröffnet.

Anmerkung. In der Praxis hat die Vorgabepartie von Bauer
und zwei Zügen weit grösseren Anklang gefunden, als die
einfachere Vorgabe von Bauer und Zug. Der Vorgebende
nimmt gewöhnlich die schwarzen Steine und entfernt vor
dem Beginne des Spieles den Bauer f 7 vom Brett; der
Gegner eröffnet dann gewöhnlich die Partie mit den beiden
(nach §. 86.) besten Zügen: 1. e 2--e 4 und 2. d 2--d 4.
Der Vorgebende beginnt dann seinerseits das Spiel am
sichersten durch e 7--e 6; auch empfehlen manche Theo-
retiker S b 8--c 6. Bei 1. e 2--e 4, 2. d 2--d 4 e 7--e 6
kann 3. c 2--c 4 c 7--c 5; 4. d 4--d 5 d 7--d 6; 5. f 2--f 4
nebst consequenter Entwickelung der Königsfiguren (S g 1
--f 3 und L f 1--d 3) den Anziehenden äusserst günstig
stellen. Die Position des Vertheidigenden bleibt durchaus
gelähmt und wird bei ruhiger consequenter Entwickelung
des Anziehenden diesem den Sieg sichern. Letzterer hat
sich nur vor übereilten Angriffen zu hüten, wozu nicht
selten die geöffnete Diagonale (e 8--h 5) verleiten dürfte.
Die meisten Spiele dieser Art werden vom Anziehenden
durch überstürzte Attaken aus der Hand gegeben.

Zwölster Theil.
Aufgaben.

Sechsundfünfzigstes Kapitel.
Vorkenntnisse.

§. 359. Unter Schachaufgaben oder Schachproblemen
versteht man im engeren Sinne alle Abarten vom Endspiele,
d. h. beliebige Schachpositionen, welche sich zwar als End-
stellungen aus einer praktischen Partie herleiten lassen, aber
als freigeschaffene Producte auf irgend welchen Kunstwerth
Anspruch erheben. Letzterer beruht hauptsächlich auf der
Idee, welche der Aufgabe zu Grunde liegt; die Möglich-
keit der Ableitung aus einer Partie liegt in der Form der
Stellung, endlich die Bedeutung der Position, d. h. die For-
derung, welche an diese geknüpft wird, bildet den Gegen-
stand
der Aufgabe.

gebende Gegner darauf, wie gewöhnlich nur mit einem Zuge
eröffnet.

Anmerkung. In der Praxis hat die Vorgabepartie von Bauer
und zwei Zügen weit grösseren Anklang gefunden, als die
einfachere Vorgabe von Bauer und Zug. Der Vorgebende
nimmt gewöhnlich die schwarzen Steine und entfernt vor
dem Beginne des Spieles den Bauer f 7 vom Brett; der
Gegner eröffnet dann gewöhnlich die Partie mit den beiden
(nach §. 86.) besten Zügen: 1. e 2—e 4 und 2. d 2—d 4.
Der Vorgebende beginnt dann seinerseits das Spiel am
sichersten durch e 7—e 6; auch empfehlen manche Theo-
retiker S b 8—c 6. Bei 1. e 2—e 4, 2. d 2—d 4 e 7—e 6
kann 3. c 2—c 4 c 7—c 5; 4. d 4—d 5 d 7—d 6; 5. f 2—f 4
nebst consequenter Entwickelung der Königsfiguren (S g 1
f 3 und L f 1—d 3) den Anziehenden äusserst günstig
stellen. Die Position des Vertheidigenden bleibt durchaus
gelähmt und wird bei ruhiger consequenter Entwickelung
des Anziehenden diesem den Sieg sichern. Letzterer hat
sich nur vor übereilten Angriffen zu hüten, wozu nicht
selten die geöffnete Diagonale (e 8—h 5) verleiten dürfte.
Die meisten Spiele dieser Art werden vom Anziehenden
durch überstürzte Attaken aus der Hand gegeben.

Zwölster Theil.
Aufgaben.

Sechsundfünfzigstes Kapitel.
Vorkenntnisse.

§. 359. Unter Schachaufgaben oder Schachproblemen
versteht man im engeren Sinne alle Abarten vom Endspiele,
d. h. beliebige Schachpositionen, welche sich zwar als End-
stellungen aus einer praktischen Partie herleiten lassen, aber
als freigeschaffene Producte auf irgend welchen Kunstwerth
Anspruch erheben. Letzterer beruht hauptsächlich auf der
Idee, welche der Aufgabe zu Grunde liegt; die Möglich-
keit der Ableitung aus einer Partie liegt in der Form der
Stellung, endlich die Bedeutung der Position, d. h. die For-
derung, welche an diese geknüpft wird, bildet den Gegen-
stand
der Aufgabe.

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[210/0222] gebende Gegner darauf, wie gewöhnlich nur mit einem Zuge eröffnet. Anmerkung. In der Praxis hat die Vorgabepartie von Bauer und zwei Zügen weit grösseren Anklang gefunden, als die einfachere Vorgabe von Bauer und Zug. Der Vorgebende nimmt gewöhnlich die schwarzen Steine und entfernt vor dem Beginne des Spieles den Bauer f 7 vom Brett; der Gegner eröffnet dann gewöhnlich die Partie mit den beiden (nach §. 86.) besten Zügen: 1. e 2—e 4 und 2. d 2—d 4. Der Vorgebende beginnt dann seinerseits das Spiel am sichersten durch e 7—e 6; auch empfehlen manche Theo- retiker S b 8—c 6. Bei 1. e 2—e 4, 2. d 2—d 4 e 7—e 6 kann 3. c 2—c 4 c 7—c 5; 4. d 4—d 5 d 7—d 6; 5. f 2—f 4 nebst consequenter Entwickelung der Königsfiguren (S g 1 —f 3 und L f 1—d 3) den Anziehenden äusserst günstig stellen. Die Position des Vertheidigenden bleibt durchaus gelähmt und wird bei ruhiger consequenter Entwickelung des Anziehenden diesem den Sieg sichern. Letzterer hat sich nur vor übereilten Angriffen zu hüten, wozu nicht selten die geöffnete Diagonale (e 8—h 5) verleiten dürfte. Die meisten Spiele dieser Art werden vom Anziehenden durch überstürzte Attaken aus der Hand gegeben. Zwölster Theil. Aufgaben. Sechsundfünfzigstes Kapitel. Vorkenntnisse. §. 359. Unter Schachaufgaben oder Schachproblemen versteht man im engeren Sinne alle Abarten vom Endspiele, d. h. beliebige Schachpositionen, welche sich zwar als End- stellungen aus einer praktischen Partie herleiten lassen, aber als freigeschaffene Producte auf irgend welchen Kunstwerth Anspruch erheben. Letzterer beruht hauptsächlich auf der Idee, welche der Aufgabe zu Grunde liegt; die Möglich- keit der Ableitung aus einer Partie liegt in der Form der Stellung, endlich die Bedeutung der Position, d. h. die For- derung, welche an diese geknüpft wird, bildet den Gegen- stand der Aufgabe.

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Zitationshilfe: Lange, Max: Lehrbuch des Schachspiels. Halle (Saale), 1856, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lange_schachspiel_1856/222>, abgerufen am 19.04.2024.