Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771.

Bild:
<< vorherige Seite

bitten. Sie kennen die Beweggründe
meiner Abneigung und Ueberwindung der-
selben; aber die verdoppelte Beunruhi-
gung, die mir damit durch den Fürsten
und Milord Derby zugekommen ist, gab
mir die Stärke des Unmuths, der mich
zur Unzufriedenheit mit meinem Herzen
brachte. Der Fürst, welcher mich in Ge-
sellschaften mit seinen Blicken und Unter-
redungen mehr als zuvor verfolgt, scheu-
te sich nicht bey einem Piquet, das ich mit
ihm spielte, Ausrufungen über meine An-
nehmlichkeiten zu machen, und dieses mit
einem Ton, worinn Leidenschaft war, und
der alle Leute aufmerksam machte. Mi-
lord Derby war eben vom Pharao-Tisch
zu uns gekommen, und da ich in der Verwir-
rung, in die ich aus Zorn und Verlegen-
heit über die Aufführung des Fürsten ge-
rieth, ungefehr meine Augen auf Derby
richtete, sah ich wohl den Ausdruck einer
heftigen Bewegung in seinem Gesicht, und
daß er sich, nachdem seine Augen den Für-
sten etwas wild angesehen, wegbegab, und
wie ein verwirrter Mensch spielte: Aber

das

bitten. Sie kennen die Beweggruͤnde
meiner Abneigung und Ueberwindung der-
ſelben; aber die verdoppelte Beunruhi-
gung, die mir damit durch den Fuͤrſten
und Milord Derby zugekommen iſt, gab
mir die Staͤrke des Unmuths, der mich
zur Unzufriedenheit mit meinem Herzen
brachte. Der Fuͤrſt, welcher mich in Ge-
ſellſchaften mit ſeinen Blicken und Unter-
redungen mehr als zuvor verfolgt, ſcheu-
te ſich nicht bey einem Piquet, das ich mit
ihm ſpielte, Ausrufungen uͤber meine An-
nehmlichkeiten zu machen, und dieſes mit
einem Ton, worinn Leidenſchaft war, und
der alle Leute aufmerkſam machte. Mi-
lord Derby war eben vom Pharao-Tiſch
zu uns gekommen, und da ich in der Verwir-
rung, in die ich aus Zorn und Verlegen-
heit uͤber die Auffuͤhrung des Fuͤrſten ge-
rieth, ungefehr meine Augen auf Derby
richtete, ſah ich wohl den Ausdruck einer
heftigen Bewegung in ſeinem Geſicht, und
daß er ſich, nachdem ſeine Augen den Fuͤr-
ſten etwas wild angeſehen, wegbegab, und
wie ein verwirrter Menſch ſpielte: Aber

das
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0346" n="320"/>
bitten. Sie kennen die Beweggru&#x0364;nde<lb/>
meiner Abneigung und Ueberwindung der-<lb/>
&#x017F;elben; aber die verdoppelte Beunruhi-<lb/>
gung, die mir damit durch den Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
und Milord Derby zugekommen i&#x017F;t, gab<lb/>
mir die Sta&#x0364;rke des Unmuths, der mich<lb/>
zur Unzufriedenheit mit meinem Herzen<lb/>
brachte. Der Fu&#x0364;r&#x017F;t, welcher mich in Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaften mit &#x017F;einen Blicken und Unter-<lb/>
redungen mehr als zuvor verfolgt, &#x017F;cheu-<lb/>
te &#x017F;ich nicht bey einem Piquet, das ich mit<lb/>
ihm &#x017F;pielte, Ausrufungen u&#x0364;ber meine An-<lb/>
nehmlichkeiten zu machen, und die&#x017F;es mit<lb/>
einem Ton, worinn Leiden&#x017F;chaft war, und<lb/>
der alle Leute aufmerk&#x017F;am machte. Mi-<lb/>
lord Derby war eben vom Pharao-Ti&#x017F;ch<lb/>
zu uns gekommen, und da ich in der Verwir-<lb/>
rung, in die ich aus Zorn und Verlegen-<lb/>
heit u&#x0364;ber die Auffu&#x0364;hrung des Fu&#x0364;r&#x017F;ten ge-<lb/>
rieth, ungefehr meine Augen auf Derby<lb/>
richtete, &#x017F;ah ich wohl den Ausdruck einer<lb/>
heftigen Bewegung in &#x017F;einem Ge&#x017F;icht, und<lb/>
daß er &#x017F;ich, nachdem &#x017F;eine Augen den Fu&#x0364;r-<lb/>
&#x017F;ten etwas wild ange&#x017F;ehen, wegbegab, und<lb/>
wie ein verwirrter Men&#x017F;ch &#x017F;pielte: Aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">das</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[320/0346] bitten. Sie kennen die Beweggruͤnde meiner Abneigung und Ueberwindung der- ſelben; aber die verdoppelte Beunruhi- gung, die mir damit durch den Fuͤrſten und Milord Derby zugekommen iſt, gab mir die Staͤrke des Unmuths, der mich zur Unzufriedenheit mit meinem Herzen brachte. Der Fuͤrſt, welcher mich in Ge- ſellſchaften mit ſeinen Blicken und Unter- redungen mehr als zuvor verfolgt, ſcheu- te ſich nicht bey einem Piquet, das ich mit ihm ſpielte, Ausrufungen uͤber meine An- nehmlichkeiten zu machen, und dieſes mit einem Ton, worinn Leidenſchaft war, und der alle Leute aufmerkſam machte. Mi- lord Derby war eben vom Pharao-Tiſch zu uns gekommen, und da ich in der Verwir- rung, in die ich aus Zorn und Verlegen- heit uͤber die Auffuͤhrung des Fuͤrſten ge- rieth, ungefehr meine Augen auf Derby richtete, ſah ich wohl den Ausdruck einer heftigen Bewegung in ſeinem Geſicht, und daß er ſich, nachdem ſeine Augen den Fuͤr- ſten etwas wild angeſehen, wegbegab, und wie ein verwirrter Menſch ſpielte: Aber das

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/346
Zitationshilfe: [La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 320. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/346>, abgerufen am 28.03.2024.