wenn sich alle Umstände so zu ihrem Be- sten vereinigt hätten, wie bey mir. --
Uebrigens war zu allem, was Englän- disch hieß, ein vorzüglicher Hang in ihrer Seele, und ihr einziger Wunsch war, daß ihr Herr Vater einmal eine Reise dahin machen, und sie den Verwandten ihrer Großmutter zeigen möchte.
So blühte das Fräulein von Stern- heim bis nach ihrem neunzehnten Jahre fort, da sie das Unglück hatte, ihren würdigen Vater an einer auszehrenden Krankheit zu verliehren, der mit kum- mervollem Herzen seine Tochter dem Gra- fen Löbau und dem vortrefflichen Pfarrer in S., als Vormündern empfahl. An den letztern hat er einige Wochen vor seinem Tode folgenden Brief geschrieben.
Herr von St. an den Pfarrer zu S**.
Bald werde ich mit der besten Hälfte meines Lebens wieder vereinigt werden.
Mein
E 3
wenn ſich alle Umſtaͤnde ſo zu ihrem Be- ſten vereinigt haͤtten, wie bey mir. —
Uebrigens war zu allem, was Englaͤn- diſch hieß, ein vorzuͤglicher Hang in ihrer Seele, und ihr einziger Wunſch war, daß ihr Herr Vater einmal eine Reiſe dahin machen, und ſie den Verwandten ihrer Großmutter zeigen moͤchte.
So bluͤhte das Fraͤulein von Stern- heim bis nach ihrem neunzehnten Jahre fort, da ſie das Ungluͤck hatte, ihren wuͤrdigen Vater an einer auszehrenden Krankheit zu verliehren, der mit kum- mervollem Herzen ſeine Tochter dem Gra- fen Loͤbau und dem vortrefflichen Pfarrer in S., als Vormuͤndern empfahl. An den letztern hat er einige Wochen vor ſeinem Tode folgenden Brief geſchrieben.
Herr von St. an den Pfarrer zu S**.
Bald werde ich mit der beſten Haͤlfte meines Lebens wieder vereinigt werden.
Mein
E 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0095"n="69"/>
wenn ſich alle Umſtaͤnde ſo zu ihrem Be-<lb/>ſten vereinigt haͤtten, wie bey mir. —</p><lb/><p>Uebrigens war zu allem, was Englaͤn-<lb/>
diſch hieß, ein vorzuͤglicher Hang in ihrer<lb/>
Seele, und ihr einziger Wunſch war, daß<lb/>
ihr Herr Vater einmal eine Reiſe dahin<lb/>
machen, und ſie den Verwandten ihrer<lb/>
Großmutter zeigen moͤchte.</p><lb/><p>So bluͤhte das Fraͤulein von Stern-<lb/>
heim bis nach ihrem neunzehnten Jahre<lb/>
fort, da ſie das Ungluͤck hatte, ihren<lb/>
wuͤrdigen Vater an einer auszehrenden<lb/>
Krankheit zu verliehren, der mit kum-<lb/>
mervollem Herzen ſeine Tochter dem Gra-<lb/>
fen Loͤbau und dem vortrefflichen Pfarrer<lb/>
in S., als Vormuͤndern empfahl. An<lb/>
den letztern hat er einige Wochen vor<lb/>ſeinem Tode folgenden Brief geſchrieben.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Herr von St.</hi><lb/>
an<lb/><hirendition="#fr">den Pfarrer zu S**.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">B</hi>ald werde ich mit der beſten Haͤlfte<lb/>
meines Lebens wieder vereinigt werden.<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Mein</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[69/0095]
wenn ſich alle Umſtaͤnde ſo zu ihrem Be-
ſten vereinigt haͤtten, wie bey mir. —
Uebrigens war zu allem, was Englaͤn-
diſch hieß, ein vorzuͤglicher Hang in ihrer
Seele, und ihr einziger Wunſch war, daß
ihr Herr Vater einmal eine Reiſe dahin
machen, und ſie den Verwandten ihrer
Großmutter zeigen moͤchte.
So bluͤhte das Fraͤulein von Stern-
heim bis nach ihrem neunzehnten Jahre
fort, da ſie das Ungluͤck hatte, ihren
wuͤrdigen Vater an einer auszehrenden
Krankheit zu verliehren, der mit kum-
mervollem Herzen ſeine Tochter dem Gra-
fen Loͤbau und dem vortrefflichen Pfarrer
in S., als Vormuͤndern empfahl. An
den letztern hat er einige Wochen vor
ſeinem Tode folgenden Brief geſchrieben.
Herr von St.
an
den Pfarrer zu S**.
Bald werde ich mit der beſten Haͤlfte
meines Lebens wieder vereinigt werden.
Mein
E 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[La Roche, Sophie von]: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. Bd. 1. Hrsg. v. Christoph Martin Wieland. Leipzig, 1771, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laroche_geschichte01_1771/95>, abgerufen am 24.04.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.