Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833.

Bild:
<< vorherige Seite
34.
Valerius an William.

Ich bin eben wenig aufgelegt, Deine theologischen
Bedenklichkeiten zu erwidern, auch müßte es in einem Tone
geschehen, der mir für Eure bunte Gesellschaft gar nicht
passend erscheint. Einige Briefe Constantins aus frü¬
herer Zeit über diesen Gegenstand geschrieben finden sich
eben bei mir vor; die werden viel besser für Euren Kreis
passen und ich werde nur hie und da einige Notizen
einstreuen. Warne in meinem Namen den Leopold vor
dummen Streichen. Er hat mir vor Kurzem eine Reihen¬
folge Meinungen von mir citirt, wo ich die Mannig¬
faltigkeiten des Lebens empfehle, in seinen Händen dürf¬
ten sie sich aber leicht in Anpreisungen eines rücksichts¬
losen Leichtsinnes, ja einer gefährlichen Lüderlichkeit
verwandeln.

Gewöhne Dir doch die verzweifelten Parenthesen ab,
mache lieber kleine selbstständige Sätze daraus -- ein
kleiner, wenig wissender und somit wenig sagender, aber
in sich geschlossener, abgerundeter Mensch ist in seiner
Ganzheit doch mehr werth als solch ein geschmeidiges

34.
Valerius an William.

Ich bin eben wenig aufgelegt, Deine theologiſchen
Bedenklichkeiten zu erwidern, auch müßte es in einem Tone
geſchehen, der mir für Eure bunte Geſellſchaft gar nicht
paſſend erſcheint. Einige Briefe Conſtantins aus frü¬
herer Zeit über dieſen Gegenſtand geſchrieben finden ſich
eben bei mir vor; die werden viel beſſer für Euren Kreis
paſſen und ich werde nur hie und da einige Notizen
einſtreuen. Warne in meinem Namen den Leopold vor
dummen Streichen. Er hat mir vor Kurzem eine Reihen¬
folge Meinungen von mir citirt, wo ich die Mannig¬
faltigkeiten des Lebens empfehle, in ſeinen Händen dürf¬
ten ſie ſich aber leicht in Anpreiſungen eines rückſichts¬
loſen Leichtſinnes, ja einer gefährlichen Lüderlichkeit
verwandeln.

Gewöhne Dir doch die verzweifelten Parentheſen ab,
mache lieber kleine ſelbſtſtändige Sätze daraus — ein
kleiner, wenig wiſſender und ſomit wenig ſagender, aber
in ſich geſchloſſener, abgerundeter Menſch iſt in ſeiner
Ganzheit doch mehr werth als ſolch ein geſchmeidiges

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0134" n="122"/>
      </div>
      <div n="1">
        <head>34.<lb/><hi rendition="#b #g">Valerius an William.</hi><lb/></head>
        <p>Ich bin eben wenig aufgelegt, Deine theologi&#x017F;chen<lb/>
Bedenklichkeiten zu erwidern, auch müßte es in einem Tone<lb/>
ge&#x017F;chehen, der mir für Eure bunte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft gar nicht<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;end er&#x017F;cheint. Einige Briefe Con&#x017F;tantins aus frü¬<lb/>
herer Zeit über die&#x017F;en Gegen&#x017F;tand ge&#x017F;chrieben finden &#x017F;ich<lb/>
eben bei mir vor; die werden viel be&#x017F;&#x017F;er für Euren Kreis<lb/>
pa&#x017F;&#x017F;en und ich werde nur hie und da einige Notizen<lb/>
ein&#x017F;treuen. Warne in meinem Namen den Leopold vor<lb/>
dummen Streichen. Er hat mir vor Kurzem eine Reihen¬<lb/>
folge Meinungen von mir citirt, wo ich die Mannig¬<lb/>
faltigkeiten des Lebens empfehle, in &#x017F;einen Händen dürf¬<lb/>
ten &#x017F;ie &#x017F;ich aber leicht in Anprei&#x017F;ungen eines rück&#x017F;ichts¬<lb/>
lo&#x017F;en Leicht&#x017F;innes, ja einer gefährlichen Lüderlichkeit<lb/>
verwandeln.</p><lb/>
        <p>Gewöhne Dir doch die verzweifelten Parenthe&#x017F;en ab,<lb/>
mache lieber kleine &#x017F;elb&#x017F;t&#x017F;tändige Sätze daraus &#x2014; ein<lb/>
kleiner, wenig wi&#x017F;&#x017F;ender und &#x017F;omit wenig &#x017F;agender, aber<lb/>
in &#x017F;ich ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;ener, abgerundeter Men&#x017F;ch i&#x017F;t in &#x017F;einer<lb/>
Ganzheit doch mehr werth als &#x017F;olch ein ge&#x017F;chmeidiges<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[122/0134] 34. Valerius an William. Ich bin eben wenig aufgelegt, Deine theologiſchen Bedenklichkeiten zu erwidern, auch müßte es in einem Tone geſchehen, der mir für Eure bunte Geſellſchaft gar nicht paſſend erſcheint. Einige Briefe Conſtantins aus frü¬ herer Zeit über dieſen Gegenſtand geſchrieben finden ſich eben bei mir vor; die werden viel beſſer für Euren Kreis paſſen und ich werde nur hie und da einige Notizen einſtreuen. Warne in meinem Namen den Leopold vor dummen Streichen. Er hat mir vor Kurzem eine Reihen¬ folge Meinungen von mir citirt, wo ich die Mannig¬ faltigkeiten des Lebens empfehle, in ſeinen Händen dürf¬ ten ſie ſich aber leicht in Anpreiſungen eines rückſichts¬ loſen Leichtſinnes, ja einer gefährlichen Lüderlichkeit verwandeln. Gewöhne Dir doch die verzweifelten Parentheſen ab, mache lieber kleine ſelbſtſtändige Sätze daraus — ein kleiner, wenig wiſſender und ſomit wenig ſagender, aber in ſich geſchloſſener, abgerundeter Menſch iſt in ſeiner Ganzheit doch mehr werth als ſolch ein geſchmeidiges

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/134
Zitationshilfe: Laube, Heinrich: Das junge Europa. Bd. 1, 2. Leipzig, 1833, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laube_europa0102_1833/134>, abgerufen am 28.03.2024.