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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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ein elender Lästerer! -- bald möcht' ich dich aus-
schmieren, daß du den Priester begehren solltest! --
Hier stand er auf, ich griff ihn aber beim Kollet,
schleuderte ihn an die Erde, und gerbte ihm das
Fell rein aus. Der Wirth, der Haasen ohnehin
nicht hold seyn mochte, ließ mich geruhig fortprügeln;
endlich aber brachte er uns aus einander. Haas
schwur mir die empfindlichste Rache, von der ich aber
bis jetzt nicht das Geringste gefühlt habe.

Auch diese Geschichte wurde in der Gegend be-
kannt, und machte -- neues Aufsehen.

Vierzigstes Kapitel.

Dem Fasse geht der Boden aus.



Mein Vater, benachrichtigt von meiner Aufführung,
kränkte sich sehr, daß alle seine Ermahnungen nicht
fruchteten, und prophezeihte mir im voraus den gänz-
lichen Ruin meines Glücks. Er bat mich mit Thrä-
nen, eine andere Lebensart anzufangen, hübsch auf
meinem Vikariate zu bleiben, fleissig zu studiren, und
so die bösen Gerüchte nach und nach verrauchen zu
lassen; allein er predigte tauben Ohren. Theils
hatte ich Selbst keine Achtung mehr vor mir, theils

ein elender Laͤſterer! — bald moͤcht' ich dich aus-
ſchmieren, daß du den Prieſter begehren ſollteſt! —
Hier ſtand er auf, ich griff ihn aber beim Kollet,
ſchleuderte ihn an die Erde, und gerbte ihm das
Fell rein aus. Der Wirth, der Haaſen ohnehin
nicht hold ſeyn mochte, ließ mich geruhig fortpruͤgeln;
endlich aber brachte er uns aus einander. Haas
ſchwur mir die empfindlichſte Rache, von der ich aber
bis jetzt nicht das Geringſte gefuͤhlt habe.

Auch dieſe Geſchichte wurde in der Gegend be-
kannt, und machte — neues Aufſehen.

Vierzigſtes Kapitel.

Dem Faſſe geht der Boden aus.



Mein Vater, benachrichtigt von meiner Auffuͤhrung,
kraͤnkte ſich ſehr, daß alle ſeine Ermahnungen nicht
fruchteten, und prophezeihte mir im voraus den gaͤnz-
lichen Ruin meines Gluͤcks. Er bat mich mit Thraͤ-
nen, eine andere Lebensart anzufangen, huͤbſch auf
meinem Vikariate zu bleiben, fleiſſig zu ſtudiren, und
ſo die boͤſen Geruͤchte nach und nach verrauchen zu
laſſen; allein er predigte tauben Ohren. Theils
hatte ich Selbſt keine Achtung mehr vor mir, theils

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[392/0406] ein elender Laͤſterer! — bald moͤcht' ich dich aus- ſchmieren, daß du den Prieſter begehren ſollteſt! — Hier ſtand er auf, ich griff ihn aber beim Kollet, ſchleuderte ihn an die Erde, und gerbte ihm das Fell rein aus. Der Wirth, der Haaſen ohnehin nicht hold ſeyn mochte, ließ mich geruhig fortpruͤgeln; endlich aber brachte er uns aus einander. Haas ſchwur mir die empfindlichſte Rache, von der ich aber bis jetzt nicht das Geringſte gefuͤhlt habe. Auch dieſe Geſchichte wurde in der Gegend be- kannt, und machte — neues Aufſehen. Vierzigſtes Kapitel. Dem Faſſe geht der Boden aus. Mein Vater, benachrichtigt von meiner Auffuͤhrung, kraͤnkte ſich ſehr, daß alle ſeine Ermahnungen nicht fruchteten, und prophezeihte mir im voraus den gaͤnz- lichen Ruin meines Gluͤcks. Er bat mich mit Thraͤ- nen, eine andere Lebensart anzufangen, huͤbſch auf meinem Vikariate zu bleiben, fleiſſig zu ſtudiren, und ſo die boͤſen Geruͤchte nach und nach verrauchen zu laſſen; allein er predigte tauben Ohren. Theils hatte ich Selbſt keine Achtung mehr vor mir, theils

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/406>, abgerufen am 29.03.2024.