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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792.

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Zehntes Kapitel.

Schlechtere Professoren gab es wohl nirgends!



Herr Schmid mag nun vorrücken! Er war vor-
her Professor in Leipzig, und wurde nach Gießen
berufen -- durch welchen Canal? weiß ich nicht.
Er ist eigentlich von Profession ein Jurist; hat aber
auch die schönen Wissenschaften begrüßt, und daher
ein sehr feines Weibchen geheirathet -- die Schwester
des Professors Schulz.

Herr Schmid hat das mit Herrn Koch gemein,
daß er sich für einen Matador unter den deutschen
Gelehrten hält. Was Wunder, daß er sich in alle
Wissenschaften gemischt; aber auch von den Recensen-
ten derbe Hiebe bekommen hat -- nach dem Sprich-
wort: lascivienti ferula puero! Er ist auch der
Redacteur des Leipziger Musenalmanachs, des fade-
sten Zeugs der ganzen poetischen Leserei, gewesen,
welcher eben seinem Geschmack wenig Ehre gemacht
hat. Ich erinnere mich, daß Herr Deinet in
Frankfurt der dortigen gelehrten Zeitung einst ein
Epigram einverleibte, aus welchem ich einige Verse
zur Curiosität behalten habe. Hier sind sie:


Zehntes Kapitel.

Schlechtere Profeſſoren gab es wohl nirgends!



Herr Schmid mag nun vorruͤcken! Er war vor-
her Profeſſor in Leipzig, und wurde nach Gießen
berufen — durch welchen Canal? weiß ich nicht.
Er iſt eigentlich von Profeſſion ein Juriſt; hat aber
auch die ſchoͤnen Wiſſenſchaften begruͤßt, und daher
ein ſehr feines Weibchen geheirathet — die Schweſter
des Profeſſors Schulz.

Herr Schmid hat das mit Herrn Koch gemein,
daß er ſich fuͤr einen Matador unter den deutſchen
Gelehrten haͤlt. Was Wunder, daß er ſich in alle
Wiſſenſchaften gemiſcht; aber auch von den Recenſen-
ten derbe Hiebe bekommen hat — nach dem Sprich-
wort: laſcivienti ferula puero! Er iſt auch der
Redacteur des Leipziger Muſenalmanachs, des fade-
ſten Zeugs der ganzen poetiſchen Leſerei, geweſen,
welcher eben ſeinem Geſchmack wenig Ehre gemacht
hat. Ich erinnere mich, daß Herr Deinet in
Frankfurt der dortigen gelehrten Zeitung einſt ein
Epigram einverleibte, aus welchem ich einige Verſe
zur Curioſitaͤt behalten habe. Hier ſind ſie:


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[77/0091] Zehntes Kapitel. Schlechtere Profeſſoren gab es wohl nirgends! Herr Schmid mag nun vorruͤcken! Er war vor- her Profeſſor in Leipzig, und wurde nach Gießen berufen — durch welchen Canal? weiß ich nicht. Er iſt eigentlich von Profeſſion ein Juriſt; hat aber auch die ſchoͤnen Wiſſenſchaften begruͤßt, und daher ein ſehr feines Weibchen geheirathet — die Schweſter des Profeſſors Schulz. Herr Schmid hat das mit Herrn Koch gemein, daß er ſich fuͤr einen Matador unter den deutſchen Gelehrten haͤlt. Was Wunder, daß er ſich in alle Wiſſenſchaften gemiſcht; aber auch von den Recenſen- ten derbe Hiebe bekommen hat — nach dem Sprich- wort: laſcivienti ferula puero! Er iſt auch der Redacteur des Leipziger Muſenalmanachs, des fade- ſten Zeugs der ganzen poetiſchen Leſerei, geweſen, welcher eben ſeinem Geſchmack wenig Ehre gemacht hat. Ich erinnere mich, daß Herr Deinet in Frankfurt der dortigen gelehrten Zeitung einſt ein Epigram einverleibte, aus welchem ich einige Verſe zur Curioſitaͤt behalten habe. Hier ſind ſie:

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 1. Halle, 1792, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben01_1792/91>, abgerufen am 29.03.2024.