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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792.

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deinem Bruder und Vater gerächt -- an deinem
Vater? -- deinem guten biedern Vater? -- o, man
vergebe mir diesen tollen Gedanken, und denke an
meine Lage! -- und endlich findest du ohne Zwei-
fel Mittel und Wege, dir ein ruhigeres Leben zu
verschaffen. Ruhe, von welcher Art sie seyn, welchen
Aufwand sie auch kosten möchte, Ruhe schien mir da-
mals bei der gewaltig anhaltenden Unruhe, worin ich
schwebte, das höchste Gut auf Erden zu seyn.

Aber wo denn willst du Soldat werden? --
Diese Frage lößte sich bald auf. In Halle und an
keinem andern Orte! In Halle bist du gekränkt, in
Halle mußt du gerächt werden. -- So kindisch rach-
süchtig dachte ich damals in der Verwirrung!

Ein und zwanzigstes Kapitel.

Der Herr Magister wird endlich gar -- Soldat.



In diesen Gedanken saß ich bis Nachmittags um
drei Uhr bei meinem Philosophen n), der immer
mit mir reden wollte, aber wenig Worte von
mir herauszerren konnte: ich war zu sehr weg, und

n) So nannten wir damals den Wirth in den Pulver-
weiden.

deinem Bruder und Vater geraͤcht — an deinem
Vater? — deinem guten biedern Vater? — o, man
vergebe mir dieſen tollen Gedanken, und denke an
meine Lage! — und endlich findeſt du ohne Zwei-
fel Mittel und Wege, dir ein ruhigeres Leben zu
verſchaffen. Ruhe, von welcher Art ſie ſeyn, welchen
Aufwand ſie auch koſten moͤchte, Ruhe ſchien mir da-
mals bei der gewaltig anhaltenden Unruhe, worin ich
ſchwebte, das hoͤchſte Gut auf Erden zu ſeyn.

Aber wo denn willſt du Soldat werden? —
Dieſe Frage loͤßte ſich bald auf. In Halle und an
keinem andern Orte! In Halle biſt du gekraͤnkt, in
Halle mußt du geraͤcht werden. — So kindiſch rach-
ſuͤchtig dachte ich damals in der Verwirrung!

Ein und zwanzigſtes Kapitel.

Der Herr Magiſter wird endlich gar — Soldat.



In dieſen Gedanken ſaß ich bis Nachmittags um
drei Uhr bei meinem Philoſophen n), der immer
mit mir reden wollte, aber wenig Worte von
mir herauszerren konnte: ich war zu ſehr weg, und

n) So nannten wir damals den Wirth in den Pulver-
weiden.
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[233[243]/0245] deinem Bruder und Vater geraͤcht — an deinem Vater? — deinem guten biedern Vater? — o, man vergebe mir dieſen tollen Gedanken, und denke an meine Lage! — und endlich findeſt du ohne Zwei- fel Mittel und Wege, dir ein ruhigeres Leben zu verſchaffen. Ruhe, von welcher Art ſie ſeyn, welchen Aufwand ſie auch koſten moͤchte, Ruhe ſchien mir da- mals bei der gewaltig anhaltenden Unruhe, worin ich ſchwebte, das hoͤchſte Gut auf Erden zu ſeyn. Aber wo denn willſt du Soldat werden? — Dieſe Frage loͤßte ſich bald auf. In Halle und an keinem andern Orte! In Halle biſt du gekraͤnkt, in Halle mußt du geraͤcht werden. — So kindiſch rach- ſuͤchtig dachte ich damals in der Verwirrung! Ein und zwanzigſtes Kapitel. Der Herr Magiſter wird endlich gar — Soldat. In dieſen Gedanken ſaß ich bis Nachmittags um drei Uhr bei meinem Philoſophen n), der immer mit mir reden wollte, aber wenig Worte von mir herauszerren konnte: ich war zu ſehr weg, und n) So nannten wir damals den Wirth in den Pulver- weiden.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 2. Halle, 1792, S. 233[243]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben02_1792/245>, abgerufen am 28.03.2024.