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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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still zu sitzen, von den Privilegien ihrer Pfaffen zu
gut unterrichtet; und die Pfaffen ermangeln noch
weniger, den löblichen Satz des Kirchenrechts: si
quis suadente diabolo percusserit clericum,
und wie
es weiter heißt, zu ihrem Vortheil fein hübsch zu
erklären.

Fünf und zwanzigstes Kapitel.

Die Winterquartiere oder Quasiwinterquartiere.



Die Preußischen Truppen wurden dort in der
ganzen Gegend am Mayn und am Gebürge in die
Winterquartiere verlegt. Unser Regiment bezog
Höchst, Nied und Griesheim: unsre Kompagnie
lag in Nied ganz allein mit den Beckerknechten,
und ich hatte meine Wohnung bey einem recht bra-
ven Manne, dem Fischer Rhein. Dieser Mann
war protestantisch, und konnte gar kein Ende finden,
wenn er von den Bedrückungen anfing, womit
man im Maynzischen die Protestanten verfolgt hätte.
Es geht, wie ich merkte, in diesem Ländchen eben so
arg zu, wie in der Pfalz oder auch wohl noch ärger.
Jeder schlechte Kerl, der nur katholisch ist, gelangt
dort zu Aemtern und Ehren, und kein Protestant,

ſtill zu ſitzen, von den Privilegien ihrer Pfaffen zu
gut unterrichtet; und die Pfaffen ermangeln noch
weniger, den loͤblichen Satz des Kirchenrechts: ſi
quis ſuadente diabolo percuſſerit clericum,
und wie
es weiter heißt, zu ihrem Vortheil fein huͤbſch zu
erklaͤren.

Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel.

Die Winterquartiere oder Quaſiwinterquartiere.



Die Preußiſchen Truppen wurden dort in der
ganzen Gegend am Mayn und am Gebuͤrge in die
Winterquartiere verlegt. Unſer Regiment bezog
Hoͤchſt, Nied und Griesheim: unſre Kompagnie
lag in Nied ganz allein mit den Beckerknechten,
und ich hatte meine Wohnung bey einem recht bra-
ven Manne, dem Fiſcher Rhein. Dieſer Mann
war proteſtantiſch, und konnte gar kein Ende finden,
wenn er von den Bedruͤckungen anfing, womit
man im Maynziſchen die Proteſtanten verfolgt haͤtte.
Es geht, wie ich merkte, in dieſem Laͤndchen eben ſo
arg zu, wie in der Pfalz oder auch wohl noch aͤrger.
Jeder ſchlechte Kerl, der nur katholiſch iſt, gelangt
dort zu Aemtern und Ehren, und kein Proteſtant,

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[285/0297] ſtill zu ſitzen, von den Privilegien ihrer Pfaffen zu gut unterrichtet; und die Pfaffen ermangeln noch weniger, den loͤblichen Satz des Kirchenrechts: ſi quis ſuadente diabolo percuſſerit clericum, und wie es weiter heißt, zu ihrem Vortheil fein huͤbſch zu erklaͤren. Fuͤnf und zwanzigſtes Kapitel. Die Winterquartiere oder Quaſiwinterquartiere. Die Preußiſchen Truppen wurden dort in der ganzen Gegend am Mayn und am Gebuͤrge in die Winterquartiere verlegt. Unſer Regiment bezog Hoͤchſt, Nied und Griesheim: unſre Kompagnie lag in Nied ganz allein mit den Beckerknechten, und ich hatte meine Wohnung bey einem recht bra- ven Manne, dem Fiſcher Rhein. Dieſer Mann war proteſtantiſch, und konnte gar kein Ende finden, wenn er von den Bedruͤckungen anfing, womit man im Maynziſchen die Proteſtanten verfolgt haͤtte. Es geht, wie ich merkte, in dieſem Laͤndchen eben ſo arg zu, wie in der Pfalz oder auch wohl noch aͤrger. Jeder ſchlechte Kerl, der nur katholiſch iſt, gelangt dort zu Aemtern und Ehren, und kein Proteſtant,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/297>, abgerufen am 16.04.2024.