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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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durchaus nicht eher publiciren lassen, als bis alle
darauf haftende Schulden bezahlt sind.

Eine wahre Freude machte mir auch Hr. Si-
mon, Pfarrer zu Dahlheim bey Oppenheim, durch
seinen Besuch mit seiner schönen braven Schwester.
Dieses ist noch einer von den wenigen soliden Män-
nern in der Pfalz, welche das Herz haben, anders
zu denken, als es in der Augspurgischen Konfession,
oder im Katechismus steht. Ehedem war Simon
einer meiner vertrautesten Freunde, und wuste um
alle meine Historien, ohne sie jemals zu meinem
Nachtheile zu benutzen. Ich habe ihn auch in Dahl-
heim besucht, und recht selige Stunden bey ihm
zugebracht.

Eines Tages saß ich in einem Hause der Apo-
theke gegen über, als ein Mensch, den ich nach
seinem Anzuge für einen Pfaffen hielt, heraus kam.
Zwey gutgekleidete Männer standen auf der Gasse,
und einer davon fing an: "Seht doch da, wer
ist das?

B. Ei, kennen Sie den nicht!

A. Nein: mein Seel', ich kenn' ihn nicht.

B. Sonderbar! Der ist ja doch weit und breit
bekannt genug: Das ist ja der Magister Weit-
maul von Udenheim!

A. Ist das der Magister Weitmaul, von dem
Laukhard so viel schreibt?


durchaus nicht eher publiciren laſſen, als bis alle
darauf haftende Schulden bezahlt ſind.

Eine wahre Freude machte mir auch Hr. Si-
mon, Pfarrer zu Dahlheim bey Oppenheim, durch
ſeinen Beſuch mit ſeiner ſchoͤnen braven Schweſter.
Dieſes iſt noch einer von den wenigen ſoliden Maͤn-
nern in der Pfalz, welche das Herz haben, anders
zu denken, als es in der Augſpurgiſchen Konfeſſion,
oder im Katechismus ſteht. Ehedem war Simon
einer meiner vertrauteſten Freunde, und wuſte um
alle meine Hiſtorien, ohne ſie jemals zu meinem
Nachtheile zu benutzen. Ich habe ihn auch in Dahl-
heim beſucht, und recht ſelige Stunden bey ihm
zugebracht.

Eines Tages ſaß ich in einem Hauſe der Apo-
theke gegen uͤber, als ein Menſch, den ich nach
ſeinem Anzuge fuͤr einen Pfaffen hielt, heraus kam.
Zwey gutgekleidete Maͤnner ſtanden auf der Gaſſe,
und einer davon fing an: „Seht doch da, wer
iſt das?

B. Ei, kennen Sie den nicht!

A. Nein: mein Seel', ich kenn' ihn nicht.

B. Sonderbar! Der iſt ja doch weit und breit
bekannt genug: Das iſt ja der Magiſter Weit-
maul von Udenheim!

A. Iſt das der Magiſter Weitmaul, von dem
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[335/0347] durchaus nicht eher publiciren laſſen, als bis alle darauf haftende Schulden bezahlt ſind. Eine wahre Freude machte mir auch Hr. Si- mon, Pfarrer zu Dahlheim bey Oppenheim, durch ſeinen Beſuch mit ſeiner ſchoͤnen braven Schweſter. Dieſes iſt noch einer von den wenigen ſoliden Maͤn- nern in der Pfalz, welche das Herz haben, anders zu denken, als es in der Augſpurgiſchen Konfeſſion, oder im Katechismus ſteht. Ehedem war Simon einer meiner vertrauteſten Freunde, und wuſte um alle meine Hiſtorien, ohne ſie jemals zu meinem Nachtheile zu benutzen. Ich habe ihn auch in Dahl- heim beſucht, und recht ſelige Stunden bey ihm zugebracht. Eines Tages ſaß ich in einem Hauſe der Apo- theke gegen uͤber, als ein Menſch, den ich nach ſeinem Anzuge fuͤr einen Pfaffen hielt, heraus kam. Zwey gutgekleidete Maͤnner ſtanden auf der Gaſſe, und einer davon fing an: „Seht doch da, wer iſt das? B. Ei, kennen Sie den nicht! A. Nein: mein Seel', ich kenn' ihn nicht. B. Sonderbar! Der iſt ja doch weit und breit bekannt genug: Das iſt ja der Magiſter Weit- maul von Udenheim! A. Iſt das der Magiſter Weitmaul, von dem Laukhard ſo viel ſchreibt?

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/347>, abgerufen am 25.04.2024.