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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

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I.
An
die Kurfürstl. Maynzische Regierung in
Erfurt.

"Wahrheit gegen Freund und Feind!"
Schiller.

Daß unsere, bey verschiedenen Gelegenheiten
einer hohen Kommission gegen das Benehmen des
Hn. Generals und hiesigen Festungskommandan-

lung wichtiger Aktenstücke nicht scheuen. Geschieht ihr zu-
viel: wohlan das Publikum hat auch Augen und Ohren für sie.
Auch der größte Bösewicht steht unter dem Schutz der Ge-
setze; und wer Recht und Unrecht nach Rachsucht und Laune
behandelt, verdient keine Schonung. Dadurch hat der Un-
recht-L[ei]dende, nach den Gesetzen des natürlichen Rechts- und
Billigkeitsgefühls uns gleich auf seiner Seite. Smith be-
weißt es in seiner Theorie der moralischen Empfindungen,
und Home in seinen Grundsätzen der Kritik. Warum steht
man beym Behandeln der Menschen auch nach bürgerlichen
Gesetzen, überhaupt so wenig auf die natürlichen! Dadurch
verliehrt man auch bey der anscheinendgerechtesten Sache den
Beyfall der [B]illigen, und emport: und eben dieß hat mir
diese Belege verschafft. Daß sie durch keine gemeinen Hände
gegangen sind, geben die Umstände. Die Zeit wird mehr leh-
ren. - Ulvian rieth nicht umsonst, lieber zehn Schuldige
zu entschuldigen, als einen [Un]schuldigen zu verdammen: und
was zuviel geschieht, ist über die Schuld, und fallt dem Rich-
ter anheim. Ueberhaupt frage ich mir: handelte die Main-
zer und Trierische Regierung klug, daß sie in ihrer eignen Sa-
che solche und soviel Blößen gab, oder geben ließ, wie wir
hier sie sehen? - Wäre es nicht Pflicht für Recht und
Würde gewesen - auch von allen nachtheiligen Folgen ei-
ner aufgewiegelten Rachsucht die Gegengei[ß]eln abgesehn -
durch das nachherige Benehmen gegen die Klubisten deren vor-
herige Klagen und Sch[ - 5 Zeichen fehlen]gen über die [ - 10 Zeichen fehlen] Justiz-
verfassung und Verwaltung [geistlichen] [ - 7 Zeichen fehlen] vor dem na-
I.
An
die Kurfuͤrſtl. Maynziſche Regierung in
Erfurt.

„Wahrheit gegen Freund und Feind!“
Schiller.

Daß unſere, bey verſchiedenen Gelegenheiten
einer hohen Kommiſſion gegen das Benehmen des
Hn. Generals und hieſigen Feſtungskommandan-

lung wichtiger Aktenſtuͤcke nicht ſcheuen. Geſchieht ihr zu-
viel: wohlan das Publikum hat auch Augen und Ohren fuͤr ſie.
Auch der groͤßte Boͤſewicht ſteht unter dem Schutz der Ge-
ſetze; und wer Recht und Unrecht nach Rachſucht und Laune
behandelt, verdient keine Schonung. Dadurch hat der Un-
recht-L[ei]dende, nach den Geſetzen des natuͤrlichen Rechts- und
Billigkeitsgefuͤhls uns gleich auf ſeiner Seite. Smith be-
weißt es in ſeiner Theorie der moraliſchen Empfindungen,
und Home in ſeinen Grundſaͤtzen der Kritik. Warum ſteht
man beym Behandeln der Menſchen auch nach buͤrgerlichen
Geſetzen, uͤberhaupt ſo wenig auf die natuͤrlichen! Dadurch
verliehrt man auch bey der anſcheinendgerechteſten Sache den
Beyfall der [B]illigen, und emport: und eben dieß hat mir
dieſe Belege verſchafft. Daß ſie durch keine gemeinen Haͤnde
gegangen ſind, geben die Umſtaͤnde. Die Zeit wird mehr leh-
ren. – Ulvian rieth nicht umſonſt, lieber zehn Schuldige
zu entſchuldigen, als einen [Un]ſchuldigen zu verdammen: und
was zuviel geſchieht, iſt uͤber die Schuld, und fallt dem Rich-
ter anheim. Ueberhaupt frage ich mir: handelte die Main-
zer und Trieriſche Regierung klug, daß ſie in ihrer eignen Sa-
che ſolche und ſoviel Bloͤßen gab, oder geben ließ, wie wir
hier ſie ſehen? – Waͤre es nicht Pflicht fuͤr Recht und
Wuͤrde geweſen – auch von allen nachtheiligen Folgen ei-
ner aufgewiegelten Rachſucht die Gegengei[ß]eln abgeſehn –
durch das nachherige Benehmen gegen die Klubiſten deren vor-
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[392/0404] I. An die Kurfuͤrſtl. Maynziſche Regierung in Erfurt. „Wahrheit gegen Freund und Feind!“ Schiller. Daß unſere, bey verſchiedenen Gelegenheiten einer hohen Kommiſſion gegen das Benehmen des Hn. Generals und hieſigen Feſtungskommandan- *) *) lung wichtiger Aktenſtuͤcke nicht ſcheuen. Geſchieht ihr zu- viel: wohlan das Publikum hat auch Augen und Ohren fuͤr ſie. Auch der groͤßte Boͤſewicht ſteht unter dem Schutz der Ge- ſetze; und wer Recht und Unrecht nach Rachſucht und Laune behandelt, verdient keine Schonung. Dadurch hat der Un- recht-Leidende, nach den Geſetzen des natuͤrlichen Rechts- und Billigkeitsgefuͤhls uns gleich auf ſeiner Seite. Smith be- weißt es in ſeiner Theorie der moraliſchen Empfindungen, und Home in ſeinen Grundſaͤtzen der Kritik. Warum ſteht man beym Behandeln der Menſchen auch nach buͤrgerlichen Geſetzen, uͤberhaupt ſo wenig auf die natuͤrlichen! Dadurch verliehrt man auch bey der anſcheinendgerechteſten Sache den Beyfall der Billigen, und emport: und eben dieß hat mir dieſe Belege verſchafft. Daß ſie durch keine gemeinen Haͤnde gegangen ſind, geben die Umſtaͤnde. Die Zeit wird mehr leh- ren. – Ulvian rieth nicht umſonſt, lieber zehn Schuldige zu entſchuldigen, als einen Unſchuldigen zu verdammen: und was zuviel geſchieht, iſt uͤber die Schuld, und fallt dem Rich- ter anheim. Ueberhaupt frage ich mir: handelte die Main- zer und Trieriſche Regierung klug, daß ſie in ihrer eignen Sa- che ſolche und ſoviel Bloͤßen gab, oder geben ließ, wie wir hier ſie ſehen? – Waͤre es nicht Pflicht fuͤr Recht und Wuͤrde geweſen – auch von allen nachtheiligen Folgen ei- ner aufgewiegelten Rachſucht die Gegengeißeln abgeſehn – durch das nachherige Benehmen gegen die Klubiſten deren vor- herige Klagen und Sch_____gen uͤber die __________ Juſtiz- verfaſſung und Verwaltung geiſtlichen _______ vor dem na-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 392. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/404>, abgerufen am 25.04.2024.