Den Weg der Verrätherey hat man in keinem Kriege mehr eingeschlagen, als in dem gegenwär- tigen: ein wahres Zeichen, daß man sich zu schwach fand, der verachteten Nation ins Angesicht zu wi- derstehen. Gegen uns haben die Franzosen sich sel- ten der Verräther oder der Spionen bedient. Doch fand sich bey Landau ein reformirter Kandidat, welcher wegen seines artigen Benehmens die Gnade des Herzogs von Braunschweig auf eine vorzügliche Art genossen hatte. Dieser zeichnete aus eignem Antrieb den Plan der ganzen Stellung des Deut- schen Heeres ab, und schickte ihn in die Festung. Die Sache wurde entdeckt und der Kandidat arre- tirt. Er hatte allerdings so nach dem Herkom- men, den Tod verdient, aber der König und der Herzog verwandelte die Todesstrafe in Baugefan- genschaft.
Neun und dreyßigstes Kapitel.
Ich werde endlich noch gar -- geheimer Gesandter.
Ich habe in der ganzen bisherigen Erzählung keine Rolle von Bedeutung gespielt, und hatte nur sel- ten Gelegenheit, dem Leser von meinem kleinen Ich etwas zu sagen, das seiner Aufmerksamkeit werth
Den Weg der Verraͤtherey hat man in keinem Kriege mehr eingeſchlagen, als in dem gegenwaͤr- tigen: ein wahres Zeichen, daß man ſich zu ſchwach fand, der verachteten Nation ins Angeſicht zu wi- derſtehen. Gegen uns haben die Franzoſen ſich ſel- ten der Verraͤther oder der Spionen bedient. Doch fand ſich bey Landau ein reformirter Kandidat, welcher wegen ſeines artigen Benehmens die Gnade des Herzogs von Braunſchweig auf eine vorzuͤgliche Art genoſſen hatte. Dieſer zeichnete aus eignem Antrieb den Plan der ganzen Stellung des Deut- ſchen Heeres ab, und ſchickte ihn in die Feſtung. Die Sache wurde entdeckt und der Kandidat arre- tirt. Er hatte allerdings ſo nach dem Herkom- men, den Tod verdient, aber der Koͤnig und der Herzog verwandelte die Todesſtrafe in Baugefan- genſchaft.
Neun und dreyßigſtes Kapitel.
Ich werde endlich noch gar — geheimer Geſandter.
Ich habe in der ganzen bisherigen Erzaͤhlung keine Rolle von Bedeutung geſpielt, und hatte nur ſel- ten Gelegenheit, dem Leſer von meinem kleinen Ich etwas zu ſagen, das ſeiner Aufmerkſamkeit werth
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Den Weg der Verraͤtherey hat man in keinem
Kriege mehr eingeſchlagen, als in dem gegenwaͤr-
tigen: ein wahres Zeichen, daß man ſich zu ſchwach
fand, der verachteten Nation ins Angeſicht zu wi-
derſtehen. Gegen uns haben die Franzoſen ſich ſel-
ten der Verraͤther oder der Spionen bedient. Doch
fand ſich bey Landau ein reformirter Kandidat,
welcher wegen ſeines artigen Benehmens die Gnade
des Herzogs von Braunſchweig auf eine vorzuͤgliche
Art genoſſen hatte. Dieſer zeichnete aus eignem
Antrieb den Plan der ganzen Stellung des Deut-
ſchen Heeres ab, und ſchickte ihn in die Feſtung.
Die Sache wurde entdeckt und der Kandidat arre-
tirt. Er hatte allerdings ſo nach dem Herkom-
men, den Tod verdient, aber der Koͤnig und der
Herzog verwandelte die Todesſtrafe in Baugefan-
genſchaft.
Neun und dreyßigſtes Kapitel.
Ich werde endlich noch gar — geheimer Geſandter.
Ich habe in der ganzen bisherigen Erzaͤhlung keine
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ten Gelegenheit, dem Leſer von meinem kleinen Ich
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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 488. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/500>, abgerufen am 18.04.2024.
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