Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796.

Bild:
<< vorherige Seite

wie die Menschen darin, als sein Eigenthum be-
trachtet. --




Viertes Kapitel.

Noch von den Emigranten.



Schon ehe ich von Halle gieng, hatte ich mir von
den Emigranten, so wie von der ganzen damaligen
Lage der Dinge einen Begriff gemacht, welchen ich
bis auf diese Stunde noch keinen Augenblick Ursache
gehabt habe, zu verändern. Die Emigranten ha-
be ich gleich Anfangs -- jedoch wie sichs von selbst
versteht, mit Ausnahmen -- für Schufte und Erz-
lügner gehalten, und habe sie von Grund der Seele
gehaßt und verachtet, weil ich überzeugt bin, daß
sie die Hauptursache des jetzigen Krieges, und des
vielen unbeschreiblichen Unglücks in Deutschland
geworden sind.

Daß sie schon lange die Blutegel gewesen wa-
ren, welche ihren Landsleuten, den Einwohnern
von Frankreich, das Blut aussaugten, und eine
ihren Regenten, auch dem allerschwächsten, ich
meyne, einem Ludwig dem Funfzehnten, so treu
und bis zum Enthusiasmus ergebene Nation end-
lich in Harnisch jagten, und folglich die Revolu-

wie die Menſchen darin, als ſein Eigenthum be-
trachtet. —




Viertes Kapitel.

Noch von den Emigranten.



Schon ehe ich von Halle gieng, hatte ich mir von
den Emigranten, ſo wie von der ganzen damaligen
Lage der Dinge einen Begriff gemacht, welchen ich
bis auf dieſe Stunde noch keinen Augenblick Urſache
gehabt habe, zu veraͤndern. Die Emigranten ha-
be ich gleich Anfangs — jedoch wie ſichs von ſelbſt
verſteht, mit Ausnahmen — fuͤr Schufte und Erz-
luͤgner gehalten, und habe ſie von Grund der Seele
gehaßt und verachtet, weil ich uͤberzeugt bin, daß
ſie die Haupturſache des jetzigen Krieges, und des
vielen unbeſchreiblichen Ungluͤcks in Deutſchland
geworden ſind.

Daß ſie ſchon lange die Blutegel geweſen wa-
ren, welche ihren Landsleuten, den Einwohnern
von Frankreich, das Blut ausſaugten, und eine
ihren Regenten, auch dem allerſchwaͤchſten, ich
meyne, einem Ludwig dem Funfzehnten, ſo treu
und bis zum Enthuſiasmus ergebene Nation end-
lich in Harniſch jagten, und folglich die Revolu-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0058" n="46"/>
wie die Men&#x017F;chen darin, als &#x017F;ein Eigenthum be-<lb/>
trachtet. &#x2014;</p>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head>Viertes Kapitel.</head><lb/>
        <argument>
          <p>Noch von den Emigranten.</p>
        </argument><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">S</hi>chon ehe ich von Halle gieng, hatte ich mir von<lb/>
den Emigranten, &#x017F;o wie von der ganzen damaligen<lb/>
Lage der Dinge einen Begriff gemacht, welchen ich<lb/>
bis auf die&#x017F;e Stunde noch keinen Augenblick Ur&#x017F;ache<lb/>
gehabt habe, zu vera&#x0364;ndern. Die Emigranten ha-<lb/>
be ich gleich Anfangs &#x2014; jedoch wie &#x017F;ichs von &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
ver&#x017F;teht, mit Ausnahmen &#x2014; fu&#x0364;r Schufte und Erz-<lb/>
lu&#x0364;gner gehalten, und habe &#x017F;ie von Grund der Seele<lb/>
gehaßt und verachtet, weil ich u&#x0364;berzeugt bin, daß<lb/>
&#x017F;ie die Hauptur&#x017F;ache des jetzigen Krieges, und des<lb/>
vielen unbe&#x017F;chreiblichen Unglu&#x0364;cks in Deut&#x017F;chland<lb/>
geworden &#x017F;ind.</p><lb/>
        <p>Daß &#x017F;ie &#x017F;chon lange die Blutegel gewe&#x017F;en wa-<lb/>
ren, welche ihren Landsleuten, den Einwohnern<lb/>
von Frankreich, das Blut aus&#x017F;augten, und eine<lb/>
ihren Regenten, auch dem aller&#x017F;chwa&#x0364;ch&#x017F;ten, ich<lb/>
meyne, einem Ludwig dem Funfzehnten, &#x017F;o treu<lb/>
und bis zum Enthu&#x017F;iasmus ergebene Nation end-<lb/>
lich in Harni&#x017F;ch jagten, und folglich die Revolu-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[46/0058] wie die Menſchen darin, als ſein Eigenthum be- trachtet. — Viertes Kapitel. Noch von den Emigranten. Schon ehe ich von Halle gieng, hatte ich mir von den Emigranten, ſo wie von der ganzen damaligen Lage der Dinge einen Begriff gemacht, welchen ich bis auf dieſe Stunde noch keinen Augenblick Urſache gehabt habe, zu veraͤndern. Die Emigranten ha- be ich gleich Anfangs — jedoch wie ſichs von ſelbſt verſteht, mit Ausnahmen — fuͤr Schufte und Erz- luͤgner gehalten, und habe ſie von Grund der Seele gehaßt und verachtet, weil ich uͤberzeugt bin, daß ſie die Haupturſache des jetzigen Krieges, und des vielen unbeſchreiblichen Ungluͤcks in Deutſchland geworden ſind. Daß ſie ſchon lange die Blutegel geweſen wa- ren, welche ihren Landsleuten, den Einwohnern von Frankreich, das Blut ausſaugten, und eine ihren Regenten, auch dem allerſchwaͤchſten, ich meyne, einem Ludwig dem Funfzehnten, ſo treu und bis zum Enthuſiasmus ergebene Nation end- lich in Harniſch jagten, und folglich die Revolu-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/58
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 3. Leipzig, 1796, S. 46. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben03_1796/58>, abgerufen am 28.03.2024.