Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
Sieben und zwanzigstes Kapitel.

Avignon.



Diese Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine
freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber
ihre Freyheit, und Papst Clemens VI kaufte
diese Stadt und das dazu gehörige Land von Jo-
hanna, Königinn von Sicilien und Gräfin von
Provence, im Jahr 1348 für 80,000 Florenen.

Sie ist im vierzehnten Jahrhundert sehr berühmt
gewesen, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die rö-
mischen Päpste, an der Zahl sieben, hier residirt
haben. Sie liegt an dem Rhone, worein hier
die Sorgue stürzt, und ist besser gebauet, als ir-
gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat
Avignon sehr geblühet durch den starken Handel
mit gedruckter Leinwand, aber seitdem der h. Va-
ter, von den Lyonern bestochen, seinen Untertha-
nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey
Strafe des Bannes verboth, ist die Nahrung die-
ser Stadt sehr verfallen, wird sich aber bey der je-
tzigen Regierung gewiß wieder heben.

Vor der Revolution stand hier ein Erzbischof
mit großen Einkünften, und noch außerdem ein

Sieben und zwanzigſtes Kapitel.

Avignon.



Dieſe Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine
freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber
ihre Freyheit, und Papſt Clemens VI kaufte
dieſe Stadt und das dazu gehoͤrige Land von Jo-
hanna, Koͤniginn von Sicilien und Graͤfin von
Provence, im Jahr 1348 fuͤr 80,000 Florenen.

Sie iſt im vierzehnten Jahrhundert ſehr beruͤhmt
geweſen, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die roͤ-
miſchen Paͤpſte, an der Zahl ſieben, hier reſidirt
haben. Sie liegt an dem Rhone, worein hier
die Sorgue ſtuͤrzt, und iſt beſſer gebauet, als ir-
gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat
Avignon ſehr gebluͤhet durch den ſtarken Handel
mit gedruckter Leinwand, aber ſeitdem der h. Va-
ter, von den Lyonern beſtochen, ſeinen Untertha-
nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey
Strafe des Bannes verboth, iſt die Nahrung die-
ſer Stadt ſehr verfallen, wird ſich aber bey der je-
tzigen Regierung gewiß wieder heben.

Vor der Revolution ſtand hier ein Erzbiſchof
mit großen Einkuͤnften, und noch außerdem ein

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0395" n="391"/>
      <div n="1">
        <head>Sieben und zwanzig&#x017F;tes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Avignon</hi>.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;e Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine<lb/>
freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber<lb/>
ihre Freyheit, und Pap&#x017F;t <hi rendition="#g">Clemens</hi> <hi rendition="#aq">VI</hi> kaufte<lb/>
die&#x017F;e Stadt und das dazu geho&#x0364;rige Land von <hi rendition="#g">Jo</hi>-<lb/><hi rendition="#g">hanna</hi>, Ko&#x0364;niginn von Sicilien und Gra&#x0364;fin von<lb/>
Provence, im Jahr 1348 fu&#x0364;r 80,000 Florenen.</p><lb/>
        <p>Sie i&#x017F;t im vierzehnten Jahrhundert &#x017F;ehr beru&#x0364;hmt<lb/>
gewe&#x017F;en, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die ro&#x0364;-<lb/>
mi&#x017F;chen Pa&#x0364;p&#x017F;te, an der Zahl &#x017F;ieben, hier re&#x017F;idirt<lb/>
haben. Sie liegt an dem <hi rendition="#g">Rhone</hi>, worein hier<lb/>
die <hi rendition="#g">Sorgue</hi> &#x017F;tu&#x0364;rzt, und i&#x017F;t be&#x017F;&#x017F;er gebauet, als ir-<lb/>
gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat<lb/><hi rendition="#g">Avignon</hi> &#x017F;ehr geblu&#x0364;het durch den &#x017F;tarken Handel<lb/>
mit gedruckter Leinwand, aber &#x017F;eitdem der h. Va-<lb/>
ter, von den Lyonern be&#x017F;tochen, &#x017F;einen Untertha-<lb/>
nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey<lb/>
Strafe des Bannes verboth, i&#x017F;t die Nahrung die-<lb/>
&#x017F;er Stadt &#x017F;ehr verfallen, wird &#x017F;ich aber bey der je-<lb/>
tzigen Regierung gewiß wieder heben.</p><lb/>
        <p>Vor der Revolution &#x017F;tand hier ein Erzbi&#x017F;chof<lb/>
mit großen Einku&#x0364;nften, und noch außerdem ein<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[391/0395] Sieben und zwanzigſtes Kapitel. Avignon. Dieſe Stadt mit ihrem Gebiete war ehemals eine freye Stadt oder eine kleine Republik, verlohr aber ihre Freyheit, und Papſt Clemens VI kaufte dieſe Stadt und das dazu gehoͤrige Land von Jo- hanna, Koͤniginn von Sicilien und Graͤfin von Provence, im Jahr 1348 fuͤr 80,000 Florenen. Sie iſt im vierzehnten Jahrhundert ſehr beruͤhmt geweſen, indem vom Jahr 1305 bis 1377 die roͤ- miſchen Paͤpſte, an der Zahl ſieben, hier reſidirt haben. Sie liegt an dem Rhone, worein hier die Sorgue ſtuͤrzt, und iſt beſſer gebauet, als ir- gend eine Stadt in der Provence. Ehemals hat Avignon ſehr gebluͤhet durch den ſtarken Handel mit gedruckter Leinwand, aber ſeitdem der h. Va- ter, von den Lyonern beſtochen, ſeinen Untertha- nen die Verfertigung der gedruckten Leinwand bey Strafe des Bannes verboth, iſt die Nahrung die- ſer Stadt ſehr verfallen, wird ſich aber bey der je- tzigen Regierung gewiß wieder heben. Vor der Revolution ſtand hier ein Erzbiſchof mit großen Einkuͤnften, und noch außerdem ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/395
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 391. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/395>, abgerufen am 29.03.2024.