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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Zwey und dreißigstes Kapitel.

Beschreibung der französischen Lazarethe.



In Frankreich giebt es jezt zweyerley Lazarethe:
einige sind bürgerliche, andere militärische. Je-
ne finden sich in allen Städten, und sind für die
Kranken des Districts bestimmt, welche nicht wirk-
lich zum Militär-Stand gehören, und aus Man-
gel der Hülfe des Staats bedürfen: diese hingegen
gehören für die kranken Solda[t]en und für alle Aus-
länder ohne Unterschied.

Da ich vorzüglich von den lezten Lazarethen
handle, so will ich von den bürgerlichen nur soviel
sagen, daß in jedem derselben nur 4 Krankenwär-
ter angestellt sind: die übrigen Dienste versehen
ledige Frauenzimmer aus der Stadt ohne Ausnah-
me nach der Reihe, und wechseln alle zehn Tage
ab, die ausgenommen, welche sich einer liederli-
chen Lebensart schuldig machen. Sobald ein Mäd-
chen als eine feile Dirne öffentlich bekannt ist, ist
ihr der Eingang ins Hospital versperrt. Diese
Mädchen bekommen für ihren Dienst nichts weiter,
als das Essen, doch dürfen die reichern zu Hause
essen. Diese Einrichtung hat man den Jakobinern

Zwey und dreißigſtes Kapitel.

Beſchreibung der franzoͤſiſchen Lazarethe.



In Frankreich giebt es jezt zweyerley Lazarethe:
einige ſind buͤrgerliche, andere militaͤriſche. Je-
ne finden ſich in allen Staͤdten, und ſind fuͤr die
Kranken des Diſtricts beſtimmt, welche nicht wirk-
lich zum Militaͤr-Stand gehoͤren, und aus Man-
gel der Huͤlfe des Staats beduͤrfen: dieſe hingegen
gehoͤren fuͤr die kranken Solda[t]en und fuͤr alle Aus-
laͤnder ohne Unterſchied.

Da ich vorzuͤglich von den lezten Lazarethen
handle, ſo will ich von den buͤrgerlichen nur ſoviel
ſagen, daß in jedem derſelben nur 4 Krankenwaͤr-
ter angeſtellt ſind: die uͤbrigen Dienſte verſehen
ledige Frauenzimmer aus der Stadt ohne Ausnah-
me nach der Reihe, und wechſeln alle zehn Tage
ab, die ausgenommen, welche ſich einer liederli-
chen Lebensart ſchuldig machen. Sobald ein Maͤd-
chen als eine feile Dirne oͤffentlich bekannt iſt, iſt
ihr der Eingang ins Hoſpital verſperrt. Dieſe
Maͤdchen bekommen fuͤr ihren Dienſt nichts weiter,
als das Eſſen, doch duͤrfen die reichern zu Hauſe
eſſen. Dieſe Einrichtung hat man den Jakobinern

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[454/0458] Zwey und dreißigſtes Kapitel. Beſchreibung der franzoͤſiſchen Lazarethe. In Frankreich giebt es jezt zweyerley Lazarethe: einige ſind buͤrgerliche, andere militaͤriſche. Je- ne finden ſich in allen Staͤdten, und ſind fuͤr die Kranken des Diſtricts beſtimmt, welche nicht wirk- lich zum Militaͤr-Stand gehoͤren, und aus Man- gel der Huͤlfe des Staats beduͤrfen: dieſe hingegen gehoͤren fuͤr die kranken Soldaten und fuͤr alle Aus- laͤnder ohne Unterſchied. Da ich vorzuͤglich von den lezten Lazarethen handle, ſo will ich von den buͤrgerlichen nur ſoviel ſagen, daß in jedem derſelben nur 4 Krankenwaͤr- ter angeſtellt ſind: die uͤbrigen Dienſte verſehen ledige Frauenzimmer aus der Stadt ohne Ausnah- me nach der Reihe, und wechſeln alle zehn Tage ab, die ausgenommen, welche ſich einer liederli- chen Lebensart ſchuldig machen. Sobald ein Maͤd- chen als eine feile Dirne oͤffentlich bekannt iſt, iſt ihr der Eingang ins Hoſpital verſperrt. Dieſe Maͤdchen bekommen fuͤr ihren Dienſt nichts weiter, als das Eſſen, doch duͤrfen die reichern zu Hauſe eſſen. Dieſe Einrichtung hat man den Jakobinern

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/458>, abgerufen am 18.04.2024.