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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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nehme man das liebliche lus publicum, feudale,
canonicum
und andere Theile der vielköpfigen deut-
schen Juristerey, wovon die Neufranken kein Wort
mehr wissen wollen; und man wird finden, daß es
leichter sey, in Frankreich ein Rechtsverständiger
zu werden, als bey uns in Deutschland.

Fünf und dreißigstes Kapitel.

Versuch, nach der Schweiz zu entkommen. Entfernung der Guil-
lotine. Nationalfeste in Dijon. Sinken der Jakobiner.
Gespenster.



Einmal, es mogte so einen Monat nach meinem
Abschiede aus dem Spitale seyn, ließ ich mich von
einem gewissen Gesell, der vorher bey dem preußi-
schen Regiment von Kleist gestanden hatte,
verleiten, mit ihm nach der Schweiz entwischen zu
wollen. Es war noch vor dem Dekrete des Kon-
vents, daß neutrale Ausländer zu Hause gehen
dürften. Dieser Gesell stellte mir die Sache so
leicht vor, daß ich bald nachgab, und ihn zu be-
gleiten versprach. Die Ursache, warum er mich
gerade gern mitgehabt hätte, war ohne Zweifel,
weil ich eine gefüllte Brieftasche mit Assignaten,

nehme man das liebliche lus publicum, feudale,
canonicum
und andere Theile der vielkoͤpfigen deut-
ſchen Juriſterey, wovon die Neufranken kein Wort
mehr wiſſen wollen; und man wird finden, daß es
leichter ſey, in Frankreich ein Rechtsverſtaͤndiger
zu werden, als bey uns in Deutſchland.

Fuͤnf und dreißigſtes Kapitel.

Verſuch, nach der Schweiz zu entkommen. Entfernung der Guil-
lotine. Nationalfeſte in Dijon. Sinken der Jakobiner.
Geſpenſter.



Einmal, es mogte ſo einen Monat nach meinem
Abſchiede aus dem Spitale ſeyn, ließ ich mich von
einem gewiſſen Geſell, der vorher bey dem preußi-
ſchen Regiment von Kleiſt geſtanden hatte,
verleiten, mit ihm nach der Schweiz entwiſchen zu
wollen. Es war noch vor dem Dekrete des Kon-
vents, daß neutrale Auslaͤnder zu Hauſe gehen
duͤrften. Dieſer Geſell ſtellte mir die Sache ſo
leicht vor, daß ich bald nachgab, und ihn zu be-
gleiten verſprach. Die Urſache, warum er mich
gerade gern mitgehabt haͤtte, war ohne Zweifel,
weil ich eine gefuͤllte Brieftaſche mit Aſſignaten,

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[490/0494] nehme man das liebliche lus publicum, feudale, canonicum und andere Theile der vielkoͤpfigen deut- ſchen Juriſterey, wovon die Neufranken kein Wort mehr wiſſen wollen; und man wird finden, daß es leichter ſey, in Frankreich ein Rechtsverſtaͤndiger zu werden, als bey uns in Deutſchland. Fuͤnf und dreißigſtes Kapitel. Verſuch, nach der Schweiz zu entkommen. Entfernung der Guil- lotine. Nationalfeſte in Dijon. Sinken der Jakobiner. Geſpenſter. Einmal, es mogte ſo einen Monat nach meinem Abſchiede aus dem Spitale ſeyn, ließ ich mich von einem gewiſſen Geſell, der vorher bey dem preußi- ſchen Regiment von Kleiſt geſtanden hatte, verleiten, mit ihm nach der Schweiz entwiſchen zu wollen. Es war noch vor dem Dekrete des Kon- vents, daß neutrale Auslaͤnder zu Hauſe gehen duͤrften. Dieſer Geſell ſtellte mir die Sache ſo leicht vor, daß ich bald nachgab, und ihn zu be- gleiten verſprach. Die Urſache, warum er mich gerade gern mitgehabt haͤtte, war ohne Zweifel, weil ich eine gefuͤllte Brieftaſche mit Aſſignaten,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 490. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/494>, abgerufen am 19.04.2024.