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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Geschichte der Staaten und der Mensch-
heit schreibt *): daß Landau auf dem Punkt ge-
standen wäre, aus Mangel an Lebensmitteln sich
ergeben zu müssen; -- daß alles aufgezehrt ge-
wesen sey; -- daß die Einwohner Katzen und Mäuse
gegessen hätten u. s. w. Landau konnte sich noch
bis zum März 1794 halten, wie ich weiter unten
deutlich beweisen werde.

Daß aber die Deutschen bey dem Allen doch
einen groben Schnitzer begangen haben, ist gewiß:
denn sie mußten die Einerndtung des Getraides
1793 zu hindern suchen; und sie hätten dieses auch
gekonnt, wenn sie, statt oben bey Neustadt her-
umzuliegen, die Felder um Landau noch vor der
Erndte furaschirt hätten. Einer Stadt, welche
man belagern will, und das war mit Landau der
Fall, muß man keine Zeit zur hinlänglichen An-
schaffung der Lebensmittel gestatten. Aber wie
viele Schnitzer sind nicht in diesem Kriege began-
gen worden! Man lese den politischen Thier-
kreis, und bewundere die Weisheit vieler unserer
deutschen Kabinette!

Die Militär-Magazine waren schon seit langer
Zeit, und insbesondere durch Dentzels Bemü-
hungen trefflich versehen worden: Stroh und Heu

*) Jahrgang 1794, S. 57.
*)Jahrgang 1794 S. 57.

Geſchichte der Staaten und der Menſch-
heit ſchreibt *): daß Landau auf dem Punkt ge-
ſtanden waͤre, aus Mangel an Lebensmitteln ſich
ergeben zu muͤſſen; — daß alles aufgezehrt ge-
weſen ſey; — daß die Einwohner Katzen und Maͤuſe
gegeſſen haͤtten u. ſ. w. Landau konnte ſich noch
bis zum Maͤrz 1794 halten, wie ich weiter unten
deutlich beweiſen werde.

Daß aber die Deutſchen bey dem Allen doch
einen groben Schnitzer begangen haben, iſt gewiß:
denn ſie mußten die Einerndtung des Getraides
1793 zu hindern ſuchen; und ſie haͤtten dieſes auch
gekonnt, wenn ſie, ſtatt oben bey Neuſtadt her-
umzuliegen, die Felder um Landau noch vor der
Erndte furaſchirt haͤtten. Einer Stadt, welche
man belagern will, und das war mit Landau der
Fall, muß man keine Zeit zur hinlaͤnglichen An-
ſchaffung der Lebensmittel geſtatten. Aber wie
viele Schnitzer ſind nicht in dieſem Kriege began-
gen worden! Man leſe den politiſchen Thier-
kreis, und bewundere die Weisheit vieler unſerer
deutſchen Kabinette!

Die Militaͤr-Magazine waren ſchon ſeit langer
Zeit, und insbeſondere durch Dentzels Bemuͤ-
hungen trefflich verſehen worden: Stroh und Heu

*) Jahrgang 1794, S. 57.
*)Jahrgang 1794 S. 57.
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[21/0025] Geſchichte der Staaten und der Menſch- heit ſchreibt *): daß Landau auf dem Punkt ge- ſtanden waͤre, aus Mangel an Lebensmitteln ſich ergeben zu muͤſſen; — daß alles aufgezehrt ge- weſen ſey; — daß die Einwohner Katzen und Maͤuſe gegeſſen haͤtten u. ſ. w. Landau konnte ſich noch bis zum Maͤrz 1794 halten, wie ich weiter unten deutlich beweiſen werde. Daß aber die Deutſchen bey dem Allen doch einen groben Schnitzer begangen haben, iſt gewiß: denn ſie mußten die Einerndtung des Getraides 1793 zu hindern ſuchen; und ſie haͤtten dieſes auch gekonnt, wenn ſie, ſtatt oben bey Neuſtadt her- umzuliegen, die Felder um Landau noch vor der Erndte furaſchirt haͤtten. Einer Stadt, welche man belagern will, und das war mit Landau der Fall, muß man keine Zeit zur hinlaͤnglichen An- ſchaffung der Lebensmittel geſtatten. Aber wie viele Schnitzer ſind nicht in dieſem Kriege began- gen worden! Man leſe den politiſchen Thier- kreis, und bewundere die Weisheit vieler unſerer deutſchen Kabinette! Die Militaͤr-Magazine waren ſchon ſeit langer Zeit, und insbeſondere durch Dentzels Bemuͤ- hungen trefflich verſehen worden: Stroh und Heu *) Jahrgang 1794, S. 57. *)Jahrgang 1794 S. 57.

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/25>, abgerufen am 28.03.2024.