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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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standen war, weis ich nicht, aber so viel weis ich,
daß sie einander haßten. Vielleicht war es dem
Soldaten lästig, vom Bürgerlichen abzuhängen.
Sie gingen zwar von Hause aus, wie man sagt,
sehr freundlich miteinander um, und mußten die-
ses schon thun, da nach dem Gesetze ein General
ohne den Repräsentanten, und der Repräsentant
ohne den General nichts, gar nichts unternehmen
darf. Daher waren sie täglich beysammen.

Laubadere ist ein stiller, gesezter Mann,
welcher nicht viel Wesens macht, und unter an-
dern auch niemals zu tief ins Glas guckt, ob er
gleich den Wein nicht verachtet. Er kann aber ei-
ne hübsche Portion zu sich nehmen: und der irrt
sehr, der da glaubt, bey einem Glase Wein, oder
sonst in lustiger Gesellschaft etwas aus ihm heraus-
zulocken. Er ist auch nicht mehr jung, und mag
immer seine funfzig hinter sich haben. Außerdem
sucht er nichts weniger, als mit Kenntnissen zu
schimmern, und noch weniger bemüht er sich,
witzig zu seyn. Er ist schlicht und recht, dabey
ein tüchtiger Soldat, aber strenge, und sehr auf
seiner Hut.

Dentzel hingegen ist ein feuriger, hitziger
Kopf, der oft mehr schwazt, als er verantworten
kann, und der selten überdenkt, mit wem er spricht
oder zu schaffen hat. Er liebt den Wein sehr, und

ſtanden war, weis ich nicht, aber ſo viel weis ich,
daß ſie einander haßten. Vielleicht war es dem
Soldaten laͤſtig, vom Buͤrgerlichen abzuhaͤngen.
Sie gingen zwar von Hauſe aus, wie man ſagt,
ſehr freundlich miteinander um, und mußten die-
ſes ſchon thun, da nach dem Geſetze ein General
ohne den Repraͤſentanten, und der Repraͤſentant
ohne den General nichts, gar nichts unternehmen
darf. Daher waren ſie taͤglich beyſammen.

Laubadere iſt ein ſtiller, geſezter Mann,
welcher nicht viel Weſens macht, und unter an-
dern auch niemals zu tief ins Glas guckt, ob er
gleich den Wein nicht verachtet. Er kann aber ei-
ne huͤbſche Portion zu ſich nehmen: und der irrt
ſehr, der da glaubt, bey einem Glaſe Wein, oder
ſonſt in luſtiger Geſellſchaft etwas aus ihm heraus-
zulocken. Er iſt auch nicht mehr jung, und mag
immer ſeine funfzig hinter ſich haben. Außerdem
ſucht er nichts weniger, als mit Kenntniſſen zu
ſchimmern, und noch weniger bemuͤht er ſich,
witzig zu ſeyn. Er iſt ſchlicht und recht, dabey
ein tuͤchtiger Soldat, aber ſtrenge, und ſehr auf
ſeiner Hut.

Dentzel hingegen iſt ein feuriger, hitziger
Kopf, der oft mehr ſchwazt, als er verantworten
kann, und der ſelten uͤberdenkt, mit wem er ſpricht
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[23/0027] ſtanden war, weis ich nicht, aber ſo viel weis ich, daß ſie einander haßten. Vielleicht war es dem Soldaten laͤſtig, vom Buͤrgerlichen abzuhaͤngen. Sie gingen zwar von Hauſe aus, wie man ſagt, ſehr freundlich miteinander um, und mußten die- ſes ſchon thun, da nach dem Geſetze ein General ohne den Repraͤſentanten, und der Repraͤſentant ohne den General nichts, gar nichts unternehmen darf. Daher waren ſie taͤglich beyſammen. Laubadere iſt ein ſtiller, geſezter Mann, welcher nicht viel Weſens macht, und unter an- dern auch niemals zu tief ins Glas guckt, ob er gleich den Wein nicht verachtet. Er kann aber ei- ne huͤbſche Portion zu ſich nehmen: und der irrt ſehr, der da glaubt, bey einem Glaſe Wein, oder ſonſt in luſtiger Geſellſchaft etwas aus ihm heraus- zulocken. Er iſt auch nicht mehr jung, und mag immer ſeine funfzig hinter ſich haben. Außerdem ſucht er nichts weniger, als mit Kenntniſſen zu ſchimmern, und noch weniger bemuͤht er ſich, witzig zu ſeyn. Er iſt ſchlicht und recht, dabey ein tuͤchtiger Soldat, aber ſtrenge, und ſehr auf ſeiner Hut. Dentzel hingegen iſt ein feuriger, hitziger Kopf, der oft mehr ſchwazt, als er verantworten kann, und der ſelten uͤberdenkt, mit wem er ſpricht oder zu ſchaffen hat. Er liebt den Wein ſehr, und

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/27>, abgerufen am 24.04.2024.