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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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Wirth rein aus, füllten ihre Brodbeutel mit Speck
Brod und Weinflaschen, und flüchteten sich in die
Gebürge, um nach der Schweiz oder nach Italien
zu entwischen. Aber einige Gensd'armes,
welche das Gebürge durchstreiften, hielten sie an,
und brachten sie zurück. Sie wurden sofort auf vier
Monate eingesteckt.

Der Repräsentant befahl nun, daß man alle
Kriegsgefangnen und Ausländer weiter ins Innere
von Frankreich bringen sollte, um sie von der zu na-
hen Gränze mehr zu entfernen: denn von Avignon
nach den Alpen ist es gar nicht weit; und wer ein-
mal in diesen Gebürgen ist, und den Weg weiß,
kann leicht nach Italien kommen, obgleich der,
d[e]r keine Wege kennt, immer Gefahr läuft, sich zu
verirren und Hungers zu sterben.

Die Gefangnen sollten nach Toulouse gebracht
werden, und der Kommissär wollte mich mit dahin
schicken. In Toulouse findest du auch Preußen,
sagte er, aber ich wußte, daß nur Spanier und Sar-
dinier da waren. Auch hatte ich keine Lust, mit
den Piemontesern zu gehen, in deren Gesellschaft
es mir gar nicht gefiel. -- Ich stellte also dem
Kommissär vor, daß mich der Hauptmann Lan-
drin, dessen Zeugniß ich ihm vorwies, deswegen
nach Macon empfohlen hätte, damit ich Dienste
bey der Republik haben könnte. Da nun dieses

Wirth rein aus, fuͤllten ihre Brodbeutel mit Speck
Brod und Weinflaſchen, und fluͤchteten ſich in die
Gebuͤrge, um nach der Schweiz oder nach Italien
zu entwiſchen. Aber einige Gensd'armes,
welche das Gebuͤrge durchſtreiften, hielten ſie an,
und brachten ſie zuruͤck. Sie wurden ſofort auf vier
Monate eingeſteckt.

Der Repraͤſentant befahl nun, daß man alle
Kriegsgefangnen und Auslaͤnder weiter ins Innere
von Frankreich bringen ſollte, um ſie von der zu na-
hen Graͤnze mehr zu entfernen: denn von Avignon
nach den Alpen iſt es gar nicht weit; und wer ein-
mal in dieſen Gebuͤrgen iſt, und den Weg weiß,
kann leicht nach Italien kommen, obgleich der,
d[e]r keine Wege kennt, immer Gefahr laͤuft, ſich zu
verirren und Hungers zu ſterben.

Die Gefangnen ſollten nach Toulouſe gebracht
werden, und der Kommiſſaͤr wollte mich mit dahin
ſchicken. In Toulouſe findeſt du auch Preußen,
ſagte er, aber ich wußte, daß nur Spanier und Sar-
dinier da waren. Auch hatte ich keine Luſt, mit
den Piemonteſern zu gehen, in deren Geſellſchaft
es mir gar nicht gefiel. — Ich ſtellte alſo dem
Kommiſſaͤr vor, daß mich der Hauptmann Lan-
drin, deſſen Zeugniß ich ihm vorwies, deswegen
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[419/0423] Wirth rein aus, fuͤllten ihre Brodbeutel mit Speck Brod und Weinflaſchen, und fluͤchteten ſich in die Gebuͤrge, um nach der Schweiz oder nach Italien zu entwiſchen. Aber einige Gensd'armes, welche das Gebuͤrge durchſtreiften, hielten ſie an, und brachten ſie zuruͤck. Sie wurden ſofort auf vier Monate eingeſteckt. Der Repraͤſentant befahl nun, daß man alle Kriegsgefangnen und Auslaͤnder weiter ins Innere von Frankreich bringen ſollte, um ſie von der zu na- hen Graͤnze mehr zu entfernen: denn von Avignon nach den Alpen iſt es gar nicht weit; und wer ein- mal in dieſen Gebuͤrgen iſt, und den Weg weiß, kann leicht nach Italien kommen, obgleich der, der keine Wege kennt, immer Gefahr laͤuft, ſich zu verirren und Hungers zu ſterben. Die Gefangnen ſollten nach Toulouſe gebracht werden, und der Kommiſſaͤr wollte mich mit dahin ſchicken. In Toulouſe findeſt du auch Preußen, ſagte er, aber ich wußte, daß nur Spanier und Sar- dinier da waren. Auch hatte ich keine Luſt, mit den Piemonteſern zu gehen, in deren Geſellſchaft es mir gar nicht gefiel. — Ich ſtellte alſo dem Kommiſſaͤr vor, daß mich der Hauptmann Lan- drin, deſſen Zeugniß ich ihm vorwies, deswegen nach Mâcon empfohlen haͤtte, damit ich Dienſte bey der Republik haben koͤnnte. Da nun dieſes

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/423>, abgerufen am 29.03.2024.