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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797.

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zu danken, und sie ist deswegen gemacht worden,
damit die schönere Hälfte des Volks sich gewöhne,
sanft und mitleidig zu werden. Uebrigens steht das
Bürgerspital unter der strengsten Aufsicht der Mu-
nicipalität und hat seinen eignen Direktor. Sobald
nun jemand krank wird, der nicht im Stande ist,
sich selbst pflegen und kuriren zu lassen, so wird er,
auf die erste Anzeige, in das Spital seines Di-
strikts gebracht, und da auf Kosten des Staats un-
entgeldlich abgewartet und geheilt. Nachher ersezt
man dem Geheilten noch den Verlust seiner ver-
säumten Arbeit. --

Die Militärspitäler sind da angelegt, wohin
man die Kranken von den Armeen, und sonstwoher
leicht bringen kann. In Dijon waren deren vier:
Chailler und Rousseau in der Stadt; Marat aber
und Le Pelletier außer derselben. Wer aber in einem
bekannt ist, kennt sie alle in ganz Frankreich, weil
sie alle nach einer Regel angelegt sind, so wie et-
wan alle Kapuzinerklöster in der ganzen Welt.

Jedes Hospital steht unter der nächsten Für-
sorge der Municipalität, die nächste Aufsicht dar-
über führt aber der Krieskommissär, welcher mit dem
Direktor alle Rechnungen abthut. Dann ist ein
Director, zwey Oberkrankenwärter, ein Ausgeber,
ein Kellner, ein Apotheker nebst zwey Gehülfen
zum Ti[san]ekochen u. dgl. ein Koch mit den nöthi-

zu danken, und ſie iſt deswegen gemacht worden,
damit die ſchoͤnere Haͤlfte des Volks ſich gewoͤhne,
ſanft und mitleidig zu werden. Uebrigens ſteht das
Buͤrgerſpital unter der ſtrengſten Aufſicht der Mu-
nicipalitaͤt und hat ſeinen eignen Direktor. Sobald
nun jemand krank wird, der nicht im Stande iſt,
ſich ſelbſt pflegen und kuriren zu laſſen, ſo wird er,
auf die erſte Anzeige, in das Spital ſeines Di-
ſtrikts gebracht, und da auf Koſten des Staats un-
entgeldlich abgewartet und geheilt. Nachher erſezt
man dem Geheilten noch den Verluſt ſeiner ver-
ſaͤumten Arbeit. —

Die Militaͤrſpitaͤler ſind da angelegt, wohin
man die Kranken von den Armeen, und ſonſtwoher
leicht bringen kann. In Dijon waren deren vier:
Chailler und Rouſſeau in der Stadt; Marat aber
und Le Pelletier außer derſelben. Wer aber in einem
bekannt iſt, kennt ſie alle in ganz Frankreich, weil
ſie alle nach einer Regel angelegt ſind, ſo wie et-
wan alle Kapuzinerkloͤſter in der ganzen Welt.

Jedes Hoſpital ſteht unter der naͤchſten Fuͤr-
ſorge der Municipalitaͤt, die naͤchſte Aufſicht dar-
uͤber fuͤhrt aber der Krieskommiſſaͤr, welcher mit dem
Direktor alle Rechnungen abthut. Dann iſt ein
Director, zwey Oberkrankenwaͤrter, ein Ausgeber,
ein Kellner, ein Apotheker nebſt zwey Gehuͤlfen
zum Ti[ſan]ekochen u. dgl. ein Koch mit den noͤthi-

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[455/0459] zu danken, und ſie iſt deswegen gemacht worden, damit die ſchoͤnere Haͤlfte des Volks ſich gewoͤhne, ſanft und mitleidig zu werden. Uebrigens ſteht das Buͤrgerſpital unter der ſtrengſten Aufſicht der Mu- nicipalitaͤt und hat ſeinen eignen Direktor. Sobald nun jemand krank wird, der nicht im Stande iſt, ſich ſelbſt pflegen und kuriren zu laſſen, ſo wird er, auf die erſte Anzeige, in das Spital ſeines Di- ſtrikts gebracht, und da auf Koſten des Staats un- entgeldlich abgewartet und geheilt. Nachher erſezt man dem Geheilten noch den Verluſt ſeiner ver- ſaͤumten Arbeit. — Die Militaͤrſpitaͤler ſind da angelegt, wohin man die Kranken von den Armeen, und ſonſtwoher leicht bringen kann. In Dijon waren deren vier: Chailler und Rouſſeau in der Stadt; Marat aber und Le Pelletier außer derſelben. Wer aber in einem bekannt iſt, kennt ſie alle in ganz Frankreich, weil ſie alle nach einer Regel angelegt ſind, ſo wie et- wan alle Kapuzinerkloͤſter in der ganzen Welt. Jedes Hoſpital ſteht unter der naͤchſten Fuͤr- ſorge der Municipalitaͤt, die naͤchſte Aufſicht dar- uͤber fuͤhrt aber der Krieskommiſſaͤr, welcher mit dem Direktor alle Rechnungen abthut. Dann iſt ein Director, zwey Oberkrankenwaͤrter, ein Ausgeber, ein Kellner, ein Apotheker nebſt zwey Gehuͤlfen zum Tiſanekochen u. dgl. ein Koch mit den noͤthi-

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,1. Leipzig, 1797, S. 455. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0401_1797/459>, abgerufen am 25.04.2024.