Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797.

Bild:
<< vorherige Seite
Sieben und vierzigstes Kapitel.

Abermals im Lazareth. Bessel oder Löw. Bis-
pinks Bemühungen zu meiner Befreyung
aus Frankreich
.



Ohngefähr in der Mitte des Dezembers 1794
traf ich den Chirurgus Vallee bey Viennot.
Er war freundlich, und fragte mich, wie es mir
ginge. Ich antwortete ihm: eben nicht zum be-
sten: denn einmal müßte ich in der Kälte arbei-
ten, und dann schmerze mich meine Wunde auf
der Brust oft nicht wenig. Er ließ sich dieselbe
zeigen, und sagte fluchs: hohle mich Prinz Con-
de: du bist nicht recht klug, daß du nicht ins
Hospital gehst! Dort hast du doch Verpflegung,
kannst machen, was du willst, wirst vielleicht
auch bald kurirt, und findest da lauter alte Be-
kannte. Was willst du hier in der Kälte her-
umkriechen! Geh ins Spital! -- "Höre, lieber
Vallee, erwiederte ich, du wirst doch sorgen,
daß ich im Spital wie sonst, gehalten werde?
Ich fürchte, ich komme zu oft: der Direktor
wird am Ende wohl tückisch." Ey, warum

Sieben und vierzigſtes Kapitel.

Abermals im Lazareth. Beſſel oder Loͤw. Bis-
pinks Bemuͤhungen zu meiner Befreyung
aus Frankreich
.



Ohngefaͤhr in der Mitte des Dezembers 1794
traf ich den Chirurgus Vallée bey Viennot.
Er war freundlich, und fragte mich, wie es mir
ginge. Ich antwortete ihm: eben nicht zum be-
ſten: denn einmal muͤßte ich in der Kaͤlte arbei-
ten, und dann ſchmerze mich meine Wunde auf
der Bruſt oft nicht wenig. Er ließ ſich dieſelbe
zeigen, und ſagte fluchs: hohle mich Prinz Con-
dé: du biſt nicht recht klug, daß du nicht ins
Hoſpital gehſt! Dort haſt du doch Verpflegung,
kannſt machen, was du willſt, wirſt vielleicht
auch bald kurirt, und findeſt da lauter alte Be-
kannte. Was willſt du hier in der Kaͤlte her-
umkriechen! Geh ins Spital! — „Hoͤre, lieber
Vallée, erwiederte ich, du wirſt doch ſorgen,
daß ich im Spital wie ſonſt, gehalten werde?
Ich fuͤrchte, ich komme zu oft: der Direktor
wird am Ende wohl tuͤckiſch.“ Ey, warum

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0132" n="128"/>
      <div n="1">
        <head>Sieben und vierzig&#x017F;tes Kapitel.</head><lb/>
        <p><hi rendition="#g">Abermals im Lazareth</hi>. <hi rendition="#g">Be&#x017F;&#x017F;el oder Lo&#x0364;w</hi>. <hi rendition="#g">Bis</hi>-<lb/><hi rendition="#g">pinks Bemu&#x0364;hungen zu meiner Befreyung<lb/>
aus Frankreich</hi>.</p><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <p><hi rendition="#in">O</hi>hngefa&#x0364;hr in der Mitte des Dezembers 1794<lb/>
traf ich den Chirurgus <hi rendition="#g">Vall<hi rendition="#aq">é</hi>e</hi> bey <hi rendition="#g">Viennot</hi>.<lb/>
Er war freundlich, und fragte mich, wie es mir<lb/>
ginge. Ich antwortete ihm: eben nicht zum be-<lb/>
&#x017F;ten: denn einmal mu&#x0364;ßte ich in der Ka&#x0364;lte arbei-<lb/>
ten, und dann &#x017F;chmerze mich meine Wunde auf<lb/>
der Bru&#x017F;t oft nicht wenig. Er ließ &#x017F;ich die&#x017F;elbe<lb/>
zeigen, und &#x017F;agte fluchs: hohle mich Prinz Con-<lb/>
d<hi rendition="#aq">é</hi>: du bi&#x017F;t nicht recht klug, daß du nicht ins<lb/>
Ho&#x017F;pital geh&#x017F;t! Dort ha&#x017F;t du doch Verpflegung,<lb/>
kann&#x017F;t machen, was du will&#x017F;t, wir&#x017F;t vielleicht<lb/>
auch bald kurirt, und finde&#x017F;t da lauter alte Be-<lb/>
kannte. Was will&#x017F;t du hier in der Ka&#x0364;lte her-<lb/>
umkriechen! Geh ins Spital! &#x2014; &#x201E;Ho&#x0364;re, lieber<lb/><hi rendition="#g">Vall<hi rendition="#aq">é</hi>e</hi>, erwiederte ich, du wir&#x017F;t doch &#x017F;orgen,<lb/>
daß ich im Spital wie &#x017F;on&#x017F;t, gehalten werde?<lb/>
Ich fu&#x0364;rchte, ich komme zu oft: der Direktor<lb/>
wird am Ende wohl tu&#x0364;cki&#x017F;ch.&#x201C; Ey, warum<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0132] Sieben und vierzigſtes Kapitel. Abermals im Lazareth. Beſſel oder Loͤw. Bis- pinks Bemuͤhungen zu meiner Befreyung aus Frankreich. Ohngefaͤhr in der Mitte des Dezembers 1794 traf ich den Chirurgus Vallée bey Viennot. Er war freundlich, und fragte mich, wie es mir ginge. Ich antwortete ihm: eben nicht zum be- ſten: denn einmal muͤßte ich in der Kaͤlte arbei- ten, und dann ſchmerze mich meine Wunde auf der Bruſt oft nicht wenig. Er ließ ſich dieſelbe zeigen, und ſagte fluchs: hohle mich Prinz Con- dé: du biſt nicht recht klug, daß du nicht ins Hoſpital gehſt! Dort haſt du doch Verpflegung, kannſt machen, was du willſt, wirſt vielleicht auch bald kurirt, und findeſt da lauter alte Be- kannte. Was willſt du hier in der Kaͤlte her- umkriechen! Geh ins Spital! — „Hoͤre, lieber Vallée, erwiederte ich, du wirſt doch ſorgen, daß ich im Spital wie ſonſt, gehalten werde? Ich fuͤrchte, ich komme zu oft: der Direktor wird am Ende wohl tuͤckiſch.“ Ey, warum

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/132
Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 4,2. Leipzig, 1797, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben0402_1797/132>, abgerufen am 19.04.2024.