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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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Umständen leben kann. Freylich fielen sehr oft
kleine Zänkereyen zwischen mir und meiner Frau
vor, welche von beyden Seiten nicht ganz ohne
Grund waren, jedoch das ging bald vorüber, und
wenn wir uns gezankt hatten, so waren wir eine
halbe viertel Stunde hernach wieder die besten
Freunde. Ein Umstand war indessen doch Ursa-
che, daß der Unwille meiner Frau gegen mich
länger dauerte, so lange nämlich, bis sie von dem
Ungrund ihres Verdachts überzeugt war.

Eine gewisse weggeworfene Creatur, die man
Frau Hammern nannte, sprach mich einst auf der
Straße an, mit ihr zu gehen, und ihr einen Brief
zu schreiben, oder vielmehr einen Menschen, wel-
cher ihr noch 19 thlr. schuldig war, bey den Gerich-
ten zu Bernburg zu verklagen. Ich hatte gerade
nicht Zeit, ihr Verlangen zu erfüllen, versprach
ihr aber, nächstens zu ihr zu kommen. Sie de-
signirte mir ihr Haus: ich ging fort und vergaß,
was ich versprochen hatte. Ohngefähr acht Tage
hernach ging mich die Hammern wieder an, aber
auch damals konnt ich ihr nicht folgen, als sie
mich aber zum dritten Mal anredete, ging ich
gleich mit ihr. Eine dienstfertige Frau, nämlich
die Frau des Musicus Spazier, hatte mich schon
mehrmals mit der Hammern reden sehen, und als
sie nun gar sahe, daß ich mit dieser Makerelle ging,

Umſtaͤnden leben kann. Freylich fielen ſehr oft
kleine Zaͤnkereyen zwiſchen mir und meiner Frau
vor, welche von beyden Seiten nicht ganz ohne
Grund waren, jedoch das ging bald voruͤber, und
wenn wir uns gezankt hatten, ſo waren wir eine
halbe viertel Stunde hernach wieder die beſten
Freunde. Ein Umſtand war indeſſen doch Urſa-
che, daß der Unwille meiner Frau gegen mich
laͤnger dauerte, ſo lange naͤmlich, bis ſie von dem
Ungrund ihres Verdachts uͤberzeugt war.

Eine gewiſſe weggeworfene Creatur, die man
Frau Hammern nannte, ſprach mich einſt auf der
Straße an, mit ihr zu gehen, und ihr einen Brief
zu ſchreiben, oder vielmehr einen Menſchen, wel-
cher ihr noch 19 thlr. ſchuldig war, bey den Gerich-
ten zu Bernburg zu verklagen. Ich hatte gerade
nicht Zeit, ihr Verlangen zu erfuͤllen, verſprach
ihr aber, naͤchſtens zu ihr zu kommen. Sie de-
ſignirte mir ihr Haus: ich ging fort und vergaß,
was ich verſprochen hatte. Ohngefaͤhr acht Tage
hernach ging mich die Hammern wieder an, aber
auch damals konnt ich ihr nicht folgen, als ſie
mich aber zum dritten Mal anredete, ging ich
gleich mit ihr. Eine dienſtfertige Frau, naͤmlich
die Frau des Muſicus Spazier, hatte mich ſchon
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[127/0135] Umſtaͤnden leben kann. Freylich fielen ſehr oft kleine Zaͤnkereyen zwiſchen mir und meiner Frau vor, welche von beyden Seiten nicht ganz ohne Grund waren, jedoch das ging bald voruͤber, und wenn wir uns gezankt hatten, ſo waren wir eine halbe viertel Stunde hernach wieder die beſten Freunde. Ein Umſtand war indeſſen doch Urſa- che, daß der Unwille meiner Frau gegen mich laͤnger dauerte, ſo lange naͤmlich, bis ſie von dem Ungrund ihres Verdachts uͤberzeugt war. Eine gewiſſe weggeworfene Creatur, die man Frau Hammern nannte, ſprach mich einſt auf der Straße an, mit ihr zu gehen, und ihr einen Brief zu ſchreiben, oder vielmehr einen Menſchen, wel- cher ihr noch 19 thlr. ſchuldig war, bey den Gerich- ten zu Bernburg zu verklagen. Ich hatte gerade nicht Zeit, ihr Verlangen zu erfuͤllen, verſprach ihr aber, naͤchſtens zu ihr zu kommen. Sie de- ſignirte mir ihr Haus: ich ging fort und vergaß, was ich verſprochen hatte. Ohngefaͤhr acht Tage hernach ging mich die Hammern wieder an, aber auch damals konnt ich ihr nicht folgen, als ſie mich aber zum dritten Mal anredete, ging ich gleich mit ihr. Eine dienſtfertige Frau, naͤmlich die Frau des Muſicus Spazier, hatte mich ſchon mehrmals mit der Hammern reden ſehen, und als ſie nun gar ſahe, daß ich mit dieſer Makerelle ging,

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/135>, abgerufen am 24.04.2024.