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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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vernünftiger denken, als jene Pfaffen in der Pfalz,
welche vom Schlappohr, vom Muhkalb und von
andern Ungethümen, sogar auf der Canzel pre-
digen. Im Mansfeldischen trift man hier und
da noch den gröbsten Aberglauben an; da giebts
Kerle, welche im Lande herumziehen, und den
Höllenzwang des berüchtigten Doktor Fausts, die
Clavicula Salomonis, und anderes dummes Zeug
aufsuchen, um die Schätze auf dem Mansfelder
Schloß, wo niemals Schätze waren, mit Hülfe
der Geister aufzusuchen, und ein abgefeimter Kerl
zu Eisenberg, welcher aber auch selbst in Halle sei-
nes Gleichen hatte, versieht diese betrogenen Be-
trüger mit derley Raritäten. Ferner giebts im
Mansfeldischen Hexen, Nixe u. d. gl. und wer
den Fratzen widerspricht, den hält der Pöbel für
einen Wahnsinnigen, oder für einen Freygeist. In
Helfta, einem Dorfe bey Eisleben, lebt eine Frau,
oder hat doch noch vor kurzem gelebt, welche einen
Kobold, oder nach der dortigen Aussprache, einen
Kowelt hatte, der ihr mit Spinnen und Stricken
das Brodt verdienen mußte! Das muß ein miserabe-
ler Kerl von Teufel seyn, der seinen Clienten mit sonst
nichts helfen kann, als mit Spinnen und Stricken.
Der Herr Pastor Bährends zu Helfta ist zwar
nichts weniger, als ein Freund des Beelzebubs und
seines Anhangs, aber seine Predigten wider den

vernuͤnftiger denken, als jene Pfaffen in der Pfalz,
welche vom Schlappohr, vom Muhkalb und von
andern Ungethuͤmen, ſogar auf der Canzel pre-
digen. Im Mansfeldiſchen trift man hier und
da noch den groͤbſten Aberglauben an; da giebts
Kerle, welche im Lande herumziehen, und den
Hoͤllenzwang des beruͤchtigten Doktor Fauſts, die
Clavicula Salomonis, und anderes dummes Zeug
aufſuchen, um die Schaͤtze auf dem Mansfelder
Schloß, wo niemals Schaͤtze waren, mit Huͤlfe
der Geiſter aufzuſuchen, und ein abgefeimter Kerl
zu Eiſenberg, welcher aber auch ſelbſt in Halle ſei-
nes Gleichen hatte, verſieht dieſe betrogenen Be-
truͤger mit derley Raritaͤten. Ferner giebts im
Mansfeldiſchen Hexen, Nixe u. d. gl. und wer
den Fratzen widerſpricht, den haͤlt der Poͤbel fuͤr
einen Wahnſinnigen, oder fuͤr einen Freygeiſt. In
Helfta, einem Dorfe bey Eisleben, lebt eine Frau,
oder hat doch noch vor kurzem gelebt, welche einen
Kobold, oder nach der dortigen Ausſprache, einen
Kowelt hatte, der ihr mit Spinnen und Stricken
das Brodt verdienen mußte! Das muß ein miſerabe-
ler Kerl von Teufel ſeyn, der ſeinen Clienten mit ſonſt
nichts helfen kann, als mit Spinnen und Stricken.
Der Herr Paſtor Baͤhrends zu Helfta iſt zwar
nichts weniger, als ein Freund des Beelzebubs und
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[180/0188] vernuͤnftiger denken, als jene Pfaffen in der Pfalz, welche vom Schlappohr, vom Muhkalb und von andern Ungethuͤmen, ſogar auf der Canzel pre- digen. Im Mansfeldiſchen trift man hier und da noch den groͤbſten Aberglauben an; da giebts Kerle, welche im Lande herumziehen, und den Hoͤllenzwang des beruͤchtigten Doktor Fauſts, die Clavicula Salomonis, und anderes dummes Zeug aufſuchen, um die Schaͤtze auf dem Mansfelder Schloß, wo niemals Schaͤtze waren, mit Huͤlfe der Geiſter aufzuſuchen, und ein abgefeimter Kerl zu Eiſenberg, welcher aber auch ſelbſt in Halle ſei- nes Gleichen hatte, verſieht dieſe betrogenen Be- truͤger mit derley Raritaͤten. Ferner giebts im Mansfeldiſchen Hexen, Nixe u. d. gl. und wer den Fratzen widerſpricht, den haͤlt der Poͤbel fuͤr einen Wahnſinnigen, oder fuͤr einen Freygeiſt. In Helfta, einem Dorfe bey Eisleben, lebt eine Frau, oder hat doch noch vor kurzem gelebt, welche einen Kobold, oder nach der dortigen Ausſprache, einen Kowelt hatte, der ihr mit Spinnen und Stricken das Brodt verdienen mußte! Das muß ein miſerabe- ler Kerl von Teufel ſeyn, der ſeinen Clienten mit ſonſt nichts helfen kann, als mit Spinnen und Stricken. Der Herr Paſtor Baͤhrends zu Helfta iſt zwar nichts weniger, als ein Freund des Beelzebubs und ſeines Anhangs, aber ſeine Predigten wider den

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/188>, abgerufen am 19.04.2024.