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Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802.

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das Andenken eines Grafen an den Pranger zu
stellen, welcher noch sehr vornehme Verwandte in-
nerhalb und außerhalb Deutschlands hat, als viel-
mehr einen Zuchtspiegel für diejenigen zu stellen,
welche gern mit aller Ehrbarkeit als Regenten durch
die Welt kommen wollen. Daß ich meinen Zweck
nicht ganz verfehlt habe, beweist folgender Vor-
fall: Im Frühling 1798 ließ mich der Fürst von
Neuß zu sich auf den Löwen kommen, war sehr
artig gegen mich, und gestand mir, daß er gerne
den Verfasser des Carl Magnus habe wollen ken-
nen lernen; Carl Magnus sey zwar sein Vetter ge-
wesen, aber darauf nehme er gar keine Rücksicht,
und billige mein Unternehmen, einen winzigen Ty-
rannen zum abschreckenden Beyspiel aufzustellen.
"Ich wünschte, fuhr er fort, daß manche Herren --
hier nannte er verschiedene -- Ihren Carl Magnus
lesen mögten. Denn viele stehn schon auf der
Schaukel, und werden bald umkippen, andre ei-
len ihrem Verderben schnurstraks entgegen. Ihr
Buch könnte sie belehren, was aus Donkischotspos-
sen herauskommt." So urtheilte ein helldenkender,
aufgeklärter Fürst; ganz anders aber sprach der
Göttinger Recensent, welcher, wie man versichert
hat, Hr. von Berg seyn soll. Dieser Recensent
fiel besonders über das Urtheil her, welches ich
über das Reichskammergericht zu Wetzlar gefällt

das Andenken eines Grafen an den Pranger zu
ſtellen, welcher noch ſehr vornehme Verwandte in-
nerhalb und außerhalb Deutſchlands hat, als viel-
mehr einen Zuchtſpiegel fuͤr diejenigen zu ſtellen,
welche gern mit aller Ehrbarkeit als Regenten durch
die Welt kommen wollen. Daß ich meinen Zweck
nicht ganz verfehlt habe, beweiſt folgender Vor-
fall: Im Fruͤhling 1798 ließ mich der Fuͤrſt von
Neuß zu ſich auf den Loͤwen kommen, war ſehr
artig gegen mich, und geſtand mir, daß er gerne
den Verfaſſer des Carl Magnus habe wollen ken-
nen lernen; Carl Magnus ſey zwar ſein Vetter ge-
weſen, aber darauf nehme er gar keine Ruͤckſicht,
und billige mein Unternehmen, einen winzigen Ty-
rannen zum abſchreckenden Beyſpiel aufzuſtellen.
„Ich wuͤnſchte, fuhr er fort, daß manche Herren —
hier nannte er verſchiedene — Ihren Carl Magnus
leſen moͤgten. Denn viele ſtehn ſchon auf der
Schaukel, und werden bald umkippen, andre ei-
len ihrem Verderben ſchnurſtraks entgegen. Ihr
Buch koͤnnte ſie belehren, was aus Donkiſchotspoſ-
ſen herauskommt.“ So urtheilte ein helldenkender,
aufgeklaͤrter Fuͤrſt; ganz anders aber ſprach der
Goͤttinger Recenſent, welcher, wie man verſichert
hat, Hr. von Berg ſeyn ſoll. Dieſer Recenſent
fiel beſonders uͤber das Urtheil her, welches ich
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[74/0082] das Andenken eines Grafen an den Pranger zu ſtellen, welcher noch ſehr vornehme Verwandte in- nerhalb und außerhalb Deutſchlands hat, als viel- mehr einen Zuchtſpiegel fuͤr diejenigen zu ſtellen, welche gern mit aller Ehrbarkeit als Regenten durch die Welt kommen wollen. Daß ich meinen Zweck nicht ganz verfehlt habe, beweiſt folgender Vor- fall: Im Fruͤhling 1798 ließ mich der Fuͤrſt von Neuß zu ſich auf den Loͤwen kommen, war ſehr artig gegen mich, und geſtand mir, daß er gerne den Verfaſſer des Carl Magnus habe wollen ken- nen lernen; Carl Magnus ſey zwar ſein Vetter ge- weſen, aber darauf nehme er gar keine Ruͤckſicht, und billige mein Unternehmen, einen winzigen Ty- rannen zum abſchreckenden Beyſpiel aufzuſtellen. „Ich wuͤnſchte, fuhr er fort, daß manche Herren — hier nannte er verſchiedene — Ihren Carl Magnus leſen moͤgten. Denn viele ſtehn ſchon auf der Schaukel, und werden bald umkippen, andre ei- len ihrem Verderben ſchnurſtraks entgegen. Ihr Buch koͤnnte ſie belehren, was aus Donkiſchotspoſ- ſen herauskommt.“ So urtheilte ein helldenkender, aufgeklaͤrter Fuͤrſt; ganz anders aber ſprach der Goͤttinger Recenſent, welcher, wie man verſichert hat, Hr. von Berg ſeyn ſoll. Dieſer Recenſent fiel beſonders uͤber das Urtheil her, welches ich uͤber das Reichskammergericht zu Wetzlar gefaͤllt

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Zitationshilfe: Laukhard, Friedrich Christian: F. C. Laukhards Leben und Schicksale. Bd. 5. Leipzig, 1802, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/laukhard_leben05_1802/82>, abgerufen am 23.04.2024.