Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>
Zweytes Fragment.
Drey Porträte von demselben Gesichte. S.
Des III. Ban-
des XLIV.
Tafel.

Ein in seinem dreyfachen Felde, dem Burlesken, den Jnsekten, und Thieren,
unübertrefflicher Zeichner -- -- Kunstaug ist in allen dreyen sichtbar.

Und wer sieht nicht in Aug und Mund das schalkhaft launige?

1) Die Nase des Prosils ist die wahreste, und sie ist sicherer Ausdruck von Erfindungs-
reicher Kraft.
Jn der Stirn ist Witz und Unbiegsamkeit -- sichtbar.
2) Das linke Auge holt das Lächerliche tief heraus; ergreift's und setzt's hin. Umriß von
der Stirn herab bis zum Kinn schöner als in der Natur; aber nicht so geistreich.
Die Nase schöner, aber nicht so schaffend und fruchtbar.
Der Mund voll Gefälligkeit und Güte.
3) Die Nase weder geistreich noch schön; der Mund selbst gefälliger als 2. Das ganze
Gesicht verjungfräulicht.

Die nachstehende Vignette von demselben Gesichte -- sanfter und kränkelnder, als die drey
übrigen. Mehr Ruh als Güte und Selbstgefälligkeit. Die Nase feiner als 2. und 3.

[Abbildung]
Drittes
Zweytes Fragment.
Drey Portraͤte von demſelben Geſichte. S.
Des III. Ban-
des XLIV.
Tafel.

Ein in ſeinem dreyfachen Felde, dem Burlesken, den Jnſekten, und Thieren,
unuͤbertrefflicher Zeichner — — Kunſtaug iſt in allen dreyen ſichtbar.

Und wer ſieht nicht in Aug und Mund das ſchalkhaft launige?

1) Die Naſe des Proſils iſt die wahreſte, und ſie iſt ſicherer Ausdruck von Erfindungs-
reicher Kraft.
Jn der Stirn iſt Witz und Unbiegſamkeit — ſichtbar.
2) Das linke Auge holt das Laͤcherliche tief heraus; ergreift’s und ſetzt’s hin. Umriß von
der Stirn herab bis zum Kinn ſchoͤner als in der Natur; aber nicht ſo geiſtreich.
Die Naſe ſchoͤner, aber nicht ſo ſchaffend und fruchtbar.
Der Mund voll Gefaͤlligkeit und Guͤte.
3) Die Naſe weder geiſtreich noch ſchoͤn; der Mund ſelbſt gefaͤlliger als 2. Das ganze
Geſicht verjungfraͤulicht.

Die nachſtehende Vignette von demſelben Geſichte — ſanfter und kraͤnkelnder, als die drey
uͤbrigen. Mehr Ruh als Guͤte und Selbſtgefaͤlligkeit. Die Naſe feiner als 2. und 3.

[Abbildung]
Drittes
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0272" n="170"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Zweytes Fragment.<lb/>
Drey Portra&#x0364;te von dem&#x017F;elben Ge&#x017F;ichte. <hi rendition="#aq">S.</hi></hi> </head><lb/>
          <note place="left">Des <hi rendition="#aq">III.</hi> Ban-<lb/>
des <hi rendition="#aq">XLIV.</hi><lb/>
Tafel.</note>
          <p><hi rendition="#in">E</hi>in in &#x017F;einem dreyfachen Felde, dem <hi rendition="#fr">Burlesken,</hi> den <hi rendition="#fr">Jn&#x017F;ekten,</hi> und <hi rendition="#fr">Thieren,</hi><lb/>
unu&#x0364;bertrefflicher Zeichner &#x2014; &#x2014; Kun&#x017F;taug i&#x017F;t in allen dreyen &#x017F;ichtbar.</p><lb/>
          <p>Und wer &#x017F;ieht nicht in Aug und Mund das &#x017F;chalkhaft launige?</p><lb/>
          <list>
            <item>1) Die Na&#x017F;e des Pro&#x017F;ils i&#x017F;t die wahre&#x017F;te, und &#x017F;ie i&#x017F;t &#x017F;icherer Ausdruck von Erfindungs-<lb/>
reicher Kraft.</item><lb/>
            <item>Jn der Stirn i&#x017F;t Witz und Unbieg&#x017F;amkeit &#x2014; &#x017F;ichtbar.</item><lb/>
            <item>2) Das linke Auge holt das La&#x0364;cherliche tief heraus; ergreift&#x2019;s und &#x017F;etzt&#x2019;s hin. Umriß von<lb/>
der Stirn herab bis zum Kinn &#x017F;cho&#x0364;ner als in der Natur; aber nicht &#x017F;o gei&#x017F;treich.</item><lb/>
            <item>Die Na&#x017F;e &#x017F;cho&#x0364;ner, aber nicht &#x017F;o &#x017F;chaffend und fruchtbar.</item><lb/>
            <item>Der Mund voll Gefa&#x0364;lligkeit und Gu&#x0364;te.</item><lb/>
            <item>3) Die Na&#x017F;e weder gei&#x017F;treich noch &#x017F;cho&#x0364;n; der Mund &#x017F;elb&#x017F;t gefa&#x0364;lliger als 2. Das ganze<lb/>
Ge&#x017F;icht verjungfra&#x0364;ulicht.</item>
          </list><lb/>
          <p>Die nach&#x017F;tehende Vignette von dem&#x017F;elben Ge&#x017F;ichte &#x2014; &#x017F;anfter und kra&#x0364;nkelnder, als die drey<lb/>
u&#x0364;brigen. Mehr Ruh als Gu&#x0364;te und Selb&#x017F;tgefa&#x0364;lligkeit. Die Na&#x017F;e feiner als 2. und 3.</p><lb/>
          <figure/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Drittes</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[170/0272] Zweytes Fragment. Drey Portraͤte von demſelben Geſichte. S. Ein in ſeinem dreyfachen Felde, dem Burlesken, den Jnſekten, und Thieren, unuͤbertrefflicher Zeichner — — Kunſtaug iſt in allen dreyen ſichtbar. Und wer ſieht nicht in Aug und Mund das ſchalkhaft launige? 1) Die Naſe des Proſils iſt die wahreſte, und ſie iſt ſicherer Ausdruck von Erfindungs- reicher Kraft. Jn der Stirn iſt Witz und Unbiegſamkeit — ſichtbar. 2) Das linke Auge holt das Laͤcherliche tief heraus; ergreift’s und ſetzt’s hin. Umriß von der Stirn herab bis zum Kinn ſchoͤner als in der Natur; aber nicht ſo geiſtreich. Die Naſe ſchoͤner, aber nicht ſo ſchaffend und fruchtbar. Der Mund voll Gefaͤlligkeit und Guͤte. 3) Die Naſe weder geiſtreich noch ſchoͤn; der Mund ſelbſt gefaͤlliger als 2. Das ganze Geſicht verjungfraͤulicht. Die nachſtehende Vignette von demſelben Geſichte — ſanfter und kraͤnkelnder, als die drey uͤbrigen. Mehr Ruh als Guͤte und Selbſtgefaͤlligkeit. Die Naſe feiner als 2. und 3. [Abbildung] Drittes

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/272
Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 3. Leipzig u. a., 1777, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente03_1777/272>, abgerufen am 24.04.2024.