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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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Auszüge aus andern.
c) Aus einem Briefe von Herrn Professor Camper aus Franeker.
vom Sept. 1776.

"Es ist, wo nicht unmöglich, doch sehr schwer, Jhnen das Wesentliche meiner praktischen
"Regeln, um die verschiedensten Nationen und die verschiedenen Alter beynahe mit mathematischer
[Spaltenumbruch]

Genauigkeit
Dingen, deren Theilnehmungswürdigkeit anschauend
und sinnlich wahrgenommen werden kann, ist, wo nicht
das Wesentliche der Narrheit, doch das, was allen
Narren gemein ist. Jnnere Leidenschaftlosigkeit selbst
beym äußerlichen Scheine von Leidenschaft -- Ab-
senz
des Geistes bey aller Maske von Präsenz -- Der
Dummkopf hingegen hat wenig Begriffe, und hat nur
undeutliche
Begriffe, oder kennt die angenommene Be-
deutung der willkührlichen Zeichen nicht, aber ist hefti-
ger wahrer Leidenschaften fähig. Nun die Narrheit,
die Leidenschaftlosigkeit, die untheilnehmende Atonie,
hängt mehr entweder von der ursprünglichen Beschaf-
fenheit,
oder von gewaltsamen leidenschaftlichen Er-
schütterungen und Stümpfungen
der Nerven ab;
sind diese durch eine gewaltsame Pressung der festen
Theile, besonders in der frühen Jugend, nicht stumpf
geworden, so war daher keine eigentliche Narrheit un-
mittelbar zu befürchten. -- Aber Dummheit, Stumpf-
heit
des Sinnes, die mußte immer die Folge davon
seyn; daher man unter allen diesen Nationalmißgestal-
ten schwerlich je einen einzigen vernünftigen, weisen
Menschen
herausfinden wird. -- -- Um aus diesen
unnatürlichen Versündigungen gegen die menschliche Ge-
sichtsform, physiognomische oder antiphysiognomische
Schlüsse herleiten zu können, müßte man ruhige und
wiederholte Versuche machen -- einige Dutzend unge-
preßte
neben einigen Dutzenden gepreßten aus derselben
Gegend, unter denselben Umständen, neben einander
aufwachsen lassen. Der aber, dünkt mich zum voraus,
thut der Natur schlechte Ehre an, der nur vermuthen
[Spaltenumbruch] könnte -- "Unnatürliche und gewaltsame Pressungen
"lassen den Geisteskräften denselben freyen Lauf, wie
"natürliche Bildungen."
6) Aus einer englischen Schrift, Digression on
Physiognomy,
(die sich hinten an einem Münzwerke
befindet, dessen Titel mir unbekannt ist -- welche Ab-
handlung aber übrigens wenig merkwürdiges enthält,
und sich kaum der Abschrift lohnte, die ich mir davon
machen ließ.) "Die Russen, Pohlen, Deutschen, Un-
"garn
sind Leute von männlichem Ansehen; ihre Nasen
"sind mehr stumpf und mäßig gebogen, als der Jtaliä-
"ner.
-- Die Venetianer sind wohl proportionirt und
"angenehm. Die Schweizer," (nämlich die Grau-
bündter
Bauren, Glarner und Walliser vorzüglich)
"und die Alpenbewohner haben meistens Kröpfe, und
"viele krumme Gesichter, welches man ihrem Getränke
"von Schneewasser" (und kalchigtem Wasser) "zu-
"schreibt. Die Einwohner von Genua sind wegen ih-
"rer spitzigen und zuckerhutförmigen Köpfe berühmt.
"Die Einwohner von Spanien und Portugall haben
"noch immer etwas von der Farbe und Bildung derer
"an sich, die sie so unmenschlich vertrieben. Die Per-
"sier
und Armenier sind angenehm und majestätisch,
"vornehmlich durch ihre königliche Habichtsnase, wel-
"che der Nation eigen zu seyn scheint, und sonst nir-
"gends so allgemein gefunden wird. Plutarch sagt
"uns, Artaxerxes habe die Nase eines Adlers gehabt,
"und solche hatten Demetrius, Gryphus, Neoptole-
"mus, Augustus, Galba, Constantin
der Große, Scan-
"derberg Solyman;
diese alle waren kriegerisch, hel-
denhaft
Phys. Fragm. IV Versuch. N n
Auszuͤge aus andern.
c) Aus einem Briefe von Herrn Profeſſor Camper aus Franeker.
vom Sept. 1776.

„Es iſt, wo nicht unmoͤglich, doch ſehr ſchwer, Jhnen das Weſentliche meiner praktiſchen
„Regeln, um die verſchiedenſten Nationen und die verſchiedenen Alter beynahe mit mathematiſcher
[Spaltenumbruch]

Genauigkeit
Dingen, deren Theilnehmungswuͤrdigkeit anſchauend
und ſinnlich wahrgenommen werden kann, iſt, wo nicht
das Weſentliche der Narrheit, doch das, was allen
Narren gemein iſt. Jnnere Leidenſchaftloſigkeit ſelbſt
beym aͤußerlichen Scheine von Leidenſchaft — Ab-
ſenz
des Geiſtes bey aller Maske von Praͤſenz — Der
Dummkopf hingegen hat wenig Begriffe, und hat nur
undeutliche
Begriffe, oder kennt die angenommene Be-
deutung der willkuͤhrlichen Zeichen nicht, aber iſt hefti-
ger wahrer Leidenſchaften faͤhig. Nun die Narrheit,
die Leidenſchaftloſigkeit, die untheilnehmende Atonie,
haͤngt mehr entweder von der urſpruͤnglichen Beſchaf-
fenheit,
oder von gewaltſamen leidenſchaftlichen Er-
ſchuͤtterungen und Stuͤmpfungen
der Nerven ab;
ſind dieſe durch eine gewaltſame Preſſung der feſten
Theile, beſonders in der fruͤhen Jugend, nicht ſtumpf
geworden, ſo war daher keine eigentliche Narrheit un-
mittelbar zu befuͤrchten. — Aber Dummheit, Stumpf-
heit
des Sinnes, die mußte immer die Folge davon
ſeyn; daher man unter allen dieſen Nationalmißgeſtal-
ten ſchwerlich je einen einzigen vernuͤnftigen, weiſen
Menſchen
herausfinden wird. — — Um aus dieſen
unnatuͤrlichen Verſuͤndigungen gegen die menſchliche Ge-
ſichtsform, phyſiognomiſche oder antiphyſiognomiſche
Schluͤſſe herleiten zu koͤnnen, muͤßte man ruhige und
wiederholte Verſuche machen — einige Dutzend unge-
preßte
neben einigen Dutzenden gepreßten aus derſelben
Gegend, unter denſelben Umſtaͤnden, neben einander
aufwachſen laſſen. Der aber, duͤnkt mich zum voraus,
thut der Natur ſchlechte Ehre an, der nur vermuthen
[Spaltenumbruch] koͤnnte — „Unnatuͤrliche und gewaltſame Preſſungen
„laſſen den Geiſteskraͤften denſelben freyen Lauf, wie
natuͤrliche Bildungen.
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Phyſiognomy,
(die ſich hinten an einem Muͤnzwerke
befindet, deſſen Titel mir unbekannt iſt — welche Ab-
handlung aber uͤbrigens wenig merkwuͤrdiges enthaͤlt,
und ſich kaum der Abſchrift lohnte, die ich mir davon
machen ließ.) „Die Ruſſen, Pohlen, Deutſchen, Un-
„garn
ſind Leute von maͤnnlichem Anſehen; ihre Naſen
„ſind mehr ſtumpf und maͤßig gebogen, als der Jtaliaͤ-
„ner.
— Die Venetianer ſind wohl proportionirt und
„angenehm. Die Schweizer,“ (naͤmlich die Grau-
buͤndter
Bauren, Glarner und Walliſer vorzuͤglich)
„und die Alpenbewohner haben meiſtens Kroͤpfe, und
„viele krumme Geſichter, welches man ihrem Getraͤnke
„von Schneewaſſer“ (und kalchigtem Waſſer) „zu-
„ſchreibt. Die Einwohner von Genua ſind wegen ih-
„rer ſpitzigen und zuckerhutfoͤrmigen Koͤpfe beruͤhmt.
„Die Einwohner von Spanien und Portugall haben
„noch immer etwas von der Farbe und Bildung derer
„an ſich, die ſie ſo unmenſchlich vertrieben. Die Per-
„ſier
und Armenier ſind angenehm und majeſtaͤtiſch,
„vornehmlich durch ihre koͤnigliche Habichtsnaſe, wel-
„che der Nation eigen zu ſeyn ſcheint, und ſonſt nir-
„gends ſo allgemein gefunden wird. Plutarch ſagt
„uns, Artaxerxes habe die Naſe eines Adlers gehabt,
„und ſolche hatten Demetrius, Gryphus, Neoptole-
„mus, Auguſtus, Galba, Conſtantin
der Große, Scan-
„derberg Solyman;
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[281/0321] Auszuͤge aus andern. c) Aus einem Briefe von Herrn Profeſſor Camper aus Franeker. vom Sept. 1776. „Es iſt, wo nicht unmoͤglich, doch ſehr ſchwer, Jhnen das Weſentliche meiner praktiſchen „Regeln, um die verſchiedenſten Nationen und die verſchiedenen Alter beynahe mit mathematiſcher Genauigkeit 1) 1) Dingen, deren Theilnehmungswuͤrdigkeit anſchauend und ſinnlich wahrgenommen werden kann, iſt, wo nicht das Weſentliche der Narrheit, doch das, was allen Narren gemein iſt. Jnnere Leidenſchaftloſigkeit ſelbſt beym aͤußerlichen Scheine von Leidenſchaft — Ab- ſenz des Geiſtes bey aller Maske von Praͤſenz — Der Dummkopf hingegen hat wenig Begriffe, und hat nur undeutliche Begriffe, oder kennt die angenommene Be- deutung der willkuͤhrlichen Zeichen nicht, aber iſt hefti- ger wahrer Leidenſchaften faͤhig. Nun die Narrheit, die Leidenſchaftloſigkeit, die untheilnehmende Atonie, haͤngt mehr entweder von der urſpruͤnglichen Beſchaf- fenheit, oder von gewaltſamen leidenſchaftlichen Er- ſchuͤtterungen und Stuͤmpfungen der Nerven ab; ſind dieſe durch eine gewaltſame Preſſung der feſten Theile, beſonders in der fruͤhen Jugend, nicht ſtumpf geworden, ſo war daher keine eigentliche Narrheit un- mittelbar zu befuͤrchten. — Aber Dummheit, Stumpf- heit des Sinnes, die mußte immer die Folge davon ſeyn; daher man unter allen dieſen Nationalmißgeſtal- ten ſchwerlich je einen einzigen vernuͤnftigen, weiſen Menſchen herausfinden wird. — — Um aus dieſen unnatuͤrlichen Verſuͤndigungen gegen die menſchliche Ge- ſichtsform, phyſiognomiſche oder antiphyſiognomiſche Schluͤſſe herleiten zu koͤnnen, muͤßte man ruhige und wiederholte Verſuche machen — einige Dutzend unge- preßte neben einigen Dutzenden gepreßten aus derſelben Gegend, unter denſelben Umſtaͤnden, neben einander aufwachſen laſſen. Der aber, duͤnkt mich zum voraus, thut der Natur ſchlechte Ehre an, der nur vermuthen koͤnnte — „Unnatuͤrliche und gewaltſame Preſſungen „laſſen den Geiſteskraͤften denſelben freyen Lauf, wie „natuͤrliche Bildungen.“ 6) Aus einer engliſchen Schrift, Digreſſion on Phyſiognomy, (die ſich hinten an einem Muͤnzwerke befindet, deſſen Titel mir unbekannt iſt — welche Ab- handlung aber uͤbrigens wenig merkwuͤrdiges enthaͤlt, und ſich kaum der Abſchrift lohnte, die ich mir davon machen ließ.) „Die Ruſſen, Pohlen, Deutſchen, Un- „garn ſind Leute von maͤnnlichem Anſehen; ihre Naſen „ſind mehr ſtumpf und maͤßig gebogen, als der Jtaliaͤ- „ner. — Die Venetianer ſind wohl proportionirt und „angenehm. Die Schweizer,“ (naͤmlich die Grau- buͤndter Bauren, Glarner und Walliſer vorzuͤglich) „und die Alpenbewohner haben meiſtens Kroͤpfe, und „viele krumme Geſichter, welches man ihrem Getraͤnke „von Schneewaſſer“ (und kalchigtem Waſſer) „zu- „ſchreibt. Die Einwohner von Genua ſind wegen ih- „rer ſpitzigen und zuckerhutfoͤrmigen Koͤpfe beruͤhmt. „Die Einwohner von Spanien und Portugall haben „noch immer etwas von der Farbe und Bildung derer „an ſich, die ſie ſo unmenſchlich vertrieben. Die Per- „ſier und Armenier ſind angenehm und majeſtaͤtiſch, „vornehmlich durch ihre koͤnigliche Habichtsnaſe, wel- „che der Nation eigen zu ſeyn ſcheint, und ſonſt nir- „gends ſo allgemein gefunden wird. Plutarch ſagt „uns, Artaxerxes habe die Naſe eines Adlers gehabt, „und ſolche hatten Demetrius, Gryphus, Neoptole- „mus, Auguſtus, Galba, Conſtantin der Große, Scan- „derberg Solyman; dieſe alle waren kriegeriſch, hel- denhaft Phyſ. Fragm. IV Verſuch. N n

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/321>, abgerufen am 28.03.2024.