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Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778.

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I. Abschnitt. III. Fragment.

Wem ist der charakteristische Unterschied zwischen diesen und jenen nicht auffallend? wer
sieht nicht das weniger Zarte, weniger Feine und Sanfte drinn? Alle drey von sehr verständigen
Personen -- Die mittlere von einem Mädchen von 13. Jahren von großen Talenten. 1. ist härter
und zäher und dennoch schnell empfindlicher, als 3. Dieß scheint mir durchaus in allen Fingern von
beyden auffallend -- und so ist auch Gestalt und Charakter. 2. wird leicht -- 3. selten Thränen
vergießen.

Zweyte Zugabe.
Einige Daumen.
[Abbildung]

Die Verschiedenheit dieser Daumen ist für ein geübtes Auge so sprechend, als die Gesichtsform.
Man lasse michs noch einmal wiederholen: Die Gesichtsform wird mit der Zeit so gewiß aus
dem bloßen Daumen gefunden werden können, als bereits von jedem wohl unterrichteten Zeichner
die Gesichtslänge daraus gefunden werden kann.

1. Jst von einem feinfühlenden, witzreichen, verständigen Manne von etwas weichfleischi-
ger, mittelmäßiger Bildung.

2. Von einem sehr geschickten Clavierspieler, der weniger schlank ist als der vorige.

3. Von meiner Frau, die wir schon kennen.

4. Von
I. Abſchnitt. III. Fragment.

Wem iſt der charakteriſtiſche Unterſchied zwiſchen dieſen und jenen nicht auffallend? wer
ſieht nicht das weniger Zarte, weniger Feine und Sanfte drinn? Alle drey von ſehr verſtaͤndigen
Perſonen — Die mittlere von einem Maͤdchen von 13. Jahren von großen Talenten. 1. iſt haͤrter
und zaͤher und dennoch ſchnell empfindlicher, als 3. Dieß ſcheint mir durchaus in allen Fingern von
beyden auffallend — und ſo iſt auch Geſtalt und Charakter. 2. wird leicht — 3. ſelten Thraͤnen
vergießen.

Zweyte Zugabe.
Einige Daumen.
[Abbildung]

Die Verſchiedenheit dieſer Daumen iſt fuͤr ein geuͤbtes Auge ſo ſprechend, als die Geſichtsform.
Man laſſe michs noch einmal wiederholen: Die Geſichtsform wird mit der Zeit ſo gewiß aus
dem bloßen Daumen gefunden werden koͤnnen, als bereits von jedem wohl unterrichteten Zeichner
die Geſichtslaͤnge daraus gefunden werden kann.

1. Jſt von einem feinfuͤhlenden, witzreichen, verſtaͤndigen Manne von etwas weichfleiſchi-
ger, mittelmaͤßiger Bildung.

2. Von einem ſehr geſchickten Clavierſpieler, der weniger ſchlank iſt als der vorige.

3. Von meiner Frau, die wir ſchon kennen.

4. Von
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[50/0074] I. Abſchnitt. III. Fragment. Wem iſt der charakteriſtiſche Unterſchied zwiſchen dieſen und jenen nicht auffallend? wer ſieht nicht das weniger Zarte, weniger Feine und Sanfte drinn? Alle drey von ſehr verſtaͤndigen Perſonen — Die mittlere von einem Maͤdchen von 13. Jahren von großen Talenten. 1. iſt haͤrter und zaͤher und dennoch ſchnell empfindlicher, als 3. Dieß ſcheint mir durchaus in allen Fingern von beyden auffallend — und ſo iſt auch Geſtalt und Charakter. 2. wird leicht — 3. ſelten Thraͤnen vergießen. Zweyte Zugabe. Einige Daumen. [Abbildung] Die Verſchiedenheit dieſer Daumen iſt fuͤr ein geuͤbtes Auge ſo ſprechend, als die Geſichtsform. Man laſſe michs noch einmal wiederholen: Die Geſichtsform wird mit der Zeit ſo gewiß aus dem bloßen Daumen gefunden werden koͤnnen, als bereits von jedem wohl unterrichteten Zeichner die Geſichtslaͤnge daraus gefunden werden kann. 1. Jſt von einem feinfuͤhlenden, witzreichen, verſtaͤndigen Manne von etwas weichfleiſchi- ger, mittelmaͤßiger Bildung. 2. Von einem ſehr geſchickten Clavierſpieler, der weniger ſchlank iſt als der vorige. 3. Von meiner Frau, die wir ſchon kennen. 4. Von

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Zitationshilfe: Lavater, Johann Caspar: Physiognomische Fragmente, zur Beförderung der Menschenkenntniß und Menschenliebe. Bd. 4. Leipzig u. a., 1778, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lavater_fragmente04_1778/74>, abgerufen am 25.04.2024.